Straelener stößt Wertediskussion an „Es braucht mutige Menschen“

Interview | Straelen · Zum 15-jährigen Bestehen hat die Wertekommission ein Buch herausgegeben: Apropos Werte. Mit im Boot ist Nicolai Müller aus Straelen.

 Nicolai Müller ist in „Apropos Werte“ vertreten.

Nicolai Müller ist in „Apropos Werte“ vertreten.

Foto: Stiftung/Claudius Holzmann

In dem Buch „Apropos Werte“ an dem Sie mitgeschrieben haben, durften sich alle Autoren für zwei Werte entscheiden, bei Ihnen waren das Mut und Vertrauen. Warum?

Nicolai Müller Wirklich Leute zu ermutigen, sich was zu trauen, ist nicht so im Trend. Das halte ich für ein sehr großes Problem. Je mehr man sich medienwirksam äußert, desto mehr wird man auseinandergenommen. Wenn man sich das einmal anguckt, ist das gar kein Corona-Thema. Sondern es braucht generell mutige Charaktere, die zu ihren Entscheidungen stehen, ansonsten läuft alles auf eine große Gleichförmigkeit hinaus.

Ihre mutigste Entscheidung?

Müller Eine mutige Entscheidung war sicher die Besteigung des Kilimandscharo gemeinsam mit den Mitarbeitern. Im Nachhinein war es sicher mutig. Es ging darum, Grenzen zu verschieben, anderen und sich selbst etwas zuzutrauen. An Leute zu glauben, das hört sich so sozialromantisch an. Aber das ist mir eine Herzensache. In einer Welt, in der dir eher gesagt wird, was du nicht kannst, da Menschen zu befähigen: du kannst über dich hinauswachsen.

Und ohne Sozialromantik?

Müller Auch für die Kostenrechner, auch für die Unternehmen ist es ein Gewinn, wenn du Leute hast, die was bewegen, die Verantwortung übernehmen wollen. Da gibt es weniger Konflikte, und Konflikte sind teuer.

Der zweite Werte war Vertrauen, auf den Sie setzen. Wie wirkt sich der in der Praxis aus?

Müller Vertrauen bedeutet, dass Fehler passieren dürfen. Mut und Vertrauen gehen da zusammen. Eine wichtige Angelegenheit im Umgang miteinander ist, „mit offenem Visier durchs Leben gehen“. Das gilt auch im Beruf, dass Mitarbeiter ihre Meinung sagen dürfen. Dazu kann auch ein wertschätzendes Nein gehören. Wahrheit kann auch mal weh tun, aber das Ego gehört tatsächlich nicht in die Unternehmenswelt.

Wo ist die Plattform, um Werte zu leben und zu lernen?

Müller Das passt alles gut zur „Du bist wertvoll“-Stiftung, die wir als Unternehmen stützen. Ich denke, es fängt schon früh an, bei den Kindern. Es gibt immer diese ein, zwei Lehrer, an die man sich gern erinnert, die Andersartigkeit auch zulassen. Die Kinder, die von ihren Eltern in dem bestärkt werden was sie tun, machen eine Erfahrung, von der sie lange zehren. Es geht um mehr im Leben als darum, Karteikarten auswendig zu lernen.

Worum geht es?

Müller Wenn ich mir ein Bildungssystem wünschen könnte, dann eines, was mehr auf Kreativität statt Konformität setzt. Es geht nicht nur um reine Wissensvermittlung, sondern auch um Persönlichkeitsentwicklung, platt gesagt: wie komme ich mit meinem Leben klar, aber auch um ganz praktische Dinge, wie zum Beispiel: wie schließe ich eine Versicherung ab. Die Kreativität wird es auch sein, die uns die Abgrenzung bringt zur künstlichen Intelligenz. Es wird Zeit, Kreativität zu entwickeln und zu fördern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort