Lokalsport ATV wie das Kaninchen vor der Schlange

Aldekerk · Handball-Oberligist TV Aldekerk gab bei Borussia Mönchengladbach in der Schlussphase einen sicher geglaubten Sieg noch aus der Hand.

 Der Aldekerker Tim Gentges (l.) kommt gegen den Mönchengladbacher Tobias Elis einen Schritt zu spät.

Der Aldekerker Tim Gentges (l.) kommt gegen den Mönchengladbacher Tobias Elis einen Schritt zu spät.

Foto: Theo Fitz

Achim Schürmann, Trainer des TV Aldekerk, vertraute im Verfolgerduell der Männer-Oberliga in Mönchengladbach der Anfangsformation, die sich in den zurückliegenden Spielen bewährt hatte. Nur im Tor stand nach seiner ausgeheilten Handverletzung wieder mit Florian Lindenau die etatmäßige Nummer eins. Auch wenn in der Anfangsphase vier Angriffe nicht erfolgreich abgeschlossen wurden, hielten die selbstbewusst auftretenden Aldekerker Spieler die Köpfe oben. In der Abwehr holten sie sich die Bälle zurück, die vorne verworfen wurden.

Erst in der fünften Spielminute leuchtete der erste Treffer auf der Anzeigetafel aus. Tim Gentges eröffnete den Torreigen für die Aldekerker Mannschaft, ließ im nächsten Angriff nach einer kurzen Körpertäuschung den zweiten Treffer folgen – und in ähnlich schnellem Rhythmus ging es weiter. Aldekerk marschierte gegen eine gar nicht einmal so schlecht stehende Gladbacher Abwehr weiter, indem es mit Geduld seine Angriffskombinationen zu Ende spielte. Die Gladbacher hingegen fanden im Angriff zunächst überhaupt kein Mittel, leisteten sich eine Reihe von Fehlpässen und Fehlwürfen.

Die 7:3-Führung der Aldekerker nach 14 Minuten verkürzten die Borussen, die einen Punkt vor dem ATV in die Partie gegangen waren, bis auf einen Treffer (6:7, 16.), mussten dann aber die Gäste wieder davonziehen lassen – bis zur 13:10-Pausenführung der überzeugend auftretenden Aldekerker.

Anders als noch am vergangenen Dienstag im mit 34:32 gewonnenen Wiederholungsspiel bei der ART Düsseldorf nahmen sich die Aldekerker diesmal nach dem Kabinengang keine Auszeit. Sie knüpften nahtlos an die Leistungen des ersten Durchgangs an. Auf jedes Problem – taktische Umstellungen beim Gegner oder Zeitstrafen gegen sich – wussten sie eine Antwort. Dokumentiert in den Zwischenergebnissen: 21:17 (43.), 22:18 (47.), 23:19 (52.), 24:20 (54.) – das Duell der beiden Niederrheinrivalen schien nur einen Sieger zu kennen.

In den letzten sechs Minuten griffen die Gladbacher zum letzten ihnen verbliebenen Mittel. Sie nahmen Christoph Kleinelützum und Tim Gentges in Manndeckung, streuten dadurch ein erstes Mal in diesem Spiel wirkungsvoll Sand in die bis dahin gut funktionierende Angriffsmaschinerie der Grün-Weißen. Angst kroch in den Aldekerker Spielern hoch, keiner war mehr bereit, Verantwortung zu übernehmen, während die Gastgeber einen Hauch von Morgenluft witterten und dem beherzt nachjagten. Nachdem der Gladbacher Daniel Koenen aus dem Rückraum dreimal in Folge unbedrängt einnetzen und 60 Sekunden vor Schluss auf 23:24 verkürzen konnte, versuchte ATV-Coach Schürmann seine Mannschaft während einer Auszeit noch einmal neu auszurichten.

Doch auch das wirkte sich im folgenden Angriff nicht aus. Gladbach trieb den ATV ins passive Spiel, der laue Abschluss von Thomas Jentjens wurde eine sichere Beute des Gladbacher Keepers – und dann ging es ratz-fatz. Der Ball wurde von der rechten Gladbacher Außenposition quer durch den Aldekerker Kreis auf Martin Kuhlen gepasst, der im Sprung das Spielgerät zum 24:24 ins Aldekerker Tor drückte.

Sekunden später war das Spiel zu Ende. "Ein bitterer Punktverlust", sagt Schürmann unmittelbar nach der Schlusssirene. Einen Hauptgrund des Unentschiedens sieht er in der Unerfahrenheit seiner Mannschaft, die mit dem Sieg vor Augen wie paralysiert wirkte und sich vorgekommen sein musste, wie das Kaninchen vor der Schlange.

(RP)
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