Geldern Nach Kunstaktion Nacktfoto-Ärger in Schneppenbaum

Geldern · Beuys provoziert. Das haben sich am Mittwochmittag wohl auch zwei chinesische Studenten, 28 und 30 Jahre alt, der Kunsthochschule EBA Versailles (Frankreich) gedacht.

Im Rahmen ihres Workshops "Au pays de Herr Beuys. Contexte(s)", der seit Freitag auf dem Gelände des Kunstlabors ArToll stattfindet, gingen sie auf die Straße. Auf den Gehweg der Uedemer Straße in Schneppenbaum, um genau zu sein. Der eine lediglich bekleidet mit einem Bademantel, der andere ausgestattet mit einer Kamera in der Hand. "Als dann um 12.20 Uhr zufällig ein 22 Jahre alter Mann aus Bedburg-Hau vorbei kam, öffnete der eine Student seinen Bademantel und zeigte sich dem Unbeteiligten nackt. Währenddessen fotografierte der andere die Aktion", sagt Polizeisprecher Michael Ermers auf Anfrage unserer Redaktion. Und weil der 22-Jährige das Geschehen gar nicht lustig fand, informierte er eine vorbeifahrende Motorradstreife über den Vorfall und erstattete Anzeige wegen Exhibitionismus gegen die beiden Studenten. "Diese haben wir aufgenommen und leiten sie nun an den zuständigen Staatsanwalt weiter. Er muss dann bewerten, ob es sich dabei um Kunst oder um eine Straftat handelt", erklärt Ermers.

Für Herman Steins, Projektleiter des Workshops, kommt nur die erste Variante in Frage. Er stellte - ausgehend von Joseph Beuys und seiner Idee des Zusammenhangs von Kunst und Gesellschaft - den Studenten in Schneppenbaum die Frage nach dem Kontext in der Kunst. "Diese beiden Studenten arbeiten hauptsächlich mit dem Körper in der Kunst. Und sie wussten nicht, dass ihre Aktion für andere sichtbar war", sagt Steins.

Harald Kunde, Direktor des Museums Kurhaus Kleve, distanziert sich von dem Vorfall. "Ich kenne zwar weder die Aktion noch den Hintergrund, doch auf den ersten Blick hat das nicht viel mit künstlerischem Handeln zu tun." Seiner Meinung nach gehe es in dieser Sache vor allem um Aufmerksamkeit, die man am schnellsten durch Tabubrüche ("Sex und Nazis") erreiche. "Das hat aber noch lange nichts mit Kunst zu tun", so Kunde. Schon gar nicht mit Beuys, der zwar mit seinen oft ungewöhnlichen Handlungen versucht habe, den Kunstbegriff zu erweitern, sich aber nie entblößt habe. Auch dem Museum Schloss Moyland ist eine solche Handlung fremd, die künstlerische Leitung war allerdings gestern für eine Bewertung nicht zu erreichen.

Zu sehen ist das Ergebnis des Workshops übrigens am Samstag, 14.30 bis 19.30 Uhr, in den Räumen des ArToll-Kunstlabors.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort