Geldern Seltene orientalische Krippe zu bestaunen

Geldern · In den Wintermonaten 1947 bis 1950 hat Hans Bodem das Kunstwerk gestaltet. Sohn Klaus Bodem hat es jetzt restauriert – in 250 Stunden Handarbeit. Am Sonntag lädt er zur Besichtigung in sein Wohnzimmer in Walbeck ein.

 Klaus Bodem aus Walbeck mit seiner restaurierten Krippe, die sein Vater zusammengetragen und selber zusammen gebaut hat. Der Sohn hat diese Krippe im vergangenen Jahr aufwendig restauriert.

Klaus Bodem aus Walbeck mit seiner restaurierten Krippe, die sein Vater zusammengetragen und selber zusammen gebaut hat. Der Sohn hat diese Krippe im vergangenen Jahr aufwendig restauriert.

Foto: gerhard seybert

In den Wintermonaten 1947 bis 1950 hat Hans Bodem das Kunstwerk gestaltet. Sohn Klaus Bodem hat es jetzt restauriert — in 250 Stunden Handarbeit. Am Sonntag lädt er zur Besichtigung in sein Wohnzimmer in Walbeck ein.

Weihnachtskrippen werden schon seit vielen Hunderten Jahren von den Christen zur Weihnachtszeit aufgestellt. In vielen Variationen wird so die Geburt Christi dargestellt. Eine orientalische Krippe, wie man sie jetzt in Walbeck bewundern kann, ist da allerdings in hiesigen Breiten eine Seltenheit.

Die Geschichte, die dahinter steckt, begann schon Mitte der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Damals verschlug es den jungen Hans Bodem, Sproß einer Winzerfamilie mit neun Geschwistern, von Irsch bei Saarburg an den Niederrhein, wo er in Walbeck in der Pinnertstraße eine Bleibe fand. Der gelernte Milchkontrolleur war für die Bauern in Nettetal zuständig und fuhr jeden Tag mit dem Fahrrad vom Spargeldorf zu seiner neuen Arbeitsstelle.

Die Einberufung zur Wehrmacht 1938 und der anschließende Ausbruch des 2. Weltkriegs verschlugen ihn nach Nordafrika, wo er im "Afrikafeldzug", unter Generalmajor Erwin Rommel stationiert war. Durch einen im Einsatz erlittenen Unfall war für Hans Bodem der Krieg schon 1943 zu Ende, er kehrte nach Walbeck zurück.

Nach dem Krieg heiratete er Nelly Hermanns, übernahm den im Ort gelegenen Hof und widmete sich der Landwirtschaft. Mit dem Krippenbau begann der Landwirt in den Wintermonaten der Jahre 1947 bis 1950. Er entwickelte in einer Zeit, wo es an allem mangelte, eine erstaunliche Fertigkeit, mit Laubsäge, Sperrholz und Kleinmaterialien wie Ästen und Zweigen Tempel und Gebäude liebevoll dem Umfeld im Heiligen Land nachzuempfinden. Sogar elektrisches Licht erhellte die weihnachtliche Szenerie. Es war sicher auch sein Weg, die traumatischen Erlebnisse während des Einsatzes in Nordafrika zu verarbeiten.

Schnell sprach sich in den folgenden Jahren in Walbeck herum, dass im Hause Bodem eine handgefertigte Krippe stand. Schulklassen und Kindergärten fanden zur Weihnachtszeit Einlass, die Krippe zu bestaunen. So mancher Walbecker schellte auch schon mal nach dem sonntäglichen Hochamt in der Adventszeit an der Haustür, um mal "efkes de Kripp to kieke".

Bis vor 35 Jahren wurde die Krippe aufgebaut, geriet dann aber ein wenig in Vergessenheit. Hans Bodem verstarb im Jahr 1998, aber sein Sohn Klaus wurde immer wieder von den älteren Walbeckern angesprochen, ob es denn die Krippe noch gäbe. "Im vergangenen Jahr habe ich dann die Kartons vom Speicher geholt, die Krippe ausgepackt und gesehen, dass da viel Arbeit auf mich wartet", sagt Klaus Bodem.

Der Zahn der Zeit hatte an den Bauwerken und Figuren genagt und so machte sich Sohn Klaus in mühevoller Kleinarbeit daran, die Krippe zu restaurieren. Was da in mehr als 250 Stunden Handarbeit entstand, ist eine prachtvolle orientalische Krippenszenerie, eingebettet in einen handgemalten halbrunden Hintergrund. "Die Krippe ist jetzt zum ersten Mal vollständig aufgebaut, früher passte sie nie ganz ins Wohnzimmer", erinnert sich der 64-Jährige.

Wie schon in früheren Zeiten kann die Krippe auch heute besichtigt werden, jeweils an den nächsten beiden Adventssonntagen von 11 bis 14 Uhr an der Walbecker Hochstraße. Da dürfte Klaus Bodem noch die eine oder andere Geschichte zu dieser außergewöhnlichen Krippe zu erzählen haben.

(RP)
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