Geldern Menschlichkeit durch Jazz

Geldern · Interview Der Jazz-Musiker Gunter Hampel kommt zum Offside-Festival nach Geldern, um Workshops mit Kindern zu veranstalten. Er spricht über Improvisation und die Entdeckung der eigenen Kreativität.

Kreis Kleve Der 70-jährige Gunter Hampel spielt unter anderem Saxophon und Klarinette. Seit 1972 gibt er Workshops, um Kindern und Jugendlichen das Improvisieren und den Jazz näher zu bringen. Im Jahr 2007 erhielt er den Deutschen Jazzpreis sowie die Ehrenmedaille der Stadt Göttingen. Mit ihm sprach RP-Redaktionsmitglied Ellen Schlütter.

Sie machen seit über 50 Jahren Jazz-Musik. Wie sind Sie damals zur Musik gekommen?

Hampel Ich denke, dass die Musik einfach in mir war. So wie andere von Gott das Talent zum Bundeskanzler mitbekommen haben, so ist mein ganzes Leben auf die Musik gerichtet. Mein Vater, der ein begnadeter Pianist und Violinspieler war, hat sicherlich auch seinen Teil dazu beigetragen.

Sie werden als Musiker, Komponist, Produzent, Bandleader bezeichnet und geben Workshops- was davon trifft ihren Beruf am besten?

Hampel Einfach Gunter Hampel. Ich bin rund um die Uhr mit Musik befasst, mein Name fasst all das einfach am besten zusammen.

Sie bieten auch beim Offside-Festival Workshops für Kinder und Jugendliche an – was ist die Idee dahinter?

Hampel Den Ausschlag dazu hat eine Einladung der Bundesregierung in Bonn 1972 gegeben, wo ich mit 40 Kindern ausprobieren sollte, ob eine neue Schulmusik möglich ist. Der Workshop war sehr erfolgreich, es wurden Ansätze für die Schulmusik gefunden. Ich habe dabei gemerkt, wie wichtig es ist, den Kindern einen Zugang zur Musik und zum Improvisieren zu verschaffen.

Was ist das Konzept dieser Workshops?

Hampel Die Workshops stehen unter dem Leitsatz „Vom Spiel zur Improvisation“. So sitzen wir beispielsweise im Kreis und einer entwickelt auf Percussioninstrumenten eine Idee oder Phrase, der nächste greift diese auf und so entwickelt sich bei den Kindern etwas: Sie finden den Zugang zur Kreativität, zum Improvisieren. Musik spielt sich aber nicht nur im Kopf ab, sondern auch im Körper und drückt sich in Bewegungen aus. Deswegen arbeite ich mit Breakdancern zusammen.

Passt das denn zusammen – Jazz und Breakdance?

Hampel Auf jeden Fall, denn Jazz ist letztlich die Urmutter aller populären Musik. Breakdance ist bei den Kindern angesagt, sie wollen sich bewegen. Wenn die Kinder merken, wie viel Spaß wir an dem haben, was wir tun, dann springt das auf sie über und lässt sie oft gar nicht mehr los. Oft tragen sie das nach den Workshops auch an ihre Freunde weiter.

Warum halten Sie die Workshops für so wichtig für Kinder?

Hampel In der heutigen Zeit spielen Fernsehen, PC und Handys eine sehr große Rolle, es bleibt kaum Platz und Zeit für Kreativität. Es ist tragisch, dass deswegen Menschlichkeit und Lebensfreude auf der Strecke bleiben. In den Workshops kommen Kinder unterschiedlicher Schichten und verschiedenen Alters zusammen und es spielt keine Rolle. Wir werden eine verschworene Gemeinschaft. Deswegen ist es notwendig diesen Zugang für Kinder zu eröffnen: Wir vermitteln wie fröhlich und menschlich das Leben sein kann und wie man kreative Lösungen findet.

Sie leiten solche Workshops schon seit 37 Jahren – hat sich in dieser Zeit etwas verändert?

Hampel Natürlich! Die ganze Welt hat sich verändert. Aber Jazz ist eine der vitalsten Musikarten, in der innere Werte vorhanden sind. In Kombination mit dem Breakdance kann ich weiterhin alle Dinge an die Kinder weitergeben, damit sie ein Verständnis für Jazz entwickeln und langfristig etwas davon haben.

Termine Die Workshops beim Offside-Festival finden am Freitag, 22. August, ab 13 Uhr im Jugendzentrum Checkpoint, Samstag und Sonntag jeweils ab 11 Uhr im Zelt auf dem Festivalgelände statt. Für Sonntag, 14.30 Uhr ist ein gemeinsames Abschlusskonzert geplant.

(RP)
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