Kerken Neue Milchtankstelle in Winternam eröffnet
Kerken · Höherer Eiweiß- und Fettgehalt, mehr Geschmack: Jersey-Rinder sind die Lieferanten für einen neuen Milchautomaten in Winternam. Vor dem Verzehr muss die Milch allerdings abgekocht werden.
Ab sofort gibt es 24 Stunden frische Landmilch in Winternam zum selber Zapfen. Das funktioniert so: Geld einwerfen, ein Gefäß drunterstellen, und Milch solange fließen lassen wie gewünscht. Die kleinste Abgabemenge sind 50 Milliliter. Wer kein passendes Behältnis dabei hat, der kauft sich im Hofladen nebenan eine Flasche für 3,50 Euro. "Die kann er immer wieder verwenden", sagt Arno Leurs. Seine Jersey-Rinder geben die Milch, die unbehandelt, also frisch von der Kuh, in einen Behälter des Automaten kommt, dort gekühlt wird und vom Verbraucher jederzeit abgezapft werden kann.
Die Idee zu der Milchtankstelle hatte Sohn Michael. "Es ist ein Stück Öffentlichkeitsarbeit", sagt sein Vater. Gerne sind die Kunden der Milchtankstelle eingeladen, sich mit den Milchbauern zum Thema Landwirtschaft auszutauschen. Außerdem sei der Verbraucher ungebunden, was die Zeiten der Milchabholung angeht. Heinz Lax, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Geldern, sieht darin eine gute Chance der Selbstvermarktung, gerade auch weil Regionalität bei den Verbrauchern in Mode gekommen ist.
Eine Milchtankstelle existiert seit 2009 bereits in Wankum bei Matthias Cox. Bei der neuen in Winternam gibt es aber noch eine Besonderheit. Die Milch kommt nicht von den niederrhein-typischen Schwarzbunten Kühen, sondern von Jersey-Rindern. Der Name stammt von der gleichnamigen britischen Insel, auf der die Rinder heimisch sind. "Am Niederrhein sind sie allerdings sehr selten, anders als in Dänemark", erklärt Lax.
Arno Leurs aus Winternam hat sich seit 1992 auf Jerseys spezialisiert. Mittlerweile umfasst seine Herde 150 Tiere. "Sie sind schön klein und haben einen hohen Fettgehalt in der Milch", nennt Lax die Vorzüge. Der höhere Fett- und Eiweißgehalt bringt einen höheren Milchzahlungspreis und sorgt bekanntlich auch für mehr Geschmack. Auf den möchte Arno Leurs die Menschen am Niederrhein bringen. Aber darüber muss er sich keine Sorgen machen. Noch bevor er den Automaten erstmals in Betrieb genommen hatte, gab es bereits die ersten Interessenten.
Die Milch kostet pro Liter einen Euro. "Ein fairer Preis", sagt Anthony Baechle vom Automaten- und Bedarfshandel. Er hat den Automaten aufgestellt. Weil es sich um Rohmilch handelt, befindet sich auf dem Automaten ein Aufkleber mit dem Hinweis, dass sie vor dem Verzehr abzukochen ist. "Das sieht eine Verordnung so vor", erklärt Baechle. Im Kühlschrank hält sich die Milch drei bis vier Tage.
Zeitgleich zur Einweihung der Milchtankstelle trafen sich auf dem Hof der Familie Leurs Jersey-Züchter aus aller Welt. Die meisten kamen aus Neuseeland und Australien, andere aus Dänemark, Frankreich und England. "This is a good idea" ("Dies ist eine gute Idee"), lobte einer der Besucher.
Wer die Milch von Jersey-Rindern probieren möchte, der findet sie in Winternam 134.