Gelderland Schnee führt Polizei zu Drogen-Plantage

Gelderland · In den Niederlanden setzen Ermittler auf ungewöhnliche Methoden im Kampf gegen den Anbau von Cannabis. In NRW sind Drohnen im Einsatz, um Rauschgift aufzuspüren. Allein im Kreis Kleve 59 Fälle von illegalem Anbau in vier Jahren.

 Geschmolzener Schnee auf einem Hausdach kann die Polizei zu einer Drogen-Plantage führen, wie auf diesem eindrucksvollen Bild von einem Einsatz im niederländischen Haarlem.

Geschmolzener Schnee auf einem Hausdach kann die Polizei zu einer Drogen-Plantage führen, wie auf diesem eindrucksvollen Bild von einem Einsatz im niederländischen Haarlem.

Foto: Twitter / Polizei Haarlem

Illegale Drogen-Plantagen in privaten Haushalten sind am Niederrhein längst keine Seltenheit mehr. Alleine von 2010 bis 2014 zählte die Polizei 59 Fälle illegalen Anbaus von Betäubungsmitteln im Kreis Kleve. Die Dunkelziffer liegt wohl noch deutlich höher. Grund genug für die Polizei, auf ungewöhnliche Methoden im Kampf gegen den Cannabis-Anbau zu setzen. So bestätigt das NRW-Innenministerium, schon seit einigen Jahren Flug-Drohnen im Kampf gegen die illegalen Plantagen einzusetzen. "In der überwiegenden Zahl der Fälle wurden die Drohnen zur Aufklärung von Grundstücken, Gebäuden oder Gebäudekomplexen im Zusammenhang mit Cannabis-Plantagen eingesetzt", heißt es in der Antwort des Ministeriums auf eine kleine Anfrage der Piratenpartei. Einer Masche der Drogenzüchter kommt man so besonders effektiv auf die Schliche: Drogen, die inmitten von konventionellen Maisfeldern angebaut werden, können von den Kameras der Drohnen "kostengünstig" erspäht werden. Die Alternative wäre der teurer Aufklärungsflug mit einem Polizeihubschrauber.

Im niederländischen Nachbarland geht man aktuell noch andere Ermittlungswege: Eine Reihenhaussiedlung in Haarlem, der Schnee liegt auf den Dächern der Gebäude - aber eben nicht auf allen Dächern. Weil der Schnee auf einer Haushälfte im Halbkreis geschmolzen war, klopften die Ermittler einfach mal an deren Haustür. Sie fanden im Obergeschoss eine voll ausgestattete Cannabis-Plantage. Nicht das erste Mal, dass die Beamten im Nachbarland mit dieser Methode fündig geworden sind. Auch in Arnheim oder Groningen hat fehlender Schnee auf Hausdächern die Polizei bereits zu Drogen-Plantagen geführt. Weil die für die Plantagen benötigten Heizungslampen so wärmeintensiv sind, waren die Dächer im Gegensatz zu den Nachbarhäusern frei von Schnee. Dass eine Sauna unterm Dach oder schlechte Isolierung Grund für fehlendes Weiß sein können - Ermittlungsrisiko.

Die Erfolge aber geben der Polizei Recht. So sehr, dass die Beamten in Haarlem nun sogar einen Aufruf an die Bevölkerung gestartet haben: Wem auffällt, dass das Dach des Nachbarn selbst bei heftigstem Schneefall schneefrei bleibt, solle sich doch bitte an die Polizei wenden - gerne auch anonym.

Auf solche öffentlichen Aufrufe verzichtet die Polizei im Kreis Kleve zwar, dennoch nehme man auch hierzulande Hinweise entgegen, wenn Nachbarn etwas Verdächtiges bemerken, wie Polizeisprecherin Manuela Schmickler betont. "Anzeichen kann es viele geben. Meist sind es Dinge, die einzeln betrachtet unverdächtig sind, zusammen genommen aber ein Gesamtbild ergeben", sagt sie. Etwa, wenn der Kontakt zu den Nachbarn deutlich heruntergefahren oder unverhältnismäßig viel renoviert wird. Wenn ein Gebäude, das eigentlich leer steht, häufig besucht wird. Meist sind Fenster abgeklebt, die Rolladen heruntergelassen und Ablüftungsgeräusche zu hören. "Auch seltsamer Geruch oder extrem viele Blumenkübel im Müll können Anzeichen für den Drogenanbau sein", sagt die Polizeisprecherin.

So wie in einer Dachgeschoss-Mietwohnung in Kalkar-Wissel. Mitten in der Ortschaft wurden dort erst vor zwei Jahren 553 fast erntereife Pflanzen entdeckt - in einer Anlage, die die Polizei beeindruckte. "Das ist ein dickes Ding. Das ist alles hoch-professionell. Licht, Bewässerung - alles erfolgt automatisch, mit Zeitschaltuhren und hochwertigen Geräten", sagte damals einer der Ermittler. Auch in Wissel war Nachbarn der Geruch von Cannabis und das klappernde Geräusch der Belüftungsanlage aufgefallen.

Zwar sind Hinweise aus der Bevölkerung nach wie vor das wichtigste Mittel im Kampf gegen die Plantagen, doch das Innenministerium ist auch mit dem Einsatz der Drohnen zufrieden: "Die erwarteten Erkenntnisse konnten durch den Einsatz erlangt werden", heißt es. Zwar könnten Einzelheiten aus ermittlungstaktischen Gründen nicht weiter ausgeführt werden. Soviel dann aber doch: "Der Einsatzzweck wurde in allen Fällen erfüllt."

(RP)
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