Geldern Musterhaus soll Handwerkern helfen

Geldern · Ohne klassische Heizung soll das Wohnhaus auskommen, das im Nierspark gebaut wird. Während der Bauphase haben Handwerker die Möglichkeit, sich zu informieren. Dann steht es der restlichen Bevölkerung zu bestimmten Zeiten offen.

 Die Firma Passivhaus Sommer baut ein solches Exemplar als Musterhaus im Nierspark.

Die Firma Passivhaus Sommer baut ein solches Exemplar als Musterhaus im Nierspark.

Foto: Passivhaus Sommer

Gerade nach den vergangenen Monaten werden sich viele Hausbesitzer wohl schon vor der Heizungsrechnung fürchten. Im Neubaugebiet Nierspark soll nun hingegen ein Haus entstehen, das ganz ohne herkömmliche Heizung auskommt. Dabei spricht man von einem sogenannten "Passivhaus".

Ganz in der Nähe der neuen Polizei soll dort schon bald nach Ostern der erste Spatenstich gemacht werden. Der Clou: Es handelt sich um ein Musterhaus, das die Bürger — und auch bauwillige Nierspark-Interessenten — nach der Fertigstellung zu bestimmten Terminen in Ruhe ansehen können. Dann können sie sich auch über das Konzept des Passivhauses informieren. Aber schon in der Bauphase soll das Musterhaus seinem Namen alle Ehre machen. Denn ausgewählte Handwerksbetriebe aus der Region können sich zu bestimmten Zeitpunkten genau angucken, worauf es beim Bau eines solchen Hauses ankommt.

Die Gelegenheit dazu bekommen all jene Betriebe, die sich für einen Lehrgang anmelden, den die Stadt gemeinsam mit der Handwerkskammer Düsseldorf entwickelt hat. Neben Theoriestunden geht es insbesondere darum, am praktischen Beispiel die kritischen Aspekte eines Passivhauses zu betrachten. Peter Scharfenberg, Projektkoordinator auf Seiten der Handwerkskammer, erklärt: "Bei so einem Haus müssen die Gewerke besser aufeinander abgestimmt werden, da muss die Zusammenarbeit stimmen. Mit dem Lehrgang wollen wir die Handwerker fit machen."

Fit nicht nur für die Klimaschutzsiedlung, die im nächsten Nierspark-Bauabschnitt entsteht, sondern allgemein für die Zukunft im Häuslebau. Denn dass die gesetzlichen Vorgaben zum Energieverbrauch immer strenger werden, ist schon beschlossene Sache. Tim van Hees-Clanzett von der Stadt Geldern: "Ab Ende 2020 müssen alle Neubauten Niedrigstenergiegebäude sein". Durch den Lehrgang würden die Handwerker vor Ort einen großen Wissensvorsprung erhalten. Und nebenbei auch noch zu Experten mit Blick auf die energetische Sanierung von Altbauten werden.

Das Musterhaus im Nierspark wird von der Erkelenzer Firma Sommer Passivhaus hochgezogen. Dafür, dass Sommer das Gebäude für eine bestimmte Zeit als Musterhaus zur Verfügung stellt, hat die Stadt ihm den Kaufpreis für das Grundstück gestundet. "So lange, bis das Haus verkauft ist", erklärt van Hees-Clanzett, "erst dann muss er bei uns das Grundstück bezahlen."

Bislang gibt es für den Lehrgang, der zwischen 320 und 400 Euro kostet, sieben Interessenten. Zehn Anmeldungen sollten mindestens erreicht werden, maximal 20 Teilnehmer sind möglich.

Die Verantwortlichen sind optimistisch, dass sie die Mindestzahl erreichen werden. Peter Lückerath, Dozent für Energie- und Umwelttechnik, rührt jedenfalls ordentlich die Werbetrommel: "Das, was hier in Geldern gemacht wird, ist einmalig. Nirgendwo sonst haben Handwerker die Gelegenheit, an einem solchen Objekt vor Ort zu lernen und es zu begleiten."

(RP/ac)
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