Geldern So klappt es mit der Nachfolge

Geldern · Die Veranstaltungsreihe "Gründerland Kreis Kleve" der Kreis-Wirtschaftsförderung war zu Gast im Schloss Moyland. Mehr als 100 Interessierte erfuhren Wissenswertes zu den Themen "Firmenübergabe" und "Unternehmensbewertung".

 Volles Haus im Museumscafé Schloss Moyland. Darüber freute sich auch Bürgermeister Peter Driessen, der die Gäste begrüßte.

Volles Haus im Museumscafé Schloss Moyland. Darüber freute sich auch Bürgermeister Peter Driessen, der die Gäste begrüßte.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Die einen würden gerne in die Selbstständigkeit einsteigen, die anderen waren Jahrzehnte lang Firmenchefs und möchten ihr Unternehmen nun in jüngere Hände geben. Und doch ist es mit der Firmenübergabe gar nicht so leicht. Welche Hürden für "Übernehmer" und "Übergeber" zu überwinden sind und wie man die Nachfolge vernünftig vorbereitet, das erfuhren zahlreiche Gäste bei der jüngsten Veranstaltung der Reihe "Gründerland Kreis Kleve" im Schloss Moyland.

 Dirk Möwius, Leiter der RP-Lokalredaktion Geldern (2.v.l.), im Gespräch mit Malermeister Ralf Kersten (l.) und Nicolas und Alfred Bremer (r.).

Dirk Möwius, Leiter der RP-Lokalredaktion Geldern (2.v.l.), im Gespräch mit Malermeister Ralf Kersten (l.) und Nicolas und Alfred Bremer (r.).

Foto: Stade Klaus-Dieter

Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers, der den Abend mit seinem Team organisiert hatte, freute sich, dass mehr als 100 Interessierte seiner Einladung gefolgt waren. Offenbar hatte man mit den Themen "Firmenübergabe" und "Unternehmensbewertung" den richtigen Nerv getroffen. Kein Wunder, denn die Zahl der Unternehmer, die einen Nachfolger suchen, wächst stetig. Wie Kuypers erläuterte, macht es die gute konjunkturelle Lage den Firmenchefs, die ihren Betrieb abgeben wollen, nicht gerade einfach: Das Beschäftigungsangebot ist so groß, dass viele Menschen lieber eine sichere Anstellung suchen, anstatt das Wagnis Selbstständigkeit einzugehen.

Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve, hatte gute Tipps parat, wie es dennoch gelingen kann, die Nachfolge erfolgreich einzuleiten. So sollten Firmenchefs früh mit der Planung der Nachfolge anfangen. "Das dauert mindestens fünf, manchmal sogar zehn Jahre", sagte Dietzfelbinger. Es gelte, die Familie in die Planung einzubeziehen, sich früh zu überlegen, was man im Ruhestand machen möchte, den richtigen Zeitpunkt für die Übergabe zu wählen und eine realistische Unternehmensbewertung vornehmen zu lassen. "Lassen Sie sich beraten", gab der IHK-Chef den Firmeneigentümern unter den Gästen mit auf den Weg. Gleiches gelte aber auch für die Gründer. Speziell ihnen riet Dietzfelbinger: "Sprechen Sie mit Ihrer Bank. Prüfen Sie, wie zukunftsfähig das Geschäftsmodell der Firma ist."

Zweiter Hauptredner des Abends war Stefan Butz, Geschäftsführer der ButzConsult Unternehmensberatung in Krefeld. Er sieht in der Nachfolge "eine echte Chance zur Gründung - aber nicht um jeden Preis". Oft würden Inhaber nicht sehen, dass Unternehmenswert und Unternehmenspreis nicht zwangsläufig übereinstimmen müssen. Der Markt entscheide. Er hat ermittelt, dass deutschlandweit bei 25.000 bis 29.000 kleinen und mittelgroßen Unternehmen die Nachfolge ansteht. Fast 40 Prozent dieser Firmen hätten ein akutes Nachfolgeproblem. Deshalb riet Butz, den Chefs, die auf der Suche nach einem Nachfolger sind: "Trennen Sie Wunsch und Wirklichkeit. Lernen Sie, loszulassen. Seien Sie nicht egoistisch."

Dann leitete RP-Lokalchef Dirk Möwius aus Geldern als Moderator die Gesprächsrunde mit Unternehmern aus der Region ein. Ralf Kersten hat als Malermeister und Geschäftsführer des Malerbetriebs Kersten GmbH in Bedburg-Hau den Betrieb seines Vaters übernommen. Er berichtete, dass er sich lange überlegt habe, "ob ich mir sein Pensum mit bis zu 15 Stunden täglich antun konnte". Letztendlich sei er aber froh, die Nachfolge angetreten zu haben.

Auch Alfred und Nicolas Bremer von der Bremer GmbH in Bedburg-Hau haben die Nachfolge innerhalb der Familie vollzogen - wie es bei 44 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen der Fall ist. Vater und Sohn Bremer erzählten den Gästen, dass die Übergabe auch bei ihnen einige Jahre gedauert habe. Trotz der vielen Erfahrung, die Sohn Nicolas im Unternehmen gemacht habe, und zwar vom Gabelstapler-Fahrer bis hin zum späteren Geschäftsführer, haben beide das eigentliche Ziel nie aus dem Auge verloren: eine von Vernunft und gegenseitigem Respekt getragene Nachfolgelösung.

(RP)
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