Dranbleiben hat sich gelohnt Issumer Rollstuhlfahrerin kann endlich auf ihren Balkon

Issum · Fünfeinhalb Jahre hat es gedauert, aber jetzt kann Gabriele Laakmann aus Issum ihren Balkon wieder nutzen. Tür und Balkon wurden so umgebaut, dass sie mit dem Rollstuhl rauskommt.

 Gabriele Laakmann freut sich über ihre neue „Freiheit“.

Gabriele Laakmann freut sich über ihre neue „Freiheit“.

Foto: Sina Zehrfeld

Gabriele Laakmann kann raus auf ihren Balkon. Die heißen Tage dieses Sommers hat sie so richtig genossen. Die Rollstuhlfahrerin muss nicht mehr von der Balkontür aus mit einer Greifzange nach den Blumentöpfen hangeln, die außerhalb ihrer Reichweite stehen. Und morgens kann sie mit der ersten Tasse Kaffee des Tages nach draußen rollen.

Es war für sie ein langes, zähes Ringen, bis sie sich darüber freuen konnte. Fünfeinhalb Jahre musste sie ihre rechtlichen Möglichkeiten klären, immer wieder ihre Lage erklären und streiten, bis die Pflegekasse die Kosten für den nötigen Umbau an ihrer Wohnung übernahm und auch alle anderen Genehmigungen da waren. Aber: Es hat sich gelohnt. Das ist ihre Botschaft an alle, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. „Auf jeden Fall dranbleiben“, sagt sie. „Sich festbeißen. Kämpfen. Egal, wie lange es dauert: Immer wieder den Leuten auf die Füße treten. Sonst veränderst sich ja nichts.“

Die Rheinische Post hat im Frühjahr 2017 über den Fall der heute 63-jährigen Issumerin berichtet. Ihre Balkontür hatte damals eine zwölf Zentimeter hohe Schwelle. Dahinter lag der Balkon noch ein bisschen tiefer; es ging 20 Zentimeter abwärts. Damit Gabriele Laakmann, die wegen einer Muskel- und Nervenerkrankung auf den Rollstuhl angewiesen ist, nun hinaus kann, musste das Fenster mit Balkontür ausgetauscht und durch ein Modell ersetzt werden, das eine flache Schwelle hat.

Draußen musste gleichzeitig das Niveau des Balkonbodens mit Kunststoffbohlen etwas angehoben werden.

3100 Euro hat das schlussendlich insgesamt gekostet. Das klingt nicht nach einem Vermögen, doch sie selbst hätte diese Summe niemals selbst aufbringen können, sagt Gabriele Laakmann: „Für mich ist das unerreichbar.“

Außerdem ging es nicht nur ums Geld: Laakmann musste auch die Wohnungsgenossenschaft, der das Haus gehört, davon überzeugen, dass der Umbau problemlos möglich wäre und es danach nicht zum Beispiel reinregnen würde. Sie filmte also immer wieder an Regentagen, wie sich das Wasser verteilte. Einen Ortstermin mit einem Architekten und einem Schreiner gab es auch.

Zugleich setzte sie sich intensiv mit der Pflegekasse auseinander, schrieb Anträge, erhob Einspruch erst gegen Ablehnungen, dann gegen Bewilligungen, die nicht weit genug reichten. „Man muss wirklich sagen: Leute, ich weiß, was mir zusteht“, betont sie. Viele Betroffene, fürchtet sie, geben irgendwann entnervt und entmutigt auf. Sie wirbt dafür, nicht zu resignieren.

Jetzt ist sie einfach zufrieden, dass sie bei den Institutionen durchgehalten hat. „Die haben mich jetzt mit 3000 Euro so glücklich gemacht“, beschreibt sie. „Das ist ein Gefühl – ich weiß, das hört sich blöd an – aber das ist ein Gefühl von Freiheit.“

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