Issum Mordversuch-Prozess: Zeugin bricht in Tränen aus

Issum · Es war ein aufwühlender zweiter Verhandlungstag im Prozess gegen eine 49-Jährige Issumerin, der ein versuchter Mord an ihrer Nachbarin vorgeworfen wird. Als Zeugen wurden Familienangehörige des Opfers gehört.

So berichtete ihre Schwägerin, wie sie die 60-Jährige schwer verletzt auf dem Talweg in Issum gefunden hatte. Immer wieder musste die Frau weinend ihre Aussage unterbrechen, so sehr stand sie offenbar immer noch unter dem Eindruck des Geschehens, das sich im April dieses Jahres in dem Waldstück an der Bönninghardt abgespielt hatte.

In der Mittagszeit des 14. April habe ihre Schwägerin sie mit dem Handy angerufen, berichtete sie der Kammer. "Hilfe, Hilfe", habe die 60-Jährige in ihr Mobiltelefon gerufen. Als die Schwägerin entsetzt nachfragte, wo sich ihre Verwandte befinde, habe diese mit letzter Kraft noch "Talweg" röcheln können. Vor Ort habe die Zeugin die 60-Jährige dann mit durchschnittener Kehle, aber lebend aufgefunden und gemeinsam mit ihrem Mann 15 Minuten lang bis zum Eintreffen des Rettungswagens betreut. In dieser Zeit habe das Opfer noch sagen können, dass die Angeklagte es mit ihrem Jeep überfahren und mit einem Messer verletzt habe, sagte die Frau aus.

Weiter berichtete die Schwägerin der Kammer von Nachbarschaftsstreitigkeiten zwischen ihr und der Angeklagten. "Als sich unsere Hunde mal ineinander verbissen hatten, gab die Angeklagte mir eine Ohrfeige", sagte die Zeugin. Seitdem habe sie eine "scheiß Angst" vor der Frau gehabt. "Sie ist unberechenbar, voller Hass", so die Schwägerin.

Ein Sachverständiger hatte nach dem Vorfall das Fahrzeug der Angeklagten und das Fahrrad des Opfers untersucht, um Rückschlüsse auf das Tatgeschehen liefern zu können. In seinem Gutachten schilderte er der Kammer, dass der Wagen nicht schneller als 30 Stundenkilometer gefahren sein könne, weil das Opfer sonst auf die Windschutzscheibe geprallt wäre. Stattdessen sei die Frau auf der Motorhaube aufgeschlagen und dann auf den Boden gerutscht. Ob der Jeep, bevor er mit dem Fahrrad kollidierte, abgebremst oder beschleunigt hatte, konnte aber auch der Gutachter nicht zweifelsfrei klären.

Die Angeklagte indes schweigt weiter. Der Prozess wird mit weiteren Zeugenanhörungen am Mittwoch fortgesetzt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort