Hobbysport Skat – vom Aussterben bedroht?

An 24 Tischen wurde am Samstag in der Bürgerhalle Herongen Skat gespielt. Es ging um den Meistertitel von Straelen. 96 Männer und Frauen waren dabei. Der Deutsche Skatverband (DSkV) sucht händeringend Nachwuchs.

 Knapp 100 Spieler hatten sich am Samstag in der Heronger Bürgerhalle eingefunden. Das Turnier wurde von den Skatfreunden Broekhuysen veranstaltet.

Knapp 100 Spieler hatten sich am Samstag in der Heronger Bürgerhalle eingefunden. Das Turnier wurde von den Skatfreunden Broekhuysen veranstaltet.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Unter Skatspielern ist die Aufgabe des Listenführers sehr begehrt, da ein altes Sprichwort sagt: „Wer schreibt, der bleibt.“ Dem Aberglauben nach verliert der Spieler, der die Punkteliste führt, niemals die gesamte Skat-Serie.

Nicht nur Leute aus Straelen und Umgebung nahmen an der 33. Skat-Stadtmeisterschaft der Sparkasse Rhein-Maas teil. Auch Spieler aus Bonn, Dortmund und Sankt Augustin waren vor Ort, um Skat „zu kloppen“. In zwei Serien wurden 48 Spiele ausgetragen. Wer die meisten Punkte holt, der gewinnt die Stadtmeisterschaft. An 24 Tischen à vier Personen (96 Teilnehmer) ging es zwischen 15 und 19.30 Uhr zur Sache. Immer abwechselnd gab einer die Karten aus, drei Personen spielten Skat. Jeweils einer am Tisch führte die Punkteliste.

Helmut Krull, Spielleiter und Mitorganisator der Meisterschaft, berichtet von einem Minusrekord bei der Teilnehmeranzahl: „Es waren vor über 20 Jahren auch mal 120 Tische und knapp 500 Teilnehmer.“ Krull ist mit rund 60 Jahren einer der jüngeren Spieler: „Uns sterben die Skatbegeisterten nach und nach weg.“ Trotz der günstigeren Teilnehmergebühr für Jugendliche (fünf statt 13 Euro) fehlte jedwede Spur von unter 18-Jährigen. Zu den jüngeren Skatspielern gehört der Hinsbecker Horst Fliegen. Der 52-Jährige ist bei dem sonnigen Osterwetter die neun Kilometer mit dem Fahrrad zur Heronger Bürgerhalle geradelt, um gegen Mitstreiter aus ganz Nordrhein-Westfalen anzutreten. Zum 20. Mal ist er mittlerweile dabei. Vor einigen Jahren gewann er sogar 200 Deutsche Mark bei einem Turnier – sein bisher größter Erfolg bei der Skat-Stadtmeisterschaft.

Warum kaum Nachwuchs für dieses spannende und komplexe Kartenspiel da ist, können Fliegen und Krull nur vermuten: Ein Faktor seien sicherlich die neueren Freizeitangebote. Computerspiele, Playstation und „Handy-Games“ stellen für junge Menschen wohl häufig die attraktivere Beschäftigung dar. Auch das bei jungen Menschen sehr populäre (Online-)Pokern läuft dem Skat unter den beliebtesten Kartenspielen eindeutig den Rang ab. Fliegen konnte bisher auch keines seiner vier Kinder dazu bewegen, Skat zu spielen.

Er hingegen hat sich recht früh für das Kartenspiel mit etwa 2,8 Billiarden Möglichkeiten der Kartenverteilung begeistern können: „Mit zehn Jahren habe ich angefangen, bei Opa zuzuschauen, wie er Skat spielt“, erinnert sich Fliegen. Sein Großvater habe sich donnerstags oder freitags mit Freunden getroffen. Dort schaute er bereits in jungen Jahren seinem Skat-Mentor über die Schultern. Später fing er dann an, selber Skat zu spielen.

„Man muss immer am Ball bleiben“, weiß der 52-jährige Hinsbecker. Skat gehört zweifelsohne zu den komplexesten und am schwierigsten zu beherrschenden Kartenspielen. Nicht selten eröffnen sich erst nach jahrelanger Erfahrung neue strategische Skat-Kniffe.

Auch diese Tatsache wird viele junge Menschen vermutlich abschrecken, sich mit diesem anspruchsvollen Kartenspiel zu beschäftigen. Vermeintlich einfache Spiele wie Mau-Mau schaffen es wiederum bis heute ins Spiele-Repertoire der jüngeren Generationen. Skat hingegen scheint vom Aussterben bedroht zu sein.

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