Sportschießen Anna Janshen ist Vize-Weltmeisterin

Kevelaer · Bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Suhl holt die 15-jährige Schützin der SSG Kevelaer die Silbermedaille mit dem Luftgewehr. Gleichzeitig lässt sie die Olympiasiegerin Virginia Thrasher hinter sich. Mit der deutschen Mannschaft gewinnt sie Bronze.

 Anna Janshen konnte es kaum fassen. Spätestens als die Silbermedaille um ihren Hals hing, war der Vize-Weltmeistertitel Realität.

Anna Janshen konnte es kaum fassen. Spätestens als die Silbermedaille um ihren Hals hing, war der Vize-Weltmeistertitel Realität.

Foto: Patrick Kerner

Die 15-jährige Anna Janshen von der Schießsportgemeinschaft (SSG) Kevelaer hat mal wieder den sprichwörtlichen Vogel abgeschossen. Sie holte sich den Vize-Weltmeistertitel mit dem Luftgewehr bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Suhl. Als wäre das noch nicht genug, konnte sie sich auch die Team-Bronzemedaille umhängen lassen. Ein Erfolg, der seinesgleichen sucht.

Auch ihr Trainer Rudi Joosten sprühte vor Begeisterung. "Ich habe direkt hinter ihr gesessen und den Wettkampf verfolgt. Das war einfach nur grandios", sagte er. "Heiß machen brauchte man Anna gar nicht mehr. Sie war motiviert genug. Allein schon die Teilnahme an der WM war im Vorfeld ein Erfolg", erklärte Coach Joosten. Nach der Bronzemedaille bei der diesjährigen Europameisterschaft musste Janshen sich zunächst auf nationaler Ebene durchsetzen. Das gelang ihr souverän. In Suhl sollte am Montagmittag dann die Kür folgen.

Ehe es in den Wettbewerb um die Medaillen ging, musste die Schützin den Vorkampf überstehen. Mit 419,3 Ringen und einem fünften Platz qualifizierte sich Janshen schließlich für die Runde der besten acht Schützinnen. In der Endrunde ging es dann ums Eingemachte. Und spannender hätte das Einzel-Finale gar nicht sein können. Neben der aktuellen Olympia-Siegerin Virginia Thrasher aus den USA und drei erfolgsverwöhnten Chinesinnen war das Teilnehmerfeld nämlich hochkarätig besetzt.

Kein Grund für Janshen, die Flinte vorzeitig ins Korn zu werfen. "Sie hat sich nicht aus der Ruhe bringen lassen und ihre Rituale einfach abgespult", berichtete Trainer Joosten. Bereits nach den ersten fünf Schüssen teilte sie sich mit Yimei Chen aus China den ersten Platz, nach weiteren fünf Treffern setzte sie sich alleine an die Spitze.

Anschließend wurden in einer K.o.-Runde - mit jeweils zwei Schüssen pro Teilnehmerin - die besten Schützinnen ermittelt. Die Olympia-Siegerin Virginia Thrasher wurde dabei nur Fünfte. Janshen hingegen konnte das hohe Niveau bis zum 18. Schuss halten und traf, zum ersten und einzigen Mal an diesem Tag, eine Neun, genauer eine 9,8. Die Chinesin Yingije Zhu überholte die Kevelaererin aber noch vor dem zweitletzten Block.

Eine Treppchenplatzierung war der SSG-Schützin bereits sicher und trotzdem hielt sie weiterhin ihre Nerven in Schach. Yimei Chen verließ schließlich als Drittplatzierte die Schießlinie. Nur noch Yingjie Zhu und Janshen waren übrig und mussten Gold und Silber unter sich ausmachen. Was die Zuschauer zu sehen bekamen, war ein Duell der Spitzenklasse. Zhu lag bereits 1,2 Ringe vor Janshen und durfte für die Goldmedaille keine Fehler mehr machen.

Die SSG-Schützin bewies weiterhin, dass sie Nerven wie Drahtseile hat und schoss eine schnelle 10,4, die dann auch Zhu gelang. Beim letzten Schuss traf Janshen eine 10,3 und Zhu wieder eine 10,4. Somit ging die Goldmedaille an die Chinesin, die aber nur einen hauchdünnen Vorsprung von 1,3 Ringen hatte. "Uns war klar, dass Anna etwas erreichen kann, wenn es einmal läuft. Jeder Schuss ist quasi ein Wettkampf für sich", sagte Joosten.

Obwohl das SSG-Talent sich am Ende doch geschlagen geben musste, war die Freude grenzenlos. Denn ab sofort darf sich die 15-Jährige Vize-Weltmeisterin nennen lassen. "Ihr Auftritt war von vorne bis hinten einfach nur Extra-Klasse", sagte Joosten.

Und als wäre die Silbermedaille noch nicht genug, wurde Janshen am Ende auch noch eine zusätzliche Bronzemedaille umgehängt, die sie gemeinsam mit der deutschen Mannschaft, bestehend aus ihr selbst, Johanna Tripp und Jana Heck, in der Teamwertung herausholen konnte.

Nur China und Singapur waren in der Gesamt-Addition einen Ticken besser. "Heute tritt Anna noch bei einem Demonstrations-Wettkampf im Mixed auf. Dieser Wettkampf hat aber eine geringere Bedeutung", sagte Joosten. Positiver Nebeneffekt für Anna Janshen: Nach ihrem Triumph ist sie nun für einen festen Platz im Nationalkader nominiert. Das hat den Vorteil, dass die 15-Jährige in den Genuss der Sportförderung kommen kann. "Ein wichtiger Schritt für ihre Zukunft", sagte Joosten.

(RP)
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