Jochen Lischewski "Ohne Stammzellen hätte ich keine Chance gehabt"

Geldern · Der SPD-Fraktionsvorsitzende Issum ruft zur Typisierung auf. Sein Leben wurde so gerettet. Sein Spender stammt aus den USA.

Stammzellen können Leben retten. Sie rühren für die Typisierung die Werbetrommel. Warum ist das Thema für Sie so bedeutsam?

Jochen Lischewski 2012 bekam ich die Diagnose: Leukämie. Ich hatte AML, Akute Myeloische Leukämie, das ist eine sehr aggressive Form. Damals, als man das festgestellt hatte, sagte der Arzt zu mir: Stellen Sie sich vor, es gibt Sie drei Mal, einer von Ihnen kann überleben. Das sind ihre Chancen.

Wie wurde die Erkrankung festgestellt?

Lischewski Das ist ziemlich genau drei Jahre her. Es war am Kirmesdienstag in Sevelen, als ich von jetzt auf gleich einen Kreislaufzusammenbruch bekommen habe. Meine Frau Iris sagte, ich soll das nicht auf die leichte Schulter nehmen und zum Arzt gehen. Wie wir Männer so sind bin ich erst nach drei Wochen gegangen. Nach dem Arztbesuch ging morgens um halb acht das Telefon. Ich sollte sofort zu meinem Hausarzt Günter Wochnik in Sevelen kommen. Der hatte die Überweisung zum Krankenhaus schon fertig gemacht.

Wie ging es weiter?

Lischewski In der Onkologie Goch wurde eine so genannte Knochenmarkstanze gemacht. Das Knochenmark ist erheblich für die Blutbildung zuständig. Das Ergebnis: Mein Knochenmark produzierte fast nur noch Böses, um es unfachmännisch auszudrücken. Am 31. Juli 2012 startete meine Therapie. In der Summe waren das 122 Tage Krankenhaus und drei Chemotherapien, sieben Tage lang, 24 Stunden.

Danach kam die Heilung?

Lischewski Nach den Chemotherapien war alles kaputt, die Krebszellen, aber auch das Immunsystem. Die Chance, gesund zu werden, war gleich Null, ohne Stammzellenspender, der mir seine gesunden Stammzellen geben würde.

Wie schwierig war die Suche?

Lischewski Zunächst wurde in der Familie nach einem passenden Spender gesucht, leider ohne Erfolg. Auch in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei gab es niemanden. Erst in der Weltbank fand man einen passenden Spender.

Wie groß ist das Glück, jemanden zu finden?

Lischewski Immer noch finden mehr als 20 Prozent der erkrankten Menschen keinen Spender. In der Zeit, als ich transplantiert wurde, sind auf der Station drei Menschen gestorben. Da haben auch Kinder gelegen. Am 8. Dezember 2012 habe ich die Stammzellen meines Spenders bekommen. Das ist mein neuer Geburtstag.

Wie funktioniert eine Stammzellenspende?

Lischewski Meistens geht das über eine Bluttransfusion, nicht übers Knochenmark. Der Spender bekommt Medikamente, damit sein Körper mehr Stammzellen produziert. Die Stammzellen werden aus dem Blut gefiltert. Der Erkrankte bekommt eine Bluttransfusion.

Wie wird man denn eigentlich Spender?

Lischewski Der Werbeslogan "Stäbchen rein - Spender sein" sagt es sehr eindrücklich. Eine Speichelprobe reicht, um sich typisieren zu lassen und es kann Leben retten, wie bei mir. Ein solches Set kann man online bei der Deutschen Knochenmarkspende bestellen.

Was wissen Sie über Ihren Spender?

Lischewski Ich weiß nur, dass er männlich ist und aus Texas stammt. Ich würde ihn sehr gerne kennenlernen. Aber damit müssen beide Seiten einverstanden sein, also er auch. Spender dürfen auf Wunsch auch anonym bleiben.

DIE FRAGEN STELLTE BIANCA MOKWA.

(RP)
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