Prozess vor dem Landgericht Paderborn Filmreife Flucht vor Polizei und Zoll

Weeze/Paderborn · Fünf mutmaßliche Drogenkuriere stehen vor dem Landgericht in Paderborn. Sie sollen mit 40 Kilogramm Betäubungsmitteln und einer Pistole im Auto von Weeze aus gestartet sein.

 Seit Dezember stehen die fünf Männer wegen Drogenhandels vor dem Landgericht in Paderborn.  Foto: David Ebener/dpa

Seit Dezember stehen die fünf Männer wegen Drogenhandels vor dem Landgericht in Paderborn. Foto: David Ebener/dpa

Foto: dpa/David-Wolfgang Ebener

Zollbeamte und Polizisten mussten sich im Juni im Paderborner Land eine Verfolgungsjagd mit mutmaßlichen Drogenkurieren liefern. Fünf Männer stehen deshalb jetzt vor dem Landgericht in Paderborn. Es geht um 40 Kilogramm Betäubungsmittel und eine scharfe Pistole. Gestartet war die Fuhre in Weeze.

Dort lebt einer der Angeklagten: Der 27-Jährige ging dort nicht nur bis etwa ein halbes Jahr vor der Festnahme einer geregelten Arbeit als Maschinenführer nach, sondern hatte auch eine Halle angemietet, in der Autos zum Abtransport nach Polen abgestellt wurden – aber vielleicht nicht nur dazu.

Nach einer spektakulären Verfolgungsjagd durch Zoll und Polizei waren die fünf Männer am späten Nachmittag des 16. Juni vergangenen Jahres in der Nähe von Büren festgenommen worden. In einem rechtsgelenkten Audi A8, mit dem zwei Insassen vor einer Kontrolle auf der A 44 geflohen waren, fand die Polizei die beachtliche Menge von 40 Kilogramm Marihuana, Haschisch und der synthetischen Droge MDMA – in einem VW Bulli saßen drei weitere Männer, die offenbar versucht hatten, die am Ende zu Fuß flüchtenden Audi-Insassen aufzunehmen. Alle fünf stehen seit Dezember in Paderborn vor dem Landgericht wegen Drogenhandels.

Nur einer von ihnen, ein 25 Jahre alter Kampfsportler, hat bisher gestanden, etwas mit den Drogen zu tun gehabt zu haben. Die anderen vier hingegen erklärten, Hintergrund der Fahrt sei ein ganz normaler Autohandel gewesen: Der Audi habe von Weeze nach Polen gefahren werden sollen. Tatsächlich fand der Zoll in der Fahrzeughalle des 27-Jährigen aus Weeze zwei nicht fahrbereite Autos – und etwas mehr: In einem Mazda entdeckten die Beamten etwa 100 Gramm Haschisch sowie präparierte mutmaßliche Drogenverstecke, in einem VW Passat – dessen auf Video festgehaltene umständliche Öffnung durch einen örtlichen Schlüsseldienst für allgemeine Erheiterung im Gerichtssaal sorgte – eine scharfe 9-mm-Pistole mit fünf Schuss Munition sowie Plastiktüten mit Anhaftungen von Drogenresten. Allerdings geben alle vier Männer an, nichts davon gewusst zu haben. Ein 41-jähriger Angeklagter will zwar den Karton angefasst haben, der im Kofferraum des Audi gefunden wurde und der voller Drogen war: Aber nur, weil er darin nach Werkzeug gesucht habe. Der Mann, der ihn gebeten habe, nach dem nicht ganz taufrischen Audi zu sehen, ist ein 27 Jahre alter Autohändler aus Polen, der die ganzen Pkw-Geschäfte betrieben und in Weeze eine Art temporären Stützpunkt gehabt haben soll: Er war Beifahrer im Audi, als der Kampfsportler am Steuer dem Zoll ausbüxte – und weiß nach eigenen Angaben nur etwas von einer Tüte „Gras“ im Fußraum. Der 27-Jährige aus Weeze sagt, er habe seine Halle dem Händler zum Unterstellen überlassen. Er sei mit den anderen im VW Bulli hinter dem Audi hergefahren, falls dieser unterwegs liegen bleibe. Sie alle eint eines: Ihre DNA findet sich auf diversen sichergestellten Gegenständen, vor allem auf Fingerlingen aus der Halle und – im Falle des 41-Jährigen – auch auf dem Drogenkarton. Der fünfte Mann, ein 45 Jahre alter Autoverleiher, ist der Einzige, von dem nirgendwo eine DNA-Spur gefunden wurde.

 Noch im Februar will die 1. Große Strafkammer zu einem Urteil kommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort