Handball ATV lässt es ein weiteres Mal krachen

Aldekerk · In der Handball-Oberliga der Männer verteidigt der TV Aldekerk seine makellose Bilanz. Dieses Mal mit 41:30 (23:16) gegen MTV Dinslaken. Die Mannschaft von Trainer Achim Schürmann steht mit 14:0-Punkten an der Tabellenspitze.

 Schon der Blick von Thomas Jentjens (am Ball) drückt Entschlossenheit aus. Der Rückraumrechte des TV Aldekerk steuerte gegen das Team von Marius Timofte (l.) eine Reihe von Toren für seine Mannschaft bei.

Schon der Blick von Thomas Jentjens (am Ball) drückt Entschlossenheit aus. Der Rückraumrechte des TV Aldekerk steuerte gegen das Team von Marius Timofte (l.) eine Reihe von Toren für seine Mannschaft bei.

Foto: Thomas Binn

Samstagabend, 19.30 Uhr, Vogteihalle in Nieukerk: Im österreichischen Graz zwängte sich Markus Lanz wohl gerade in eine knielange Lederhose, wird sich flugs noch eine alpenländische Weste übergestreift haben und begrüßte dann zum vorerst vorletzten Mal die Fernsehzuschauer zu "Wetten dass?". Eine Familienshow, die die den prickelnden Schwung der Anfangsjahre eingebüßt hat. Spektakel ist etwas anderes.

Genau aber auf dieses Spektakel freuten sich am Samstagabend zahlreiche Zuschauer in der sehr gut besuchten Vogteihalle. Gerne hatten sie das gepolsterte Sofa vor dem heimischen Fernseher gegen die harten Bänke auf der Zuschauertribüne eingetauscht. Viele von ihnen hatten sich zuvor schon von den Handballerinnen des TV Aldekerk begeistern lassen. Jetzt warteten sie darauf, dass sich der Vorhang ein weiteres Mal hebt, um den Handball der etwas anderen Art zu leben: Ein Aldekerker Kombinationsfeuerwerk im Hochgeschwindigkeitsmodus.

Zu Gast war der MTV Dinslaken, dessen Spiel immer noch auf den mittlerweile 47 Jahre alten Spielertrainer Marius Timofte zugeschnitten ist. "Das kann eine ganz enge Kiste werten", unkten vor der Begegnung einige Aldekerker Verantwortliche, die es immer noch nicht so ganz fassen können, was diese Mannschaft bisher in der Liga gezeigt und vor allem in welcher Weise sie das erreicht hat. Die Reihe an Teams ist mittlerweile lang: Sie reicht von den Panthern, über Lobberich, dem Bergischen HC II, TuSEM Essen II, Adler Königshof und ART Düsseldorf. Jedes Mal marschierten die Jungs von ATV-Trainer Achim Schürmann als Gewinner von der Platte, und mit jedem Sieg legte sich ein breiteres Grinsen auf ihre Gesichter, das auch am Morgen danach immer noch nicht gewichen war. Der in den vergangenen Jahren stets auf einem sehr, sehr ordentlichen Niveau präsentierte Männerhandball in Aldekerk hat in dieser Saison eine Qualität erreicht, die es so noch nicht gegeben hat.

Das musste jetzt auch der Männer-Turnverein von der rechten Rheinseite erfahren. Der MTV hatte zwar mit dem Anwurf den ersten Ballbesitz, den ersten Treffer des Abends aber erzielte der ATV. Hellwach war die Abwehr der Grün-Weißen, vor der leichtfüßig Lukas Hüller Auf und Ab tänzelte. Hinter ihm verdichteten seine Kollegen den Raum gegen den ballführenden Spieler. Im Fußball würden die Reifs dieser Welt von einem äußerst effizienten Gegenpressing reden. Irgendwann dann hatten die Aldekerker den Ball, der anschließend nach drei, vier Stationen im Dinslakener Kasten landete. "Das muss für den Gegner ernüchternd sein, nie zur Ruhe zu kommen", meinte Kreisläufer Jonas Mumme nach dem Spiel. "Nach nur wenigen Sekunden, in denen wir meist treffen, musst du dich schon wieder auf den nächsten Angriff konzentrieren."

"Nach 20 Minuten war das Ding durch", meinte ATV-Coach Achim Schürmann nach der Partie. Er sagte das nicht respektlos gegenüber dem Gegner, der sich mit den ihm möglichen Mitteln ordentlich wehrte. Mittel, die aber nicht ausreichen, um dem Aldekerker Handballgewitter standzuhalten. 14:8 lag der ATV nach einem Drittel des Spiels vorne und ließ nicht die leisesten Zweifel aufkommen, dass da noch etwas anbrennen könnte. Mit 23:16 für den ATV ging es in die Halbzeitpause.

"Das Ergebnis hätte noch klarer sein können", sagte Schürmann und blickte zu seinem Assistenten Jens Schnaithmann, der bis zur Pause 14 Fehlwürfe seiner Mannschaft gezählt hatte. Aber das sei ein Klagen auf einem sehr hohen Niveau, gemessen an all den guten Aktionen, die funktionierten, egal wer für den ATV auf der Platte stand. Und weil sich der Aldekerker Erfolg momentan auf so viele Schultern verteilt, verspürt auch niemand den Druck, der alles entscheidende Mann sein zu müssen. Dann trifft eben Thomas Jentjens oder Christoph Kleinelützum oder Can Greven oder Fabian Schneider oder Lukas Hüller - die Auswahl ist mindestens so groß, wie die Wettangebote bei "Wetten dass?".

Und weil das Gesamtpaket eben bei der Schürmann-Truppe derzeit zu 100 Prozent stimmt, funktionieren auch Anspiele, die nie und nimmer ankommen dürften. Wie der Ball, den Hüller kurz vor Schluss mit dem Rücken zur gegnerischen Abwehr auf Mumme spielte, der vor Timofte den Ball noch so gerade unter Kontrolle bekam und verwandelte. "Wenn's läuft, dann läuft's", meinte der Torschütze später. Und wie es derzeit beim ATV läuft: Siebtes Spiel, siebter Sieg, 14:0-Punkte, 241:188-Tore inklusive des 41:30-Siegs gegen den MTV. Und eine geniale Stimmung im Team.

"Es soll aber jetzt bloß keiner sagen, es war ihm nicht spannend genug", scherzte Schürmann. Der Aldekerker Coach wird in der Vogteihalle wohl niemanden gefunden haben. Das Handball-Spektakel hat wenigstens die Aldekerker Anhänger für alles versöhnt, was ihnen an diesem Abend vorenthalten wurde - auch für die fehlende Spannung und möglicherweise einen kurzweiligen Fernsehabend.

(RP)
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