Issum Schuub - letzte Chance für arme Issumer

Issum · Ein neuer Laden im ehemaligen Kaffeehaus und ein anderes Konzept – damit will das Issumer Familienzentrum Kiiss Einzelpersonen helfen. Bisher ging der Gewinn des Second-Hand-Shops allein an die sechs Issumer Kindergärten.

 Das Angebot im "Schuub" reicht von der schlichten Kaffeetasse bis hin zum Trimm-Dich-Rad. Regina Kampmann ist von dem Konzept überzeugt, das anderen Menschen helfen soll, wieder Fuß zu fassen.

Das Angebot im "Schuub" reicht von der schlichten Kaffeetasse bis hin zum Trimm-Dich-Rad. Regina Kampmann ist von dem Konzept überzeugt, das anderen Menschen helfen soll, wieder Fuß zu fassen.

Foto: Thomas Binn

Ein neuer Laden im ehemaligen Kaffeehaus und ein anderes Konzept — damit will das Issumer Familienzentrum Kiiss Einzelpersonen helfen. Bisher ging der Gewinn des Second-Hand-Shops allein an die sechs Issumer Kindergärten.

Im früheren Kaffeehaus in Issum stehen jetzt Möbel, leere Kaffeetassen und ein Trimm-Dich-Rad. Sie sollen verkauft werden, und der Erlös soll Issumerm helfen, wieder auf die Füße zu kommen, selbstständig zu leben.

Das Wort "Schuub" über der Eingangstür des Ladenlokals Gelderner Straße 10 steht für den Schubs, den Anstoß, den diese Menschen durch die finanzielle Unterstützung bekommen sollen. Einzigartig nennt Regina Kampmann das Konzept. "Es gibt viele, viele Second-Handshops, aber so etwas gibt es nur in Issum", sagt die Ideengeberin. Das Projekt wird offensichtlich dringend benötigt, die Armut liegt auch in Issum vor der eigenen Haustür. Bereits jetzt profitieren junge Menschen vom Erlös der verkauften Ware. Erlös bedeutet, der Reingewinn nach Abzug der Energiekosten. Die Menschen die im Laden arbeiten, machen das ehrenamtlich, damit Geld bleibt für Bedürftige.

"Wir haben aktuell eine Anfrage über 50 Euro für eine Klassenfahrt", sagt Kampmann. Durch Schuub wird außerdem der Deutsch-Integrationskursus für eine junge Frau unterstützt. 120 Euro im Monat kostet der. "Wir finanzieren das vor", verspricht Kampmann. Hinzu kommen die 69 Euro für eine Monatsfahrkarte, die diese junge Frau auch nicht hat. 69 Euro, dafür müssten umgerechnet 69 Gedecke verkauft werden. Der Heimtrainer würde für 50 Euro über den Tresen gehen und könnte so die Klassenfahrt finanzieren. Allerdings bräuchte es schon 38 verkaufter Heimtrainer, um den kompletten Deutsch-Integrationskursus zu bezahlen. Deswegen werden nicht nur Sach-, sondern auch Geldspenden entgegengenommen.

Mit 100 Euro im Monat wird momentan auch ein junger Mann unterstützt, der zwar eine Ausbildung macht, aber dessen Geld nicht für ein selbstständiges Leben reicht. Die Finanzspritze soll den Menschen nur eine kurzfristige Hilfe geben, bis sie auf eigenen Füßen stehen. Zielgruppe sind daher Kinder und Jugendliche im Alter von einem bis zum 27. Lebensjahr. Gefördert wird nicht blind. "Alle öffentlichen Mittel müssen ausgeschöpft sein", nennt Kampmann eine der Bedingungen. Ob und wie gefördert wird, entscheidet ein Dreierteam, das der Schweigepflicht unterliegt.

Die Hilfesuchenden finden den Weg zur unbürokratischen Unterstützung durch Gespräche. "Das sind Menschen, die ganz vorsichtig im Kiiss-Second-Hand-Shop nachgefragt haben, wohin sie sich mit ihrem Problem wenden können", sagt Kampmann. Den Second-Hand-Shop auf der Gelderner Straße 11 gibt es immer noch und wird es auch weiterhin geben. Dort werden auch in Zukunft Anziehsachen verkauft, deren Erlös an die sechs Kindergärten in Issum und Sevelen verteilt wird.

Im gegenüber liegenden Schuub-Laden können sich die Issumer ab sofort mit Haushaltswaren aller Art eindecken. Für den guten Zweck, versteht sich.

(bimo)
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