Triathlon Das "eiserne" Triathlon-Team des ATV

Kerken/Roth · Sieben Glorreiche des TV Aldekerk zogen los und gingen beim "Ironman" in Roth an den Start. Über das "Mekka" der Triathleten und wie man sich zwölf Stunden sportlich bei Laune hält, erzählen die "Finisher". Das Motto: "Der Schmerz geht, Stolz bleibt."

 Die Ruhe vor dem Start: Die ATV-Sportler Christian Garms, Michaela Abendroth, Dr. Tilman Vogel, Stefan Schraets, Klemens Molderings, Peter Kratz und Bernd Cerfontaine (v.l.) kurz vor dem Start.

Die Ruhe vor dem Start: Die ATV-Sportler Christian Garms, Michaela Abendroth, Dr. Tilman Vogel, Stefan Schraets, Klemens Molderings, Peter Kratz und Bernd Cerfontaine (v.l.) kurz vor dem Start.

Foto: Stefan Schraets

Allein der Start: "Gänsehaut pur", sagt Peter Kratz. Er gehört zu den sieben Startern, die sich vom TV Aldekerk nach Roth aufmachten. Teilnehmer Christian Garms spricht vom "Mekka des Triathlons". Sportler aus aller Welt treffen sich einmal im Jahr in der mittelfränkischen Stadt, um 3,8 Kilometer Schwimmstrecke, 180 Kilometer Radfahren und anschließend noch einen Marathon zu absolvieren, also 42,195 Kilometer Laufen.

Die ATV'ler waren mit am Start. "Wir sind jetzt Eisenmänner, das kann uns keiner mehr nehmen", sagt Garms. Mit Michaela Abendroth hat der ATV auch eine "Eisenfrau". Der Name kommt vom ursprünglichen Wettbewerb in Roth, der früher Ironman hieß. Heute nennt man ihn "Challenge Roth". Unterm Strich sei so ein Ironman nichts Alltägliches, sagt Stefan Schraets. Die Länge der Strecke kann man sich noch einmal genau anschauen.

Und dann ist da noch diese ganz besondere Atmosphäre. Fast 3500 Einzelstarter fiebern dem Startschuss entgegen, genauso wie das sportbegeisterte Publikum. Um alle auf die Strecke, und vor allem als erstes in den Main-Donau-Kanal zu bringen, wird zeitversetzt gestartet. Zwar haben Christian Garms und Peter Kratz mit 11:46:43 Stunden und 11:46:46 Stunden fast die gleiche Zeit hingelegt, aber man muss sich alles andere vorstellen, als dass sie Seite an Seite ins Ziel gingen. "Wir sind 20 Minuten zeitversetzt gestartet", sagt Garms. Er war schon im Ziel, lief dann ins Stadion, bekam die Medaille umgehängt und ging dann weiter zum Regenerationsbereich mit 1000 anderen Aktiven. Bei seinem "Finish" habe es in Strömen geregnet. "Da war ich noch oben im Wald", sagt Peter Kratz. "Und, hast dich untergestellt ?", frotzelt Garms. Der schnellste Mann war an dem Tag der Belgier Barts Aemounts mit 7:59:07 Stunden.

Die Letzten, die ins Ziel kamen, haben doppelt so lang gebraucht. Die Platzierung sei aber nebensächlich, darin sind sich alle einig. "Entscheidend ist es, das Ziel zu erreichen", sagt Christian Garms. Die ATV'ler liegen alle im Mittelfeld. Die beste Zeit von ihnen erzielte Stefan Schraets mit 10:18:30 Stunden. Mit einer Zeit von 12:13:50 Stunden ist "Eisenfrau" Michaela Abendroth 24. in ihrer Altersklasse AK 45 geworden. Und das inmitten einer Konkurrenz aus aller Welt. Und wie übersteht man so einen Lauf? "Das eine sind die körperlichen Herausforderungen, das andere die mentale Vorbereitung", sagt Stefan Schraets. Das sei ein Reifeprozess. "Wenn man einen Schalter im Kopf umlegt auf Langdistanz, dann ist man bereit", sagt Peter Kratz. "Auf der Laufstrecke, wo es wieder runterging und ich wusste, da musst du wieder hoch, das fand ich vom Kopf her schwierig", beschreibt Bernd Cerfontaine die mentale Herausforderung.

