Handball ATV haucht Ratingen wieder Leben ein

Aldekerk · Handball-Oberliga Männer: Der TV Aldekerk unterliegt in einem packenden Spiel der SG Ratingen mit 24:26 (12:10).

 Aldekerks Keeper Christian Thommessen, der in den vergangenen Wochen bereits mit guten Leistungen überzeugt hatte, steigerte sich gegen den Tabellenführer SG Ratingen noch einmal.

Aldekerks Keeper Christian Thommessen, der in den vergangenen Wochen bereits mit guten Leistungen überzeugt hatte, steigerte sich gegen den Tabellenführer SG Ratingen noch einmal.

Foto: Gerhard Seybert

Eine der Begegnung angemessene Erwartungshaltung lag über den dicht gefüllten Zuschauerrängen in der Vogteihalle. Der bärenstark besetzte Tabellenführer aus Ratingen gastierte am Slousenweg. Er traf auf einen TV Aldekerk, der nach der Niederlage bei Borussia Mönchengladbach fünf Spiele Anlauf genommen hatte, um zu diesem Match auf Augenhöhe mit seinem Gegner zu sein.

Die Aldekerker zogen das Spiel auf, mit dem sie schon in den Wochen zuvor geglänzt hatten. Zwischen den Pfosten vernagelte ein immer besser werdender Christian Thommessen sein Tor, bügelte mit tollem Stellungsspiel und exzellenten Reflexen das aus, was dann doch einmal den Weg durch die engmaschige und bestens harmonierende Aldekerker Abwehr fand. Machtlos allerdings war der Aldekerker Keeper gegen die aus dem Rückraum abgefeuerten Sprungwürfe des Ratingers Arthur Giela, der im ersten Durchgang sieben der insgesamt zwölf Gästetore erzielte. Was der ehemalige polnische Junioren-Nationalspieler am Samstag aus dem Rückraum abfeuerte, war Handball zwar nicht von einem anderen Stern, aber mindestens dem gehobenen Oberliganiveau um Welten entrückt.

Der individuellen Klasse des Tabellenführers trotzten die Aldekerker mit einer starken mannschaftlichen Geschlossenheit. Sie zeigten sich äußerst präsent und überzeugten im Angriff — je nach aufgebotenen Spielern — mit immer neuen Varianten. Und das gegen eine Ratinger Abwehr, in der der Mittelblock durch die bulligen Sebastian Bartmann und Damian Janus gebildet wurde. Beide allerdings standen kurz vor ihrer dritten Zeitstrafe. Weil sie gerade auch in der Anfangsphase die Hauptbeteiligten waren, die bei den Schiedsrichtern die Grenzen des Erlaubten austesteten. Doch das häufig in der Kritik stehende Gespann Kamper/Kamper erwischte einen Sahnetag und fand ausnahmslos zu jedem Zeitpunkt die richtigen Mittel, um das Spiel dann auch in die Bahnen eines wirklich erstklassigen Oberliga-Spiels zu lenken. "Das war von den beiden eine ausgezeichnete Leistung. Davor muss ich den Hut ziehen", sagte nach der Begegnung ATV-Coach Achim Schürmann.

Als die Härten nach einer Viertelstunde aus dem Spiel genommen waren, erkämpften sich die Aldekerker zunehmend größere Vorteile. Das verlangte ihnen enorme Konzentration ab, aber sie zogen ihre Linie mit einer bemerkenswerten Konstanz durch. Nach 20 Minuten (10:7) lagen sie ein erstes Mal mit drei Toren in Führung, das nächste Mal beim 12:9 in der 25. Minute, das dritte Mal beim 15:12 in der 36. Minute. Damit begann dann auch die beste Phase auf Seiten der Aldekerker. Fabian Küsters nahm Giela komplett aus dem Spiel — und mit diesem Schachzug war der Antriebsriemen im Ratinger Spiel still gelegt. Der TV Aldekerk baute seinen Vorsprung auf bis zu fünf Tore aus, lag eine Viertelstunde vor Schluss beim Stand von 19:15 immer noch komfortabel in Front.

"Und dann legen wir uns selbst die Karten", haderte Schürmann mit technischen Fehlern und zu früh abgeschlossenen Angriffszügen seiner Mannschaft. Mit der Konsequenz, dass sich Ersatzkeeper Magnus Schumacher, der im zweiten Durchgang für den am Oberschenkel verletzten Jens Bothe zwischen die Pfosten des Ratinger Tores musste, auszeichnen konnte. Den Rest hat dann der ehemalige französische Nationalspieler Anthony Pistolesi mit seiner Erfahrung gerichtet. "Der hat sich eine Dreiviertelstunde lang das Spiel von der Bank aus angesehen — und dann gewusst, was zu tun war", bringt es Schürmann auf den Punkt. Mit drei abgefangenen Pässen schickte er seine Mitspieler zu Toren, zwei weitere erzielte der 40-jährige Pistolesi selbst aus dem Rückraum.

"Als es drauf ankam, hatte uns Ratingen die Abgezocktheit eines Drittligisten voraus", sagt Schürmann. Erst schmolz der Vorsprung dahin, dann machte Ratingen in den letzten 100 Sekunden sogar noch den 26:24-Sieg perfekt. "Wir waren gut, aber an diesem Abend nicht gut genug", sagt Schürmann, der sich 24 Stunden nach dem Spiel immer noch darüber ärgerte, wie seine Mannschaft das Spiel aus der Hand gegeben hat.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort