Neujahrskonzert in Nieukerk Musikverein Eintracht begeistert im Adlersaal

Nieukerk · Der Musikverein „Eintracht“ Nieukerk präsentierte unter der Leitung von Philipp Niersmans sinfonische Blasmusik auf höchstem Niveau. Frederik Abel setzte auf dem Xylophon das solistische Glanzlicht des Samstagabends im Adlersaal.

 Temperamentvolle lateinamerikanisch-spanische Klänge entlockte Dirigent Philipp Niersmans dem Musikverein beim Stück „The Mask of Zorro“.

Temperamentvolle lateinamerikanisch-spanische Klänge entlockte Dirigent Philipp Niersmans dem Musikverein beim Stück „The Mask of Zorro“.

Foto: Klatt

Um kurz vor zehn am Samstagabend zerbarst der Adlersaal schier. Begeistert feierte das Publikum einen jungen Mann, der in den rund fünf Minuten zuvor das solistische Glanzlicht beim Neujahrskonzert des Musikvereins „Eintracht“ Nieukerk gesetzt hatte. Der 16-jährige Frederik Abel bewies auf dem Xylophon bei dem Stück „Palmada Latina“ atemberaubende Virtuosität. Und steigerte das sowieso schon hohe Niveau, das vom Hauptorchester unter Leitung von Philipp Niersmans während des mehr als zweistündigen Programms fast durchgehend gehalten wurde.

Von dem überkommenen Repertoire aus Märschen, Polkas und Walzern hat sich der Nieukerker Musikverein schon seit geraumer Zeit verabschiedet. Moderne sinfonische Blasmusik ist die neue Leitlinie, die Niersmans und die Musiker mit Verve verfolgen und die auch das Neujahrskonzert im Adlersaal zu einem fantastischen Hörerlebnis machte. Dass die einzelnen Stimmungen und Abschnitte der im Wesentlichen an die Programm-Musik angelehnten Kompositionen durch auf eine große Leinwand projizierte Bilder wirkungsvoll unterstrichen wurden, war eine schöne Idee der Organisatoren.

 Frederik Abel begeisterte auf dem Xylophon.

Frederik Abel begeisterte auf dem Xylophon.

Foto: Klatt

Exemplarisch sei das Stück „The bridge on the border“ genannt. Hier hat Komponist Otto M. Schwarz die Geschichte der Rheinbrücke bei Kehl in Töne gefasst. Zu dem aggressiv-düsteren Stakkato des ersten Teils wurden Fotos von rollenden Panzern und marschierenden Soldaten eingeblendet. Eine Moll-Variante der deutschen Nationalhymne leitete über zum lyrischen Teil: Das triumphale Finale mit dem Schluss-Thema aus Beethovens 9. Symphonie („Freude, schöner Götterfunken“) und den Flaggen von Deutschland, Frankreich und der EU machte deutlich, dass Brückenbauwerke ebenso völkerverbindend sind wie die Musik selber.

Sein Publikum schlug der Musikverein „Eintracht“ von Anfang an in seinen Bann. Der Gesamtklang des Orchesters war bombastisch. Die mitunter vertrackte Rhythmik, unter anderem aufgrund der oft zu hörenden Stakkatos unter weit ausholenden melodischen Themen, wurde gut gemeistert. Die ganz wenigen Wackler in Solo-Passagen fielen nicht weiter ins Gewicht.

Fast schon eine Entspannungsübung war nach dem mit hohen Anforderungen gespickten Repertoire das letzte Stück, das von Phil Collins geschriebene „Two Worlds“ aus dem „Tarzan“-Musical. Gut, dass die Konzentration der Musiker dort ebenso wenig nachließ wie bei den vom Publikum stürmisch geforderten und gewährten Zugaben „The Washington Post March“ und „We are the world“. Der Wunsch von Moderator Thomas Hoffmann, Bürgermeister Dirk Möcking möge einen seiner erfreulichsten Termine im Jahr 2020 erlebt haben, dürfte wahr werden. Und die sieben „Youngstars“ zeigten mit zwei kurzen Stücken zum Auftakt des Konzerts, dass der Musikverein „Eintracht“ auf Nachwuchs bauen kann, der zu großen Hoffnungen berechtigt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort