Start nach Corona-Pause in Geldern und Kevelaer Die Schulen bereiten sich vor

Gelderland · Am Donnerstag können die Jugendlichen aus den Abschlussklassen erstmals seit der Corona-Zwangspause wieder zum Unterricht gehen. Damit Schüler und Lehrer gesund bleiben, werden die Schulleiter kreativ.

 Schulleiter Achim Diehr in der ausgeräumten Turnhalle, hier sollen die Abi-Prüfungen stattfinden.

Schulleiter Achim Diehr in der ausgeräumten Turnhalle, hier sollen die Abi-Prüfungen stattfinden.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Es wird ein Schulstart, den es so noch nicht gegeben hat. Am Donnerstag dürfen die Schüler der Abschlussklassen wieder zum Unterricht gehen. Am Eingang des Gelderner Lise-Meitner-Gymnasiums steht Desinfektionsmittel, auf dem Boden des Foyers kleben Markierungen. „Damit man das Gefühl für den Abstand nicht verliert“, sagt Schulleiter Achim Diehr. „Das stelle ich mir als Schüler ziemlich schwer vor, wenn man sich so lange nicht gesehen hat.“

62 Abiturienten haben zugesagt, dass sie den freiwilligen Unterricht besuchen wollen, 17 lernen weiterhin von zuhause aus. Es sollen sich nie mehr als 16 Lehrer zur gleichen Zeit im Gebäude befinden, sagt Diehr. In den Räumen sollen maximal neun Schüler an den Tischen sitzen. Sollten die Klassen größer sein, können die Lehrer die Doppelstunden aufteilen und in zwei Gruppen unterrichten. In den Klassenräumen gibt es Waschbecken mit Seife, im Schulgebäude hat der Förderverein weitere Desinfektionsspender verteilt, die Türen sollen alle offen bleiben, damit niemand die Klinken anfassen muss.

Alle Oberflächen werden nun täglich gereinigt, den Gang zum Lehrerzimmer hat die Schulleitung zu einer „Einbahnstraße“ gemacht, sodass sich die Kollegen nicht in die Quere kommen. 25 Prozent des Kollegiums fallen als Angehörige einer Risikogruppe aus, sie werden zunächst nicht unterrichten.

Worüber man sich langfristig noch Gedanken machen müsse, sei die Trennung der Jacken. Die bringen die Schüler in ihren Spinds oder an Haken unter. „Das könnte vor allem ab Herbst zu einem Problem werden“, sagt Achim Diehr. „Da müssen wir uns noch eine Lösung überlegen.“

Beim Friedrich-Spee-Gymnasium rechnet man damit, dass etwa 50 von 75 Abiturienten ab Donnerstag den freiwilligen Unterricht besuchen werden. Acht bis zwölf Schüler passen bei Einhalten des Mindestabstands in die Klassenräume, bei aufgeteilten Klassen pendeln die Lehrer zwischen den Gruppen. „Es ist ja kein konventioneller Unterricht, sondern eine Prüfungsvorbereitung“, sagt Schulleiter Rudolf Germes. Um Freistunden zu vermeiden, hat die Schulleitung die Stundenpläne angepasst. Von 8 bis 11.30 Uhr können die Schüler an zwei Doppelstunden in ihren Abifächern teilnehmen.

Das Kollegium, so der Direktor, freut sich auf den ungewöhnlichen Schulstart. „Gerade bei den Leistungskursen hat man eine große Verantwortung, die Schüler gut auf die Abiprüfungen vorzubereiten“, sagt er. „Da überwiegen der Tatendrang und die Freude, die Schüler nach so langer Zeit wiederzusehen.“ Germes sieht die nächsten Wochen auch als Testlauf: „Mit den älteren Schülern können wir ausprobieren, was gut funktioniert und wo wir noch nachbessern müssen.“

Deutlich komplizierter sollte sich die Situation am Berufskolleg in Geldern gestalten. Hier sind nämlich die Abschlussklassen der gymnasialen Oberstufe, der Berufsfachschulen für Technik und für Wirtschaft und Verwaltung sowie die Abschlussklassen des dualen Systems betroffen. 200 bis 300 Schüler werden täglich erwartet, je nach Unterrichtseinheiten sollen 20 bis 25 Lehrkräfte vor Ort sein. 90 Lehrer bleiben zuhause und leisten Fernunterricht, heißt es von der Schulleitung.

Da die Flure und Treppenhäuser in dem Gebäude eng sind, könne der Abstand nicht immer gewahrt werden, so der Kreis Kleve. Darum sind alle Schüler und Lehrer dazu verpflichtet, im Berufskolleg Mund-Nasen-Schutzmasken zu tragen. Desinfektionsmittel stellt der Kreis Kleve als Schulträger zur Verfügung. Zudem sollen besonders die Toiletten, Türklinken, Tastaturen und Handläufe täglich gereinigt werden. Der Kreis Kleve organisiert zudem Schulbusfahrten für die Förderschulen in der Umgebung. Für die Schüler, die in die engen Busse steigen werden, stellt der Kreis darum Mundschutzmasken zur Verfügung, solange der Vorrat reicht.

Die Stadt Kevelaer sieht sich gut gerüstet für den Schulstart. „Uns wäre ein verzögerter Start zwar auch lieber gewesen, aber ich bin kein Freund davon, Probleme größer zu machen, als sie sind. Da werden sich Lösungen finden“, sagt Bürgermeister Dominik Pichler. Die Stadt habe für Seifenspender und Desinfektionsmittel gesorgt, auch die Busse sind bestellt. Etwa 40 Abiturienten und 100 Schüler der zehnten Klasse kämen nach aktueller Planung für den Schulbus in Frage.

Karl Hagedorn, Rektor des Gymnasiums, geht davon aus, dass von den 95 Abiturienten nur ganz wenige überhaupt mit dem Bus kommen werden. „Bei dem schönen Wetter werden die meisten das Rad nehmen“, sagt der Schulleiter, der sich am Dienstag auch noch einmal das Konzert- und Bühnenhaus ansah. Hier sollen ab dem 12. Mai die Abiturprüfungen stattfinden.

Der freiwillige Unterricht für die Abiturienten beginnt am Donnerstag mit den Leistungskursen. Die werden jeweils per Alphabet geteilt, damit nicht so viele Schüler gleichzeitig im Klassenraum sind. Der eine Teil kommt zur ersten und zweiten Stunde, der andere dann zur dritten und vierten. Da der Unterricht für die einzelnen Kurse um zehn Minuten versetzt beginnt, sei sichergestellt, dass es kaum zu Kontakten komme. Die Schüler werden auch aufgefordert, direkt in den Klassenraum zu gehen, wo die Plätze markiert sind. Die Jugendlichen sollen Mundschutz tragen, sich desinfizieren und die Hände gründlich waschen.

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