Auch die Kilometermarkierungen, an denen man vorbeilief und im Kopf zu rechnen begann, wie weit es noch ist, nach 3,8 Kilometern Schwimmen und schon 180 Kilometern mit dem Rad, seien keine einfache Sache. Dabei hat alles für die Ironmänner aus Aldekerk ganz klein angefangen. Mit dem Volkstriathlon am Eyller See. Zum Vergleich: 500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und fünf Kilometer Laufen. "Die ATV-Veranstaltung ist die Grundlage, und da sind wir stolz drauf", sagen die "Eisenmänner". Dabei taucht eine Frage auf: Wie ist es denn mit Essen auf so einer langen Distanz wie beim Ironman? Tatsächlich rechnen die Sportler ganz genau den Kohlenhydratbedarf für ihren mehrstündigen Dauersport aus und nehmen dementsprechend Nahrung mit.

Die besteht normalerweise aus hochdosierten Gels. "Da freut man sich einfach auf ein normales Brot", sagt Garms grinsend. Er hat sich für unterwegs drei Brote geschmiert. Oder man freut sich auf das Essen am Ende des Tages. "Ich habe mich direkt zum Stand mit Hühnersuppe und Blutwurst begeben", sagt Bernd Cerfontaine. Dann lässt er noch einmal die letzten Meter seines allerersten Ironman-Wettbewerbs 2012 Revue passieren. "Ich bin in einem Waldstück gelaufen, unendlich einsam. Ich war mit meinen Gedanken alleine. Dann kommt man aus dem Waldstück raus über den Marktplatz. Es werden immer mehr Zuschauer, Jubel um einen herum, das wird immer mehr, der Applaus steigert sich bis ins Ziel." Genau so sei es in Roth. "Ich hab' das Grinsen ab Kilometer 41 nicht mehr aus dem Gesicht gekriegt", sagt Cerfontaine, der nach 11:08:50 Stunden das Ziel erreichte. So ein Tag geht nicht ohne Vorbereitung. Sieben Monate hat die Trainingsphase gedauert. "Circa 1000 Laufkilometer, 120 bis 130 Kilometer im Wasser und 4500 Kilometer auf dem Rad", nennt Stefan Schraets konkrete Zahlen. Trainer Ingo Frantzki ist mit seinen Schützlingen zufrieden. "Unser Trainer hat auch den Satz geprägt: Genieß' den Schmerz, der hält nicht lange an. Der Stolz bleibt wie 'ne Tätowierung", sagt Stefan Schraets.

Bei 500 Euro Startgebühr wird das Triathlon-Wochenende aber nicht nur sportlich durchgezogen, sondern zelebriert. "Roth ist halt das Mekka der Triathleten, da kommen auch Weltmeister vorbei", sagt Peter Kratz über die Promi-Dichte. Ein Beispiel: Daniela Ryf. "Sie war schon zwei Mal Siegerin auf Hawaii", erklärt Kratz für alle, die nicht sofort die Erleuchtung haben.

Hawaii? "Der Ironman dort ist definitiv das höchste der Gefühle", schwärmt Stefan Schraets. "Aber um da hinzukommen, muss noch mehr passieren." Der Trainer klinkt sich ein. "Ab dieser Woche startet der Trainingsplan. Ich hab' euch was geschickt", sagt Frantzki. Alle am Tisch lachen. Hawaii ist ein Traum. Nächste Station ist erst einmal der Nibelungen-Triathlon in Xanten. Die Distanz ist dort olympisch, also 1,5 Kilometer Schwimmen, 42 Kilometer Radfahren und zehn Kilometer Laufen. Und vielleicht noch der Volkstriathlon in Goch.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort