Theater des Friedrich-Spee-Gymnasiums Jugend möbelt Mephisto auf

Geldern · Schüler des Gelderner Spee-Gymnasiums üben Gesellschaftskritik in ihrem Arrangement des Goetheschen Meisterwerks.

 Eine moderne Fassung haben die Friedrich-Spee-Gymnasiasten Goethes Klassiker verpasst.

Eine moderne Fassung haben die Friedrich-Spee-Gymnasiasten Goethes Klassiker verpasst.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)/Stade, Klaus-Dieter (kds)

Johann Wolfgang von Goethe erschuf mit „Faust I“ (Faust. Eine Tragödie.) das meist zitierte und bedeutendste Werk der deutschen Literatur. Der 1832 verstorbene Schöpfer deutschsprachiger Dichtkunst sorgt damit bis heute für ein Pflichtprogramm an zahlreichen Schulen in der Bundesrepublik. 25 Schüler aus der Q1 (elften Klasse) des Gelderner Friedrich-Spee-Gymnasiums studieren gegenwärtig ein eigens kreiertes Arrangement des Stücks ein.

„Die Gretchenfrage haben wir uminterpretiert“, erzählt Melissa Miller, die die Rolle des Mephistopheles – kurz Mephisto – spielen wird. In der „Faust-Version“ der FSG­ler steht nicht die Frage nach der Religiosität im Vordergrund. Vielmehr wollen die angehenden Abiturienten die Gesellschaft kritisieren. Faust verkörpert ein Stück weit die Ego-Gesellschaft, indem er Gretchen lediglich für seine Bedürfnisse ausnutzt. Doch auch die Emanzipation der Frau wird thematisiert. „Die Opferrolle Gretchens wandelt sich. Später macht sie ihr eigenes Ding“, erklärt Gretchen-Schauspielerin Alida Wefers.

In unterschiedlichen Kleingruppen wie der Kostüm-, Techniker- und Schreibergruppe wurden zu Beginn des Schuljahres die planerischen Vorbereitungen getroffen. Am 19. April stand dann endlich das finale Skript bereit, um einstudiert zu werden. Seitdem wird das Stück mit dem Titel „Mephisto hilft: alt, verzweifelt, Faust“ wöchentlich für die baldige Aufführung in der Aula des Lise-Meitner-Gymnasiums geprobt.

Die insgesamt 20 Szenen des Arrangements haben keine einheitliche Stilistik. Passagen mit jugendlichem Jargon, gefüllt mit vulgären Ausdrücken und Anglizismen, sorgen sicherlich für das eine oder andere Schmunzeln beim Zuschauer. Aber auch Szenen mit der bekannten goetheschen Dichtkunst werden regelmäßig dargestellt. Abwechslungsreichtum wird also bei der Q1 großgeschrieben.

Bei der jüngsten Probe am Dienstag war die Theaterpädagogin Maren Gambusch vom Theater Krefeld-Mönchengladbach vor Ort, um die Aufführung kritisch zu beäugen. Im Anschluss an den Komplettdurchlauf gab es Tipps und Hinweise der Theaterexpertin. „Eure Story ist schlüssig und stimmig. Manche von euch müssen jedoch lauter und langsamer sprechen“, startete Gambusch eingangs ihre kritische Rückmeldung.

„Zwei normale und eine lange Probe haben wir noch vor der Aufführung“, informiert die verantwortliche Lehrerin Ann-Kathrin Holt, die selber in der ersten und letzten Szene des Stücks eine Rolle spielt. Bis dahin wird wohl alles sitzen, da sind alle Beteiligten zuversichtlich.

Die meisten Textpassagen hat wohl Faust-Darsteller Antoine Milot auswendig zu lernen. Bis auf wenige Ausnahmen hat er bereits jetzt das Skript voll verinnerlicht und spielt selbstbewusst und mit kraftvoller Stimme den Abenteuer suchenden Doktor Faustus.

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