Einsatz für die Gesundheit Herzsport für Körper, Geist und Seele

Geldern · Die ambulanten Herzsportgruppen in Geldern waren bei ihrem Beginn vor 40 Jahren eine der ersten am Niederrhein. Rehasport in der Gruppe unter ärztlicher Kontrolle gilt heute als wichtige Therapie bei Herzerkrankungen.

 Rund 100 Rehasportler kamen in die „Lindenstuben“, um den runden Geburtstag der Herzsportgruppen Geldern zu feiern.

Rund 100 Rehasportler kamen in die „Lindenstuben“, um den runden Geburtstag der Herzsportgruppen Geldern zu feiern.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Sie waren eine der allerersten am Niederrhein, die Patienten nach einem Herzinfarkt oder einer anderen Herzerkrankung ein sportliches Übungsprogramm unter Gleichgesinnten anboten. Die Herzsportgruppen des Rehasportvereins für ambulante Herz- und Diabetessportgruppen Geldern feierten jetzt ihr 40-jähriges Bestehen. Rund 100 Rehasportler, viele mit Partner, waren der Einladung des Vereins gefolgt und genossen im Restaurant „Lindenstuben“ ein festliches Buffet und anschließend ein gemütliches Beisammensein.

Nach Auskunft des 1. Vorsitzenden Rudolf Driessen trainieren derzeit 156 Rehasportler in fünf Gruppen. Die beiden hauptamtlichen Übungsleiterinnen, Elsbeth Driessen und Edith Scheffer, berücksichtigen hierbei verschiedene Leistungsniveaus. „Jeder hat ja irgendein Ereignis hinter sich, zum Beispiel einen Infarkt oder eine Herz-OP. Da fängt man erst langsam wieder an“, erklärt Edith Scheffer. Ausdauer, Koordination, Kräftigung gehören zum Programm, hinzu kommen Übungen auf der Matte oder auf dem Hocker für die Beweglichkeit.

Die Übungsleiterinnen haben eine fachliche Ausbildung beim Behinderten- und Rehabilitationssportverband Nordrhein-Westfalen (BRSNW) absolviert. Außerdem ist seit 40 Jahren keine Übungsstunde ohne ärztliche Begleitung. Zusammen mit Assistenzärzten des Gelderner St.-Clemens-Hospitals übernehmen diese Aufgabe Joachim Sitz, ehemaliger Chefarzt der Inneren Abteilung, und Leo Hellmann, ebenfalls Internist und betreuender Arzt der Gelderner Herzsportgruppe seit ihrer Gründung 1979.

„Früher mussten Herzpatienten nach einem Infarkt wochenlang Ruhe halten, dann machten sie eine Reha und waren danach einfach allein gelassen“, berichtet Joachim Sitz. Erst in den 70ern habe ein Pilotprojekt der Sporthochschule Köln erwiesen, wie wichtig und effektiv ein Bewegungsprogramm unter ärztlicher Kontrolle ist. Dies sollte früher einsetzen und dauer­haft durchgeführt werden. Herz- und Kreislaufpatienten gelten als chronisch krank und bedürfen auch nach der Akut-Behandlung einer weiterführenden medizinisch-therapeutischen Betreuung. „Medikamente, aber auch eine Änderung des Lebensstils, der Ernährung und der sportlichen Betätigung gehören dazu.“ Jedoch nicht nur zur Wiedererlangung der körperlichen Leistungsfähigkeit sei das Training sinnvoll, sagt Sitz. „Ganz entscheidend sind gerade für Herzpatienten der soziale Austausch und die Motivation in der Gruppe der Gleichgesinnten“, betont der Arzt. Die Herzsportgruppe erhalte daher „Körper, Geist und Seele“.

„Hier sind Betroffene unter sich und erzählen sich, was sie erlebt haben“, ergänzt Leo Hellmann. Er erklärt, früher seien Herzpatienten deutlich jünger gewesen, und die Reha habe geholfen, zurück in den Beruf zu finden. Heute, für ältere Herzkranke, gelte es, zurück ins aktive Leben zu gehen.

Die Historie der Gelderner Herzsportgruppe zeichnet Schriftführer Jochen Scheffer nach: Gegründet wurde sie 1979 von Margarete Zappe als Übungsleiterin und Reinhard Raddant als Arzt unter dem Dach des TV Geldern. Damals gab es deutschlandweit nur 77 solcher ambulanter Koronarsportgruppen. Im Laufe der Jahrzehnte erkannten Patienten, Ärzte und Krankenkassen, wie wichtig Rehasport ist, und immer mehr Arbeit für den Verein kam hinzu. Strukturelle Veränderungen und die zusätzliche Einrichtung der Diabetessportgruppen erforderten daher die Gründung eines selbständigen Vereins. So gibt es seit 2011 den „Rehasportverein für ambulante Herz- und Diabetessportgruppen Geldern e. V.“.

Joachim Sitz dankte in seinem Grußwort an die Jubiläumsgäste besonders den vielen Ehrenamtlern, die seither wichtige Vereinsarbeit geleistet haben. Nicht nur die Organisation der fünf Übungsgruppen, auch die Zusammenarbeit mit den Krankenkassen gehört dazu. „Die Rehasport-Maßnahme bekommen Herzpatienten von den Kassen bezahlt“, teilt Geschäftsführerin Elsbeth Driessen mit. Vereinsmitglied müsse man nicht zwingend werden, aber inzwischen zähle der Verein 62 Mitglieder. Neben den Sportstunden gibt es auch viele Angebote für die Geselligkeit, zum Beispiel gemeinsame Radtouren.

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