„Im grunen Wald“ in Sevelen Nachbarschaft feiert 300-jährige Geschichte
Sevelen · Ein rußgeschwärztes Schild ist der Beweis, dass „im grunen Wald“ in Sevelen immer schon gerne gefeiert wurde. In alten Tapetenbüchern ist die Geschichte schriftlich festgehalten.
Bevor nicht das rußgeschwärzte Schild hängt, geht es auch offiziell nicht los. Da sind die Regeln klar, macht Hans-Josef Dahlen gleich zu Beginn der Feier deutlich. Er und seine Frau Irmhild haben die Nachbarschaft zum Sommerfest in die Dahlen-Mühle eingeladen. Der Nachbarschaft „Im grunen Wald“ gehören die Familien an, die an der „Alten Gelderner Straße“ vom Finesweg bis zur Weststraße wohnen und die Eigentümer sind. Das Besondere: diese Konstellation und vor allem die Freude am gemeinsamen Feiern besteht seit 300 Jahren. Das ist in den dicken Tapetenbüchern nachzulesen, die als Archiv dienen. Die Tapeten-Muster-Bücher stammen von Malern aus dem Ort. Um das Archiv kümmern sich aktuell Monika und Sandra Hagmans. Und weil das Schild so verrußt ist, sei nicht so ganz klar zu erkennen, ob dort eine 1723 oder 1725 steht, deswegen habe man sich auf die Mitte geeinigt, sagt Hans-Josef Dahlen. Das Schild wird auch Tap genannt, weil damit die Lizenz zum Zapfen verbunden ist. „Es hat im Kohlenkeller die Zeit der Nazis überlebt“, erklärt Dahlen, warum es so rußgeschwärzt ist. Damals wurden alle privaten Vereine verboten. Die Überlegung sei, das Schild mal reinigen zu lassen.
Die Tapetenbücher erzählen ab 1930 die Geschichte der Nachbarschaft. Damals kostet der Beitrag 65 Pfennig. Damit wurden dann auch Feste wie das Sommerfest ausgerichtet. Gefeiert wird in der Nachbarschaft eigentlich alles: Goldhochzeiten, Karneval, Geburten. „Sogar Geburten von Schafen“, wirft einer ein und sorgt damit für viel Heiterkeit.
Das jüngste Mitglied, Ben, wurde von seinen Eltern Corinna und Tim Napiwotzki im Kinderwagen zum Sommerfest geschoben. Auch sie schlugen in den Tapetenbüchern nach, was ihre Vorgänger schon alles erlebt haben. Darin enthalten sind auch Erzählungen über die Sevelener Geschichte und deren Umgebung, als es auf dem Oermter Berg etwa noch Bären und Wölfe gab. „Vieles könnte eigentlich noch berichtet werden, sicherlich auch so manche lustige, spaßige Begebenheit, die jedem Einzelnen beim Lesen dieser Seiten einfallen wird und die er bestimmt in seiner erlebten Version vorbringen könnte“, schrieb damals Adele van Bernum 1989 nachdem die Nachbarschaft mal wieder zusammen gekommen war. Der Anlass: großes Kränzen für die Goldhochzeit bei Arians. Und auch das Sommerfest 2024 wird sicher eine weitere solche Geschichte sein.