Naturphänomen in Deutschland Polarlichter erhellen Walbeck am Niederrhein
Geldern-Walbeck · Das Naturschauspiel gibt es normalerweise nur im hohen Norden. Jetzt gelang einem Spaziergänger in Walbeck ein eindrucksvolles Foto mit seinem Handy. Warum die Polarlichter in diesen Tagen auch hierzulande zu sehen waren.
Als Oliver Reif am Sonntagabend noch eine Runde mit dem Hund drehte, traute er seinen Augen kaum: Der Himmel über Walbeck war auf einmal hell erleuchtet. „Zuerst habe ich gedacht, das ist vielleicht eine Gewächshausbeleuchtung, die in den Himmel strahlt“, sagt er. Dann aber wurde ihm klar: Das muss ein Polarlicht sein. Gegen 18.15 Uhr war das. Er zückte schnell sein Handy und hielt den Moment mit der eingebauten Kamera fest.
Entstanden ist ein eindrucksvolles Foto, das man sich auch gut auf eine Leinwand gespannt ins Wohnzimmer hängen könnte. Unten die Lichter von Walbeck mit den gut erkennbaren Flügeln der Kokermühle in der Mitte, dann ein dünner Wolkenschleier und darüber der klare Nachthimmel. Einige Sterne sind zu sehen, aber vor allem ein großes Polarlicht, das den Himmel in rot-violetten Farbtönen erhellt.
Als Oliver Reif wenige Minuten später zu Hause seine Frau darauf aufmerksam macht, ist das in unseren Breiten seltene Himmelsphänomen bereits kaum noch erkennbar. „Meine Frau stammt aus Mecklenburg-Vorpommern, dort hat sie gelegentlich schon Polarlichter gesehen. Aber für mich war es das erste Mal in meinem Leben. Darüber habe ich mich schon sehr gefreut“, sagt Reif.
Dass es sich auf dem Foto wirklich um ein Polarlicht handelt, bestätigt Rüdiger Manig vom Deutschen Wetterdienst. „Das ist hundertprozentig eins. Sowohl vom Aussehen, aber auch der Zeitpunkt passt. Am Sonntagabend gab es eine große Sonnenaktivität“, erklärt er. An vielen Orten, teils bis in den Süden in München, seien die Lichter in Deutschland zu sehen gewesen. Und auch aus anderen Teilen Mitteleuropas wurden am Sonntag um kurz nach 18 Uhr Sichtungen gemeldet.
Normalerweise sind Polarlichter im hohen Norden am Polarkreis zu beobachten, wodurch ihr Name resultiert. Nordlichter werden sie auch genannt oder wissenschaftlich mit ihrem lateinischen Namen Aurora Borealis. Sie entstehen, wenn energiegeladene Teilchen, die die Sonne permanent ausstrahlt, auf das Magnetfeld der Erde prallen. Dann leuchten sie rot, pink, violett oder häufig auch in Grün.
Während die Polarlichter regelmäßig etwa in Schweden, Norwegen oder auf Island zu sehen sind, treten sie seit einigen Monaten auch in einer größeren Wahrscheinlichkeit in südlicheren Breiten auf. Grund dafür ist eine gesteigerte Aktivität der Sonne. Die Sonnenaktivität durchläuft einen elfjährigen Zyklus und wird im kommenden Jahr einen Höhepunkt erreichen, aber bereits jetzt liegt sie auf einem relativ hohen Niveau.
Neben der generellen, langsamen Schwankung der Intensität gibt es auf der Sonne auch immer wieder Stürme, die bewirken, dass besonders viele geladenen Teilchen in Richtung Erde fliegen. Und wenn das der Fall ist, dann sind Polarlichter bei wolkenfreiem Himmel auch manchmal über Deutschland zu beobachten. So war es auch am vergangenen Sonntag in Walbeck.
Oliver Reif ist weder Hobby-Fotograf noch hat er ein gesteigertes Interesse am Nachthimmel. „Ich kenne ein paar Sternbilder, das war’s dann aber auch“, sagt er. Dennoch habe er sich schon immer vorstellen können, einmal einen Urlaub in Nordeuropa zu machen und dort auch die bunten Lichter zu beobachten. Deswegen muss er nun nicht mehr nach Skandinavien. Die Nordlichter sind schon zu ihm nach Hause nach Walbeck gekommen.