Fußball Außenseiter Twisteden spielt alle an die Wand

Straelen · Den Pokal des 25. Mitternachtsturniers des SV Straelen holt die DJK Twisteden mit einem 1:0-Sieg gegen Titelverteidiger Broekhuysen.

 Im Finale kämpften die Sportfreunde Broekhuysen um Vowa Schurawlow (l.), mussten sich am Ende aber knapp dem Überraschungssieger geschlagen geben.

Im Finale kämpften die Sportfreunde Broekhuysen um Vowa Schurawlow (l.), mussten sich am Ende aber knapp dem Überraschungssieger geschlagen geben.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Damit hätte wohl kaum einer gerechnet. Die als krasse Außenseiter gehandelten Twistedener bewiesen am Wochenende, dass ein Hallenfußball-Turnier seine ganz eigenen Gesetze hat. Bei der Jubiläumsauflage des Straelener Mitternachtsturniers besiegte das Team von Trainer Andreas Raadts den Vorjahressieger Sportfreunde Broekhuysen im Finale mit 1:0. Und dabei hätte der B-Ligist den Landesligisten noch höher entmachten können. Bis zur letzten Sekunde hatte die Raadts-Truppe die Sportfreunde in der Hand. Das wunderschön herausgespielte Siegtor war Beweis genug.

 Kurz vor Mitternacht musste die Freude einfach raus: Der Außenseiter DJK Twisteden krönte seine gesamte Turnierleistung mit dem Gewinn des Siegerpokals.

Kurz vor Mitternacht musste die Freude einfach raus: Der Außenseiter DJK Twisteden krönte seine gesamte Turnierleistung mit dem Gewinn des Siegerpokals.

Foto: Gerhard Seybert

Nach einem Foul bekamen die Twistedener einen Freistoß zugesprochen. Anstatt voll auf den Broekhuysener Kasten draufzuhalten, passte Chris Kleuskens ganz abgezockt nach links auf den freistehenden Alexander Swaghoven, der die Broekhuysener Abwehr im Regen stehen ließ und das Siegtor markierte. "Irgendwie habe ich damit gerechnet, dass ich den Ball bekomme. Wir haben kurz vorher Augenkontakt aufgenommen", erklärte Torschütze Swaghoven, der damit gleichzeitig sein erstes Turniertor geschossen hatte. "So konnte ich meine vielen zuvor vergebenen Chancen wieder gutmachen. Aber das war ein Mannschaftssieg", sagte er bescheiden.

Sein Coach freute sich nach dem Abpfiff ein Loch in den Bauch. "Dass wir den Pokal holen würden, war überhaupt nicht abzusehen, da wir uns überhaupt nicht vorbereitet hatten. Ich bin richtig stolz. Wir hatten eine gute Truppe mit technisch starken Spielern", sagte Raadts. Broekhuysens Fußball-Obmann Heinz Trienekens zeigte sich als fairer Verlierer. "Wir hätten den Titel gerne verteidigt, aber mit der Niederlage müssen wir jetzt leben. Wir waren verdientermaßen unterlegen. Das muss man auch fair eingestehen können", sagte er. "Insgesamt haben wir aber ein gutes Turnier gespielt." Und der berühmte Sportfreunde-Anhang hatte auf der Tribüne auch wieder ordentlich Stimmung gemacht. Dieses Mal durfte er aber "nur" den Vizetitel bejubeln. Auch die DJK hatte ihre Fans mitgebracht, die bereits in der Vorrunde eine bärenstarke Truppe zu sehen bekamen. Mit ihrem temporeichen Kombinationsspiel kündigte die Raadts-Mannschaft schon früh an, wohin die Reise gehen soll.

