Geldern Mittelalter-Fund am Markt

Geldern · Bei den Bauarbeiten für den Trafo am Kleinen Markt sind Mauern entdeckt worden. Archäologen halten den Fund für bedeutend. In der nächsten Woche kommt das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege.

Archäologische Ausgrabung in Geldern
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Archäologische Ausgrabung in Geldern

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Ginge es nach Patrick Jülich, dann stünde schon jetzt fest, was mit den Mauern geschieht, die Bauarbeiter am Kleinen Markt entdeckt haben. "Erhalten wäre natürlich toll ", sagt der Archäologe, der für die Firma Archaeologie.de im Auftrag der Stadtwerke an der Fundstelle arbeitet. Seine Aufgabe ist es, die Fundstelle zu dokumentieren.

Dazu wird sie fotografiert, abgezeichnet, beschrieben und vermessen — und auf diese Weise für die Nachwelt erhalten. Denn meist werden solche Entdeckungen zwar registriert, jedoch nicht dauerhaft erhalten — es sei denn, sie sind eine absolute Sensation. Oder der Fundort liegt in Städten wie Köln oder Xanten.

Schaufenster der Archäologie

Was derzeit am Kleinen Markt ausgebuddelt wird, lässt die Herzen der Archäologen und Historiker deutlich schneller klopfen als ohnehin schon beim Anblick alter Dinge. Dort, wo ein Loch für ein unterirdisches Stromhäuschen der Stadtwerke Geldern und der RWE gegraben wird, sind Bauarbeiter auf historische Mauern gestoßen. "Sie wurden spätestens Anfang des 14. Jahrhunderts gebaut", sagt Stadt-Archivar Stefan Frankewitz.

Ein gut erhaltener Fund aus dem Mittelalter — "das ist schon etwas Besonderes", ordnet Archäologe Jülich ein. Geldern hat derzeit ein Schaufenster der Archäologie. An den Bauzäunen, die die Stelle sichern, stehen Bürger und gucken zu, wie die Fachleute mit Bürsten und Schaufeln immer mehr Stücke der alten Mauern freilegen. Hervorragend zu erkennen sind Lichtnischen, in denen im Mittelalter typischerweise Talgkerzen standen, um den Keller zu erleuchten, wie Frankewitz erklärt.

Die Experten sind sich sicher, dass es sich um einen Keller handelt — und sie gehen davon aus, einen weiteren Raum freilegen zu können. Zudem rechnen sie damit, dass der eigentliche Boden tiefer liegt als jener, auf den sie bisher gestoßen sind. Dieser sei jünger und vermutlich später aufgetragen worden. In der kommenden Woche wird weitergegraben. Jülich schätzt, dass noch mindestens fünf Tage nötig sind, um die Fundstelle komplett freizulegen.

Wie am Westwall

Für Mittwoch wird ein Mitarbeiter des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege erwartet, der den Fund begutachtet. Anschließend wird entschieden, was mit der Stelle passiert. Als im April vergangenen Jahres an der Baustelle der Mensa für die Realschule am Westwall alte Mauern freigelegt wurden, war das Prozedere ähnlich.

Die Funde wurden dokumentiert und damit für Forschung und Nachwelt festgehalten. Die Mensa wurde anschließend darüber gebaut. Am Kleinen Markt hingegen müssten die Mauern abgetragen werden, um Platz für den Trafo zu schaffen.

(RP)
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