Straelen Mutter und Säugling droht Abschiebung

Straelen · Die in Straelen gestrandete Flüchtlingsfrau Tesfamariam Abeba aus Eritrea hat ein Mädchen zur Welt gebracht. Eine größere Wohnung hat sie auch bekommen. Doch die 25-Jährige sieht in eine ungewisse Zukunft: Die Abschiebung droht.

 Tesfamariam Abeba und Baby Naomi sind glücklich über die neue Wohnung in Straelen.

Tesfamariam Abeba und Baby Naomi sind glücklich über die neue Wohnung in Straelen.

Foto: Gerhard Seybert

Es hätte alles so perfekt sein können. Tesfamariam Abeba hat am 21. März ein gesundes Kind zur Welt gebracht, die kleine Naomi. Gestern fand die offizielle Übergabe ihrer neuen, größeren Wohnung durch Edgar Walter für die Firma Tecklenburg statt. Das kleine Zimmerchen in der De-Cabanes-Straße wäre für die Flüchtlingsfrau und ihr Kind zu klein gewesen (die RP berichtete). Nach dem Zeitungsbericht spendete eine Geldernerin spontan ein Kinderbett.

Ilse Pauksztat und ihr Mann Robert begleiteten vom Ökumenischen Arbeitskreis Asyl die Frau aus Eritrea während ihrer Zeit in Straelen. "Das Tüpfelchen auf dem i war, dass ihr Mann pünktlich zur Geburt im Kempener Krankenhaus mit dabei war", erinnert sich Ilse Pauksztat an die glückliche Familienzusammenführung. Das Paar war gemeinsam aus Eritrea geflüchtet. Das Boot ging unter, fünf Menschen starben. Das, was über den Fernsehbildschirm flimmert, hat Tesfamariam Abeba selbst erlebt. Herausgefischt vor der Küste Italiens folgte eine Odyssee durch Europa, später durch Deutschland, die vorerst in Straelen endete.

Die Familienzusammenführung ist schon wieder beendet. "Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat entschieden, dass ihr Mann und Vater des Kindes nach Burbach soll", sagt Robert Pauksztat. Das ist 330 Kilometer entfernt und liegt im Saarland. Wie es dann weitergeht, ist ungewiss. So wie die Zukunft von Abeba. Die 28-Jährige lächelt schüchtern, hält ihr Baby fest im Arm. Die Wohnung findet sie schön. Die Firma Tecklenburg hat sie der Stadt kostenfrei zur Verfügung gestellt. Aber eine Lösung auf Dauer wird das nicht sein. Es handelt sich um eines der Häuser, die demnächst abgerissen werden. Ordnungsamtschef Rolf Stöcker ist dennoch froh, endlich mehr Wohnraum für die Asylsuchenden zu haben.

Gerade Familien mit Kindern sollen im Ortskern untergebracht sein, damit Schule und Ärzte schnell erreichbar sind. Bis Oktober soll Abeba dort wohnen können. "Wir hoffen, dass Abeba auch dann noch bei uns ist", sagt Robert Pauksztat vom Arbeitskreis Asyl nachdenklich. Das übliche Verfahren sei angelaufen. "Es ist total offen, wie es weitergeht", sagt Pauksztat.

Gerade ist ein Asylsuchender aus Straelen nach Italien abgeschoben worden. Der Ökumenische Arbeitskreis Asyl bezahlt einen Anwalt, um so etwas zu verhindern. Aber langsam geht das Geld aus. Laut denkt Pauksztat über die Möglichkeit von Kirchenasyl nach. Aber auch das muss erst einmal geprüft werden. Viel Zeit, sich zu entspannen und einfach nur die Stunden mit ihrem Baby zu genießen, bleibt Abeba nicht. Die Zukunft der beiden ist halt immer noch ungewiss.

(bimo)
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