Sascha Kruchen, Geschäftsführer der Initiative Zukunft Niederrhein, zu Gastbeitrag von Altbauer Heinz Deselaers Sachlicher Dialog statt Falschaussagen

Geldern · Sascha Kruchen, Geschäftsführer der Initiative Zukunft Niederrhein, nimmt Stellung zur Deselaers-Kritik an weiteren Auskiesungen.

 Sascha Kruchen von der Initiative „Zukunft Niederrhein“ der Sand- und Kiesunternehmen am Niederrhein.

Sascha Kruchen von der Initiative „Zukunft Niederrhein“ der Sand- und Kiesunternehmen am Niederrhein.

Foto: Sand und Kies

Unter der Überschrift „Auskiesung zerstört landwirtschaftliche Flächen“ hat sich Heinz Deselaers, Landwirt im Ruhestand und lange Vorsitzender der Kreisbauernschaft, in einem Gastbeitrag gegen weitere Auskiesungen ausgesprochen. Dazu nimmt Sascha Kruchen, Geschäftsführer der Initiative Zukunft Niederrhein, Stellung.

„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten! Ein in jüngster Zeit vielzitierter Satz, und Adressat sind in der Regel Menschen, die anscheinend glauben, dass die Verbreitung von Unwahrheiten durch die Meinungsfreiheit gedeckt sei. Das ist aber nicht der Fall – auch nicht, wenn man sich auf der vermeintlich ,guten Seite‘ wähnt. Ich erlebe das regelmäßig bei Menschen, die gegen die Sand- und Kiesgewinnung am Niederrhein protestieren. Noch mal zur Sicherheit: Der Protest ist ihr gutes Recht, aber er darf nicht auf Falschaussagen oder Verschwörungsmythen basieren. Jüngst hat an dieser Stelle der frühere Landwirtschaftsfunktionär Heinz Deselaers behauptet, dass die Stadt Rees schon heute ohne den Rhein zu 25 Prozent aus Wasser bestehen würde – natürlich wegen der Kiesindustrie! Aber das stimmt einfach nicht, und das kann jeder überprüfen. Die Fläche der Stadt Rees besteht zu nicht mal sieben Prozent aus Gewässern – selbst mit Rhein und Hafenbecken kommt man nicht mal auf die Hälfte von Herrn Deselaers‘ Zahl.

Der Altbauer hat aber noch mehr falsche Zahlen im Angebot: 20 Hektar pro Tag würden der Landwirtschaft in NRW genommen, schreibt er. Die Landwirtschaftskammer selbst spricht allerdings landesweit von rund 13 Hektar pro Tag. Auch hier gibt es also ein deutliches Fakten-Defizit. Zugegeben: 13 Hektar pro Tag sind immer noch sehr viel, aber von ,der Kiesindustrie‘ wurden diese Flächenmengen ganz bestimmt nicht weggebaggert. Der Gewässeranteil an der NRW-Fläche liegt nämlich seit Jahren konsequent bei 0,8 Prozent – die Veränderungen sind also so minimal, dass sie selbst bei der ersten Stelle hinter dem Komma nicht ins Gewicht fallen. Natürlich hat sich die Kiesproduktion auch nicht, wie Herr Deselaers behauptet, in den letzten 20 Jahren verdreifacht, sondern ist in Wirklichkeit konstant geblieben.

Ich habe den Autor höflich gebeten, seine Tatsachenbehauptungen irgendwie zu belegen. Schließlich geht es in seinem Aufsatz um die Rohstoffsicherung unseres Landes und damit um die Basis unserer Volkswirtschaft und unseres Wohlstandes. Diese Bitte hat Herr Deselaers als ,lächerlich‘ abgetan.

Achtung, jetzt kommt Meinung: Wer saubere Recherche, faktenbasierte Informationen und ein Minimum an Logik für lächerlich hält, muss sich am Ende nicht wundern, wenn er nicht ernst genommen wird. Das dürfte wohl auch nicht im Interesse der Gegner von Sand- und Kiesgewinnung sein. Deren Ängste und Sorgen sollen doch schließlich ernst genommen werden und in einem sachlichen Dialog thematisiert werden – für den unsere Sand- und Kiesunternehmen selbstverständlich zur Verfügung stehen. Die Krönung des Gastbeitrags ist übrigens die Behauptung, dass ,man einem Scheich auch schon mit deutschem Sand einen Sandstrand gebaut habe‘. Das ist tatsächlich lächerlich, aber jeder hat halt auch das Recht auf seine eigene Fantasie!“

(Geldern)
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