Fußball Beim Nachbarn gereift

Vor fünf Jahren wechselte Nachwuchsspieler Marc Beckert von Siegfried Materborn zu NEC Nimwegen. Nun steht der 18-Jährige vor dem nächsten Schritt seiner Karriere, setzt aber auch auf ein zweites Standbein.

KREIS KLEVE Es war die Halbzeitpause des niederländischen Erstligaspiels zwischen NEC Nimwegen und Ajax Amsterdam, als sich die Zuschauer im Stadion von ihren Sitzen erhoben und applaudierten. Geehrt wurde die A-Jugend von NEC. Schon vor zwei Wochen war ihr die Meisterschaft und der Aufstieg in die höchste niederländische Jugendliga nicht mehr zu nehmen. Mittendrin auf dem Rasen strahlte ein Klever und wurde gefeiert. Der 18-jährige Marc Beckert war elementarer Bestandteil des Teams. Vor zwei Wochen erzielte er den 1:1-Ausgleich gegen Helmond Sport, rüttelte somit die Mannschaft wach und hatte so entscheidenden Anteil am 3:1-Sieg, der die frühzeitige Meisterschaft sicherte. "Es war echt schön, vor 13000 Zuschauern ins Stadion einzulaufen", freute sich Beckert, "aber es war auch ein seltsames Gefühl, weil ich den Verein jetzt nach fünf Jahren verlassen werde."

In der kommenden Saison wird es bei NEC keine zweite Mannschaft mehr geben. Lediglich der Kader des Erstligisten wird vergrößert, ein Sprungbrett für junge Seniorenspieler gibt es also nicht mehr. Zum Unmut des Jugendvorstands setzt Trainer Wiljan Vloet bei der Zusammenstellung nicht auf Beckert. Der Abschied steht also fest. Die Auswahl des zukünftigen Arbeitgebers ist jedoch "nicht ganz so frei", wie es sein Berater Tim Nebelung erklärte.

Beckert hat noch ein letztes Jahr Studium am Johan Cruyff College in Nimwegen vor sich, das er auf jeden Fall abschließen möchte. "Der Verein darf nicht zu weit von Nimwegen entfernt sein", so Nebelung. Beckert verriet aber für wen er möglicherweise in der kommenden Saison auflaufen könnte: "Ich absolviere demnächst voraussichtlich ein Probetraining bei Vitesse Arnheim und De Graafschaap. Beide Vereine setzen vermehrt auf junge Spieler." Aber auch bei deutschen Vereinen ist der Name Marc Beckert im Gespräch – wie etwa beim Regionalligisten Rot-Weiß Essen, der nach einer erneut enttäuschenden Saison und vielen Querelen im Umfeld einen Umbruch vollziehen will und dabei gezielt auf Talente setzen möchte.

Ein mahnendes Beispiel, warum Beckert das Studium Marketing, Communications und Eventmanagement zu Ende bringen möchte, hat der Akteur vor Augen: Der ebenfalls von Siegfried Materborn gewechselte Julian Lamers verletzte sich vor über einem Jahr bei einem Spiel für NEC gegen Feyenoord Rotterdam so schwer, dass er seitdem nicht mehr Fußball spielen kann. "Er hat sich damals bei einem Pressschlag sein Kreuzband gerissen", berichtet Beckert, "das Spiel musste abgebrochen werden und wurde Tage später wieder fortgesetzt. Das war für viele Spieler ein Zeichen, dass sie nicht alles auf die Karte Fußball setzen dürfen. Ich bin froh, dass ich ein zweites Standbein habe."

Eine Profikarriere hat für das hoffnungsvolle Nachwuchstalent jedoch erste Priorität, auch wenn er weiß, dass dabei auch eine gehörige Portion Glück eine Rolle spielen wird. Dennoch wünscht er sich, dass er bald wieder im Stadion von NEC einlaufen kann: "Hoffentlich schon in der kommenden Spielzeit, auch wenn ich dann auf der anderen Seite stehe."

(RP)
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