Markus Peukes über die BiG und die Politik in Geldern „Wir wollen uns 2019 mehr präsentieren“

Geldern · Der Vorsitzende der Wählergemeinschaft „Bürger in Geldern“ (BiG) über Einfluss, Erfolge und Ambitionen.

 Mit RP-Redakteurin Sina Zehrfeld am Familien-Küchentisch. Markus Peukes spricht über die politische Arbeit der BiG.

Mit RP-Redakteurin Sina Zehrfeld am Familien-Küchentisch. Markus Peukes spricht über die politische Arbeit der BiG.

Foto: Thomas Binn (binn)

Die Wählergemeinschaft „Bürger in Geldern“, kurz BiG, hat sich im März 2018 gegründet. Seitdem hat man noch nicht allzuviel von ihr gehört, aber das heißt nicht, dass sie nicht gearbeitet hätte. Das erklärt der Vorsitzende, Ratsmitglied Markus Peukes.

Wie sehen Sie die aktuelle politische Lage in Geldern: Was brennt Ihnen auf den Nägeln, was ist wichtig?

Markus Peukes Was ich wichtig finde, ist, dass der Verkehr aus der Stadt rauskommt. Dass endlich die B 58 umgelegt wird. Es sind ja keine tollen Zustände, wenn nachts Lkw hier rumfahren, tagsüber der Verkehr sich staut. Wichtig ist auch, dass schnellstmöglich am alten Berufskolleg der Investor fertig wird. Wichtig ist die Schulentwicklung hier in Geldern: Ich find’s gut, dass das Thema Westwall angegangen wird und dass die Politik entschieden hat, das Gebäude so auszustatten wie einen Neubau.

Dann müssten Sie ja eigentlich sehr zufrieden sein mit der Politik in Geldern. All diese Punkte sind schließlich durch die anderen Parteien schon in Angriff genommen worden.

Peukes Was heißt ,durch die anderen Parteien’? Wir haben ja mitgewirkt an diesen Entscheidungen. Thema Gesamtschule: 2012 hat die Politik entschieden, eine Sekundarschule zu gründen anstatt einer Gesamtschule. Wir, die Piraten, waren damals die ersten, die gesagt haben, dass die Sekundarschule keine Zukunft hat. Thema Ärzteversorgung auf dem Land: Für das Hausärztezentrum in Geldern waren wir eine entscheidende Stimme, wenn man so will.

Das erklärte Ziel der BiG ist: Was verändern in Geldern. Haben Sie schon etwas verändert?

Peukes Es wird über uns gesprochen. Man nimmt uns wahr. Aber im ersten Jahr ist es schwer, wir mussten erstmal unseren Verein aufbauen. Die Leute erwarten natürlich sofort, dass man jeden Monat fünf Anträge stellt und sieben Pressemitteilungen schreibt. Aber wir sind alles Menschen, die das ehrenamtlich machen, Familien haben – da geht das einfach nicht.

Bürgerinteressen will die BiG stärker in den Rat bringen. Wo hat das geklappt?

Peukes Das hat noch gar nicht geklappt. Wir waren in diesem Jahr noch zu sehr mit uns selbst beschäftigt. Dass wir bei Problemen unterstützen, das ist noch nicht so bekannt.

Und die Politik transparenter zu gestalten mit Info-Blog, Bürgertelefon, Info-Abenden – wie läuft es damit?

Peukes Das haben wir jetzt in Angriff genommen. Auf Facebook haben wir Kommunikationsmöglichkeiten eingerichtet. Als ein Kollege da mal direkt auf eine Frau reagiert hat, hat sie geschrieben: „Oh, das geht ja schnell. Hier wird ja wirklich geantwortet.“ Das zeigt ja schon, dass bei anderen so was nicht funktioniert. Unser Ziel ist, das alles ein bisschen anders zu gestalten. Aber das funktioniert nicht von heute auf morgen.

Wenn die Menschen insgesamt etwas verhalten reagieren: Kann es auch daran liegen, dass man Sie nicht als einflussreich wahrnimmt? Dass die Leute glauben, dass es sinnvoller ist, sich an die anderen Parteien zu wenden, wenn man ein Anliegen hat?

Peukes Wir haben schon Einfluss. Wie zum Beispiel damals mit dem Antrag „Fuß- und Fahrradfreundliche Stadt“ von der Lipi-Fraktion (Anm. d. Red: Lipi = Fraktion Linke/Piraten, der Peukes früher angehörte). Von mir geschrieben, von mir vorgetragen. Die Verwaltung hat das abgelehnt, die Politik hat es dann doch angenommen. Und man sieht, was heute daraus geworden ist: Dass die Verwaltung sich Gedanken darüber macht, dahinter steht, eigene Ideen entwickelt. Dass andere Parteien sich einbringen, ist ja das, was wir wollen. Es gibt nicht nur das eigene Gebrüll, man kann auch Sachen von anderen gut finden.

Ivan Toskow, der aus der FDP-Fraktion ausgetreten ist, hat ganz ähnliche Ziele formuliert wie Sie: Bürgernähe, Transparenz. Ziehen Sie in Erwägung, mit ihm eine Fraktion zu bilden?

Peukes Er hat sich bei mir noch nicht gemeldet.

Sie sich bei ihm?

Peukes Nein. Gesprächsbereit sind wir. Aber ob sich daraus was ergibt, das ist was anderes.

Was haben Sie als konkrete Ziele vor Augen für 2019?

Peukes Wir wollen uns 2019 mehr präsentieren. Wir planen, Infostände zu veranstalten. Ein Flyer ist in Vorbereitung, um uns bekannter zu machen. Die Stammtische gibt es regelmäßig, wir wollen mehr in sozialen Medien kommunizieren. Es ist auch wichtig, dass man junge Leute erreicht. Das ist die Zukunft, und heutzutage ist die Jugend kaum in der Politik vertreten. Das Thema Transparenz bleibt bedeutend. Da gehört für mich auch transparente Ratsarbeit und Ausschussarbeit dazu. Will sagen: Video-Aufzeichnungen sorgen für mehr Beteiligung von Bürgern. Aber das wäre eher ein Thema für die nächste Kommunalwahl, nicht fürs nächste Jahr. Ein aktuelles Thema sind die Straßenbaubeiträge. Da bin ich ein bisschen enttäuscht, dass das vertagt worden ist. Die Verwaltung hat vorgeschlagen, das erstmal in die Schublade zu schieben, bis die Landesregierung sich dazu entschieden hat. Man hätte auch ein klares Zeichen setzen können, dass man mit der jetzigen Situation nicht zufrieden ist. So stand es in unserem Antrag.

Warum lohnt es sich, sich in der BiG zu engagieren, und was macht daran Spaß?

Peukes Die Zukunft mitzugestalten ist eine spannende Sache. Man sieht auch, dass man was bewegen kann. Kommunalpolitik dreht sich um das, was hier vor Ort passiert. Und das können wir beeinflussen, durch unser Engagement. Vor allem ist es interessant, Leute zu motivieren, die vorher nicht politisch aktiv waren, wie eigentlich fast alle bei uns in der BiG.

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