Fußball 3:2 gefeiert wie einen Aufstieg

Der SV Straelen hat gegen den 1. FC Bocholt nach neun Niederlagen in Folge den ersten Sieg 2012 eingefahren. Timo Ingenlath glänzte dabei als Pfostenengel, Stirn-Blutsbruder, vor allem aber als doppelter Torschütze.

 Guten Morgen, Timo Ingenlath: Der Doppeltorschütze als Pfostenengel. In dieser Szene guckt er sich schon Stirn-Blutsbruder Giovanni Vaccarello aus. Und der Hintergrund zum Guten-Morgen-Gruß: "Ich lese die Zeitung nie, wenn wir verloren haben", erzählte Ingenlath. Heute darf er – zum ersten Mal 2012.

Guten Morgen, Timo Ingenlath: Der Doppeltorschütze als Pfostenengel. In dieser Szene guckt er sich schon Stirn-Blutsbruder Giovanni Vaccarello aus. Und der Hintergrund zum Guten-Morgen-Gruß: "Ich lese die Zeitung nie, wenn wir verloren haben", erzählte Ingenlath. Heute darf er – zum ersten Mal 2012.

Foto: jven

Dass Timo Ingenlath und der SV Straelen gestern Nachmittag bei der Partie gegen den 1. FC Bocholt nicht träumten, bekam Ingenlath spätestens in der 48. Minute zu spüren. Da traf sich der SVS-Mann mit seinem Nummernvetter Giovanni Vaccarello zur spontanen Stirn-Blutsbrüderschaft. Sichtlich benommen von der feierlichen (und schmerzhaften) Zusammenkunft trabten die beiden nach einer Weile in der Horizontalen vor der Wiedereinwechslung an der Seitenlinie. Und dann dämmerte es aus dem Brummschädel: "2:0 für Straelen — und ich hab sogar ein Tor geschossen." Völlig berauscht von der Aussicht auf den ersten Sieg des Jahres marschierte Ingenlath direkt aufs gegnerische Tor zu, bekam den Ball und traf zum 3:0. Da fasste sich Ingenlath an den Kopf, an die Beule — und lachte: Wahrhaftig, der SV Straelen kann es noch.

Dass es danach noch spannend wurde, lag daran, dass der SVS auch Selbstauflösung noch kann. Kurz nach Ingenlaths Tor verkürzte Vaccarello zum 1:3 (52.). Und noch bevor die Miesepeter im Stadion Luft holen konnten für den Hinweis, dass der SVS nach Gegentoren immer einbricht, hatte Bocholt durch Christian Gurny den Anschluss hergestellt — da waren noch keine 15 Sekunden gespielt. "Diese Phase war voller Fehler, aber das war psychisch bedingt. Ich hoffe, dass die Mannschaft durch den Sieg ihre Blockaden lösen kann — das waren ganz schön viele", sagte Trainer Georg Kreß. Damit fing sein Team direkt nach Spielende an. "In der Kabine ging es gerade zu, als wäre die Mannschaft aufgestiegen", sagte Kreß sichtlich erleichtert.

Ganz vorne dabei natürlich auch Ingenlath: "Heute haben wir uns mal belohnt nach dem ganzen Mist in den vergangenen Monaten", meinte der Mann des Tages. Der kam zwar dieses Mal im offensiven linken Mittelfeld zum Einsatz, erlangte gegen Bocholt aber auf dem ganzen Platz Berühmtheit. Zunächst erzielte er nach schöner Hereingabe des gestern beim Flanken sehr gut zielenden Sebastian Ludwik das erste Tor nach 370 Minuten ohne SVS-Treffer. Danach glänzte er zweimal als Pfostenengel, als er zwei Bocholter Torschüsse von der Linie kratzte (23., per Kopf, zum Glück da noch ohne Beule — und 37., mit dem Fuß, Routinearbeit). Ingenlath stand immer richtig. "Muss auch mal sein", sagte der 32-Jährige — und fasste sich an die rot-blau-grüne Stirn.

Nach seiner Auswechslung sah er, wie seine Kollegen mit Müh' und Not den Super-GAU verhinderten. Nach neun Niederlagen in Folge schien sich das Team auf der Siegerstraße unwohl zu fühlen. Die Abwehr eierte rum; und vorne wurden die Torchancen gegen übrigens trotz Trainerwechsels recht desolate Bocholter reihenweise vergeben. Besonders Robert Kruppa, der in der 18. Minute noch wachsam den Ball zum 2:0 ins Tor gelegt hatte, hob sich höflich formuliert seine Treffer für die nächsten Spiele auf.

Und die könnten plötzlich wieder wichtig werden. "Wozu der Sieg führen kann, werden wir in den kommenden Wochen sehen", sagte Ingenlath genussvoll. Der Mann mit der Beule hatte sichtlich Lust, nach vorne zu schauen. Dafür war auch folgendes Telegramm verantwortlich, das nach Spielende per Eilbote Straelen erreichte: Bösinghoven verloren, Viersen verloren, Hilden-Nord verloren, Hamborn verloren.

(RP)
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