Gelderland Nachdenken über "Friedwald"-Konzept

Gelderland · Allerheiligen: In Geldern könnte in Zukunft die Asche Verstorbener unter Bäumen auf dem Friedhof verstreut werden. Auch in den ländlichen Gemeinden ändert sich die Trauerkultur. Vor allem Urnenbestattungen werden immer mehr.

In Belgien und in den Niederlanden erwägt man, die Möglichkeit der "chemischen Bestattung" einzuführen. In Bremen sollen Bürger die Asche Verstorbener künftig auch auf Privatgrundstücken verstreuen dürfen. Auch in Geldern denkt man über eine Neuerung nach, die allerdings weit weniger kontrovers diskutiert werden dürfte.

"Mittelfristig wird auf dem Gelderner Friedhof, der sich durch eine besonders schöne Parkgestaltung auszeichnet, eine Bestattungsform angedacht, die an die ,Friedwaldbestattung' angelehnt ist", teilte Stadt-Sprecher Herbert van Stephoudt auf Anfrage mit. Die Asche Verstorbener könnte an einem Baum verstreut werden, mit einer Plakette könnte auf den Menschen erinnert werden. "Das Vorhaben wurde bereits mit den Vertretern der Politik diskutiert", so van Stephoudt. Die Resonanz sei "sehr positiv" gewesen.

Die Überlegungen drehen sich um eine Fläche auf dem Gelderner Friedhof, die durch alten Baumbestand geprägt ist. Von "üblichen" Beerdigungen soll dieses Areal nun freigehalten werden - die Nutzungsdauer von dort schon bestehenden Gräbern wird nicht mehr verlängert. So könne sich "in absehbarer Zeit" ein Gelände ergeben, auf dem die neue Bestattungsform möglich sei.

Insgesamt gibt es in Geldern mit all seinen Ortsteilen neun Friedhöfe: die städtischen in Geldern, Hartefeld, Kapellen, Lüllingen und Walbeck, die katholischen in Pont, Aengenesch und Veert, und natürlich den jüdische Friedhof - die letzte Beerdigung dort war allerdings im Jahr 1983.

Der "Trend" bei Bestattungen geht eindeutig weg von der Sarg- und hin zur Urnenbeisetzung. Und: "Die Leute achten immer mehr auf pflegearme Gräber. Es halten immer mehr Stein-Dekorationen Einzug auf den Friedhöfen", so van Stephoudt.

Diesen Wandel in der Trauer- und Bestattungskultur mit genau denselben Einflüssen erlebt man in der ganzen Region.

Kerken Auf den Friedhöfen der kleinen Gemeinde Kerken gab es im Jahr 2005 gerade mal 15 Urnenbestattungen. In diesem Jahr waren es bis Ende Oktober schon 42, Tendenz steigend: Jahr für Jahr werden es mehr. Aschestreufelder gibt es in Kerken nicht. Auf dem Gemeindegebiet liegen der kommunale Friedhof in Nieukerk, der teils katholische, teils kommunale Friedhof in Aldekerk und der katholische Friedhof in Stenden.

Issum "Die Leute wollen pflegeleichte Gräber haben", bestätigt Markus Schink von der Gemeinde Issum. Das geht mitunter so weit, dass Menschen sich, um ihren Angehörigen die Pflege nicht aufzubürden, für eine anonyme Bestattung oder ein Rasengrab ganz ohne Grabmal entscheiden. Für die Verwandten ist das aber oft eine große Belastung. Ihnen fehlt das Grab als Anlaufstelle. "Deshalb habe wir ein Rasenreihengrab eingeführt, das Pflegeleicht ist, aber mit einem Grabstein, so dass man einen Trauerort hat", so Schink. Seit knapp einem Jahr gibt es dieses Angebot.

Und, ergänzt Schink: "Es geht mehr zu Grab-Abdeckungen aus Stein hin, auch bei normalen Wahl- und Reihengräbern." Dabei geht es meist weniger ums Geld, denn so eine Grabplatte kostet nicht wenig. Es geht vielmehr darum, dass Steinplatten kaum Pflege erfordern. In Issum gibt es drei kommunale und keine kirchlichen Friedhöfe.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort