Wasservergnügen in der Wankumer Heide Keine Tageskasse an Blauer Lagune

Wankum · Eintrittskarten für den Badesee in der Wankumer Heide sind nur noch online buchbar. Geschäftsführer Christian Kirsch will damit den Andrang steuern und den Gästen einen angenehmen Aufenthalt bieten. Kritik nimmt er in Kauf.

 Tausende Badegäste tummeln sich an schönen Tagen am Strand und im Wasser der Blauen Lagune.

Tausende Badegäste tummeln sich an schönen Tagen am Strand und im Wasser der Blauen Lagune.

Foto: Arnulf Stoffel

„Hast Du schon ein Ticket?“ In gelber Schrift steht die Frage auf einem großen blauen Schild am Besucherparkplatz. Und darunter der Hinweis: „Eintrittskarten für die Blaue Lagune sind ausschließlich online erhältlich.“

Das finden nicht alle gut. Ein Mann aus dem Kreis Viersen berichtete der RP von technischen Pannen und Unmut am Eingang während eines heißen Sonntags im Juni. Und auch Melanie Schreiner aus Mülheim an der Ruhr, die sich am Donnerstag samt Sohn und Freundin am Badesee in der Wankumer Heide eingefunden hatte, ist alles andere als begeistert von dem QR-Code, der die Kontrollleuchte am Drehkreuz von Rot auf Grün springen lässt. „Für ältere Leute ohne Handy und für diejenigen, die Wertsachen wie ein Smartphone nicht zum Baden mitnehmen wollen, ist das gar nichts“, meint die Frau, die im vergangenen Jahr die Angebote der Blauen Lagune noch ohne Online-Registrierung nutzen konnte. Man überlege es sich dreimal, ob man eine so lange Anfahrt noch auf sich nehmen wolle.

 Christian Kirsch (M.) und Marco Seegers (l.) schwören aufs neue System mit dem QR-Code.

Christian Kirsch (M.) und Marco Seegers (l.) schwören aufs neue System mit dem QR-Code.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Christian Kirsch musste wegen der Neuerung zum Saisonstart nach eigener Aussage in den vergangenen Wochen viel Kritik einstecken. Doch das nimmt er in Kauf. „Ich kann nicht jeden auf der Reise mitnehmen“, sagt der Geschäftsführer der Blauen Lagune. Doch habe er noch keine bessere Idee zur Besucherlenkung gehört.

Und ihm war im vergangenen Herbst klar: So eine Saison wie 2018 wollte er nicht noch einmal erleben. An Spitzentagen mehr als 10.000 oft kaum zu kontrollierende Menschen auf dem weitläufigen Gelände, rücksichtsloses Benehmen mancher Besucher mit entsprechenden Beschwerden anderer Gäste, Angestellte an der Grenze ihrer Belastbarkeit und manchmal darüber hinaus, zehn bis 16 Security-Mitarbeiter, „Ich bin jetzt seit 23 Jahren hier, und ich lasse mir das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen“, betont Kirsch nicht zuletzt mit Blick auf gewalttätige und schlagzeilenträchtige Auswüchse in anderen Schimmbädern.

 Hinweisschilder machen auf das neue Buchungssystem aufmerksam.

Hinweisschilder machen auf das neue Buchungssystem aufmerksam.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Jetzt also wird der Zufluss zur Blauen Lagune durch den Ticketkauf über den Online-Shop und die Internetseite gesteuert. Dabei setzt der Geschäftsführer die „Wohlfühlgrenze“ bei etwa 7500 Besuchern. Auf die mögliche höhere Auslastung verzichtet er bewusst. „Das bekommt mir, meinem Personal und den Gästen besser“, ist Kirsch überzeugt.

Ein gutes Feedback gerade von Familien hat Marco Seegers erhalten. Er leitet die Security an der Blauen Lagune und sieht in dem neuen Buchungssystem viele Vorteile. „Dadurch, dass die Namen registriert werden, lassen sich Leute, die sich daneben benehmen, leichter sperren.“ Die Leute, so Kirch, würden aus der Anonymität geholt. Seegers: „Wer was zu verheimlichen hat, kommt nicht mehr.“ Und das Argument, jemand habe etwas nicht gewusst, zieht laut Kirsch auch nicht mehr. „Jeder klickt bei der Buchung auch unsere Hausregeln an.“

Die Badegäste, die Ruhe haben wollen, verbringen laut Kirsch jetzt einen guten, ungestörten Tag an der Blauen Lagune. Und der Geschäftsführer selber ist nun „zum ersten Mal mit einem guten Gefühl über das Gelände gelaufen“.

Das Argument, Menschen ohne Internet auszuschließen, lässt Kirsch so nicht gelten. In jeder Familie gebe es doch mindestens einen Handy-Nutzer, so dass zum Beispiel der Enkel der Oma helfen könne. Auch seien längst viele Senioren fit am Computer und im Internet. Gerade ältere lokale Stammgäste nutzten auch eine andere Möglichkeit: Sie erwerben zu Saisonbeginn eine Saisonkarte und werden dadurch mit einem Armband ausgerüstet, das künftig für einen problemlosen Einlass sorgt.

„Die Hürde ist nicht so hoch, dass man sie nicht schaffen kann“, glaubt Kirsch. Und verweist ansonsten auf andere Badegewässer in der Umgebung.

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