Geldern Rezept für den Einstieg in das Berufsleben
Geldern · "Praktische Berufsfelderkundung" heißt ein Projekt, das Schülerpraktika ergänzt. Scholl-Schule, Stadt und Integra sind Partner.
Etwa 500 Möglichkeiten der Berufsausbildung gibt es in Deutschland. Nicht jeder Hauptschüler der neunten Klasse wird sich bei dieser Auswahl schon auf einen Wunschberuf festgelegt haben. Praktika sollen helfen, dass Jugendliche den Job finden, der zu ihnen passt. Aber nicht jedem gehen die bis zu 14 Tage langen Praktika weit genug. Helmut Holla, Gelderns Schuldezernent, weiß: "Es gibt eine immer stärkere Nachfrage der Handelskammern nach praktischen Fähigkeiten."
Im Rahmen der Berufsorientierung haben die Stadt Geldern, die Geschwister-Scholl-Schule und der gemeinnützige Ausbildungsbetrieb Integra die "praktische Berufsfelderkundung" ins Leben gerufen. Die Hauptschüler sollen in zweitägigen Praktika bei der Integra zunächst herausfinden, ob der Berufswunsch der richtige für sie ist. Mit ihren zehn Berufsfeldern bietet die Integra den Gelderner Hauptschülern vor Ort einen bunten Schnitt durch die Arbeitswelt an. Bei ihren Kurzbesuchen können die Neuntklässler in Berufe wie Schlosser, Maler, Koch, Logistiker und Kosmetiker hereinschnuppern – und erfahren somit schnell, ob ihnen der gewählte Beruf liegt.
Bei Ulrich Terschlüsen, der bei der Integra Köche ausbildet, liegt die Quote der vier Schnupperpraktikanten bei 50 Prozent. Die Mini-Praktika sind nicht die einzige Ergänzung zu den klassischen Praktika, denn sie sind einer von mehreren Teilen der Berufsorientierung. Schon in der achten Klasse machen die Kinder der Geschwister-Scholl-Schule Bekanntschaft mit dem "Berufswahlpass". Dieser ist nichts anderes als eine Mappe, die die gesamte Berufsorientierung dokumentiert.
Integra-Prokurist Peter Schönrock verteidigt den frühen Einstieg der Schüler in die Berufsfindung: "In der achten Klasse ist die Arbeitswelt zum einen noch sehr weit weg, andererseits stehen die Kinder nicht mal mehr zwei Jahre vor der Vorbereitung des Schulabschlusses." In dieser Zeit lohne es sich durchaus, schon früh herauszufinden, welcher Beruf geeignet ist und welcher nicht.
In der neunten Klasse werden die Praktika mit Trainings von Bewerbungsgesprächen und Etikette ergänzt. Auch der vorherige Schritt "Suchen eines Praktikumsplatzes" wird geübt. Die Mitarbeiter der Integra sind froh, dass sie wie selbstverständlich ins Kollegium der Hauptschule aufgenommen wurden. Margret Winkels, Klassenlehrerin der 9 a, liefert einen der Gründe: "Das Team der Integra nimmt uns Lehrern eine Menge Arbeit ab, etwa bei der Suche von Praktikumsplätzen." Sie zeigt sich begeistert von den vielen Berufswelten, die es bei der Integra gibt und gesteht: "Wir wussten vorher gar nicht, wie umfangreich die Integra arbeitet."
Möglich wird die Maßnahme erst durch Fördergelder, die die Stadt Geldern aus Mitteln des Bundes erhält. Rund 50 000 Euro, verrät Helmut Holla, stehen für die diesjährige Maßnahme zur Verfügung. Holla: "Wir würden gerne noch mehr Schulen fördern, aber wir haben ja noch andere kommunale Aufgaben zu bewältigen."