Wilder Garten in Nieukerk Wo der Maikäfer brummt

Nieukerk · Peggy und Mario Dammertz haben einen kleinen Garten in Nieukerk. Er sieht ziemlich wüst aus. Aber er ist ein Paradies unter anderem für die Krabbler, die den Wonnemonat in ihrem Namen tragen.

 Peggy und Mario Dammertz in ihrem Garten in Nieukerk.

Peggy und Mario Dammertz in ihrem Garten in Nieukerk.

Foto: Dammertz

Wenn Peggy und Mario Dammertz in ihrem Garten sind, haben sie ziemlich viel um die Ohren. Im Frühling, in der Dämmerung. Dann schwirren sie umher, die gar nicht so kleinen Krabbler, die den Wonnemonat in ihrem Namen tragen: die Maikäfer. „Jedes Jahr haben wir relativ viele davon in unserem Garten“, erzählt die Nieukerkerin. Sie „schlüpfen“ alle so ziemlich gleichzeitig und sorgen für reichlich Verkehr im Luftraum rund um das Ehepaar.

Einige Exemplare waren diesmal relativ früh dran. Ein wohl sehr übermütiger Maikäfer, berichtet Peggy Dammertz, sei in seinem Eifer unter die Rasenberegnung geraten. „Alleine kam er aus der Pfütze wohl nicht raus, also hab ich ihn schnell aufgehoben. Er wurde dann an einem sonnigen Plätzchen abgesetzt und hat sich ziemlich schnell davon gemacht.“ Ein anderer Maikäfer flog den Dammertz’ auf den Frühstückstisch. Er wurde sanft in einer Pfingstrose abgesetzt. Gerne, haben die Gartenfreunde beobachtet, stürzen sich die Brummer auch mal auf das Mandelbäumchen und sonstiges frisches Grün. Die Pflanzen erholen sich in der Regel recht schnell davon.

„Mein Mann und ich haben übrigens keine Angst davor, dass die Maikäfer alles abfressen“, betont die Nieukerkerin. Ihr kleiner Garten sei eh ziemlich wüst. Beide arbeiten Vollzeit, da „sind wir nicht unbedingt Gartenprofis“. Der Rasen sei eher eine Wiese. Ein paar unschöne Flecken hier und da empfinden die Gartenbesitzer nicht als tragisch. Peggy Dammertz konstatiert schmunzelnd: „Spätestens, wenn der Maulwurf wühlt, fallen die fleckigen Stellen kaum noch auf.“

Solch ein Garten ist ganz nach dem Geschmack von Hermann-Josef Windeln. Dem Leiter der Nabu-Ortsgruppe Issum-Geldern sind gedüngte Zierrasen ein Graus. Er mag Wiesen, auf denen heimische Wildpflanzen geduldet werden. „Jede Pflanzenart zieht durchschnittlich zehn Tierarten an“, weiß er. Die Maikäfer fressen mit Vorliebe die Wurzeln vom Löwenzahn. Von dem leben auch 30 Bienenarten.

 Einer der Maikäfer im Garten der Familie Dammertz.   Foto: Dammertz

Einer der Maikäfer im Garten der Familie Dammertz. Foto: Dammertz

Foto: Dammertz

Seit langem wendet sich der Nabu gegen wie geleckt aussehende Gärten und Vorgärten, die mit exotischer Flora bestückt und darüber hinaus möglichst großflächig auch noch zugepflastert und -betoniert sind. „Diese Leute meinen, sie hätten damit weniger Arbeit, aber das stimmt nicht“, stellt Hermann-Josef Windeln fest. Eine Wildwiese hingegen mache weniger Arbeit. „Zweimal im Jahr mähen reicht, einmal nach der Blüte im Juni oder Juli, einmal im Herbst.“ Außerdem werde man mit dem Schauspiel belohnt, das einem die artenreichere Tierwelt bietet. „Einfach in der Abenddämmerung gemütlich in den Sessel setzen und in den Garten gucken“, empfiehlt er als Unterhaltungsprogramm.

Peggy und Marion Dammertz jedenfalls hatten in ihrem Garten in Nieukerk schon einige nicht alltägliche Gäste. Im vorigen Jahr entdeckten sie einen Tigerschnegel. „Der tauchte einfach so auf, so etwas hatte ich vorher noch nie gesehen“, sagt die Nieukerkerin über diese bis zu 20 Zentimeter lange Nacktschnecke. Dafür wurde ihr schnell klar, welche Nahrung dieses Tier bevorzugt. „Er hat wirklich jede Nacktschnecke gefressen, die er finden konnte.“ Und dabei offensichtlich ganze Arbeit geleistet, denn seitdem sind die Dammertz’ die kriechenden Plagegeister los. Eine Zauneidechse gab auch mal eine Stippvisite.

Peggy Dammertz: „Es lohnt sich also auch in einem kleinen Garten, die Augen offen zu halten. Es gibt immer etwas zu entdecken.“

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