Herongen, Walbeck und Kevelaer hatten keine Chance, nur gegen Straelens Zweitvertretung musste sich der spätere Sieger knapp geschlagen geben. Und so war es auch kein Wunder, als Wachtendonks Trainer Wilfried Steeger kurz vor dem Halbfinale noch sagte: "Twisteden hat eine starke Truppe." Recht sollte er behalten - wie schon so oft. Denn Twisteden gewann gegen Wa./Wa. mit 3:2. Immerhin blieb für die Steeger-Truppe am Ende der dritte Platz übrig, nachdem sie den GSV Geldern im Spiel um Platz drei mit 3:2 besiegt hatte.

Geldern hatte es zuvor auf der Zielgeraden mit einem knappen Sieg gegen Veert ins Halbfinale geschafft und somit den Lokalmatadoren SV Straelen aus dem Turnier gekickt. Gegen die Sportfreunde Broekhuysen ging dem Team von Coach Peter Streutgens im Semifinale dann aber doch die Kräfte aus. "Das ist schon ärgerlich, aber gegen den Titelverteidiger kann man verlieren", sagte Streutgens, der zugab, nicht unbedingt der Freund von Hallenturnieren zu sein, "wegen der Verletzungsgefahr", wie er sagte. "Glücklicherweise ist niemand zu Schaden gekommen."

Vorsicht walten ließ auch Chonlakorn "Bong" Phonyong. Der Veerter Abwehrspieler wird schon seit Saisonbeginn von Verletzungen geplagt, raffte sich zum Turnier in Straelen aber wieder auf, um der Mannschaft zu helfen. "Die ersten zwei Partien habe ich gespielt. Danach ging es dann einfach nicht mehr", sagte er. Mit Phonyongs Ausfall kam der Bezirksligist aber nicht in personelle Bedrängnis. Immerhin standen Veerts derzeitigem Interimstrainer Helmut Hetzel noch 13 andere Spieler zur Verfügung. Am Ende reichte es aber nur für den neunten Platz. "Wir haben besser gespielt als im Vorjahr. In den meisten Spielen haben wir auch ganz gut ausgesehen, uns dabei aber dämliche Gegentore zu dämlichen Zeitpunkten eingefangen", resümierte Hetzel. Auch die Bezirksliga-Kontrahenten SV Straelen II und SV Sevelen scheiterten in der Vorrunde, ebenso wie die A-Ligisten aus Walbeck und Kevelaer. Chancenlos waren auch die Teams aus der Kreisliga B, Herongen und Auwel-Holt. Immerhin bekamen alle Teams Geldprämien, unter anderem für jedes erzielte Tor.

Den Titel "Bester Torschütze" teilten sich in diesem Jahr gleich drei Spieler. Die beiden Broekhuysener Erdi Ezer und Vowa Schurawlow sowie Tim Harmes vom TSV Wachtendonk-Wankum hatten jeweils fünf Tore erzielt. Zum besten Torhüter wurde ein Feldspieler gekürt. Klingt komisch, war aber so. Denn mit Mark Schmalz stand ein Mann im Broekhuysener Tor, der in der Landesliga üblicherweise als Torjäger unterwegs ist. Das war ihm an diesem Abend aber überhaupt nicht anzumerken, denn mit einigen Hechtsprüngen und Glanzparaden sorgte Schmalz mit dafür, dass die Sportfreunde es bis ins Finale schafften. Beim SV Straelen stand in Korny Schmidt ebenfalls kein Stammkeeper im Tor, sondern genau derjenige, der normalerweise für das Torwart-Training verantwortlich ist. Da die SVS-Torhüter aber verhindert waren, sprang Schmidt ein, gab nach dem letzten anstrengenden Vorrundenspiel mit einem Augenzwinkern zu: "So, jetzt reicht es aber auch."

Gereicht hatte es dem Sieger aus Twisteden nach dem Pokalgewinn noch lange nicht. Noch bis in die Nacht hinein feierte das Team. Auch Organisator Peter Lüfkens freute sich: "Ich finde es toll, dass mal so ein Underdog gewonnen hat. Außerdem hatten wir wieder ein volles Haus. Was will man denn mehr?"

(cad)
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