Moderne Medien Glasfaserausbau sorgt für Unruhe

Der Kreis Kleve hat auf Landkarten unterversorgte und damit förderfähige Gebiete ausgewiesen. Doch unterversorgt fühlen sich auch viele Privatleute und Betriebe, die nicht unter die Förderkriterien fallen.

 Jeder ist interessiert daran, dass die Leerrohre für die Glasfaser auch für seinen Anschluss gelegt werden. Doch nicht jeder kommt zum Zuge. 

Jeder ist interessiert daran, dass die Leerrohre für die Glasfaser auch für seinen Anschluss gelegt werden. Doch nicht jeder kommt zum Zuge. 

Foto: dpa/Guido Kirchner

Eine Download-Geschwindigkeit von unter 30 Mbit/s macht eine Gegend zu einem „unterversorgten Gebiet“. Zumindest, was den Internetanschluss angeht. So steht es in den Karten über die Breitbandausschreibungen im Kreis Kleve, die im November 2016 erstellt wurden. Dort sind die unterversorgten Gebiete rot gefärbt; und jede Kommune im Kreis weist etliche mehr oder weniger große rote Sprengsel auf. Durch das Breitbandförderprogramm des Bundes und Fördermittel des Landes sollen die bald der Vergangenheit angehören.

Doch manche befürchten, bei dem Anschluss an das leistungsfähige Internet mittels Glasfaser außen vor zu bleiben. In den Außenbereichen von Wankum etwa fallen viele Haushalte durch den Rost des Förderprogramms, weil sei zu nah am Hauptverteiler des Kabels stehen. Von dem durch den Ausbau in Aussicht gestellten Tempo von 30 Mbit/s (30.000 Kbit/s) beim Herunterladen aus dem Netz sind sie mitunter weit entfernt.

Doch diese Lücken gibt es auch anderswo. „Leider ist Wachtendonk kein Einzelfall“, meint Ralf Dyckmanns aus Straelen. Und verweist auf die Internet-Verhältnisse bei sich daheim. „In guten Momenten kommen wir auf etwa vier Mbit/s, aber abends, wenn alle zu Hause sind, auf nur noch etwa 1,5 Mbit/s (1500 Kbit/s.“ Ein etwa drei Kilometer langes, altes Kabel liefere das Signal. Und dieses Niveau gebe es trotz eines Ausbauversprechens der Telekom für den Nahbereich, „wo auch unser Verteiler dummerweise vor Fiat Meyers steht“. Das Problem sei dem Kreis und auch der Stadt bekannt. Und „Es werden wohl in jeder Stadt Grundstücke liegen, die nicht ausgebaut werden“, vermutet Dyckmanns. Er kritisiert die Richtlinien der zuständigen Behörden für die Ausbauförderung. Und fordert: „Auch wir möchten als Steuerzahler eine Ausbauförderung erhalten.“

Ähnliche Klagen sind Straelens Wirtschaftsförderer Uwe Bons vereinzelt zu Gehör gekommen. So fielen zum Beispiel einige Gartenbaubetriebe und sonstige Dienstleister in Boekholt durch das Fördernetz. Trotz allem hält Bons den Glasfaserausbau, der in Straelen laut Plan im Dezember starten soll, für einen Fortschritt. Rund 700 Haushalte in der Blumenstadt kommen nach seiner Rechnung in den Genuss des modernen Internets. Auch habe die Deutsche Glasfaser bereits die Gewerbegebiete sowie große Bereiche in Auwel-Holt- Brüxken und Broekhuysen ausgebaut.

Im Rathaus Geldern sind laut Stadt-Pressesprecher Herbert van Stephoudt bisher keine Beschwerden über die Ausbauplanung bekannt. Die Außenbereiche seien durch das Förderpaket des Kreises abgedeckt. Bei Franz-Josef Hüls, dem Wirtschaftsförderer von Issum, kam es nach dem RP-Artikel über die Unzufriedenheit einiger Wankumer zu zwei bis drei Anrufen. „Diese Bürger sind aber schon im Förder- und Ausbauprogramm berücksichtigt.“ Ansonsten, so Hüls, habe es keine negativen Äußerungen gegeben. In Issum soll der Ausbau 2020 erfolgen, wobei der genaue Zeitrahmen noch nicht festliege. Als positiven Nebeneffekt durch die Aktivitäten von Deutsche Glasfaser hat Hüls festgestellt, dass „sich die Deutsche Telekom bewegt“. Sie biete beim Vectoring jetzt an, die Kabel bis ins Haus zu legen.

In Kerken gab es laut Bürgermeister Dirk Möcking bisher eine Anfrage eines Unternehmers im Außenbereich. Das sei dann, nachdem er den Kontakt hergestellt hatte, zwischen dem Geschäftsmann und der Deutschen Glasfaser einvernehmlich geregelt worden. In der Gemeinde gebe es 226 Förderadressen an insgesamt 65 Kilometer Straße. Der Ausbau soll im März beginnen und etwa vier Monate dauern. Für November oder Dezember ist ein Bürgerinfo vorgesehen.

Die hat es in Wachtendonk, wo in den nächsten Wochen als erste Kreiskommune das Verlegen der modernen Glasfaser beginnt, zur Zufriedenheit eben längst nicht aller Interessenten gegeben. Beim Meckern wollen es manche Wankumer, die bei der neuen Installation leer ausgehen, nicht belassen. „Mindestens ein Bürger will gerichtlich dagegen vorgehen, ein anderer überlegt noch“, teilte Ratsmitglied Simon Kretschmer von der Wankumer Wählergemeinschaft (WWG) mit. Er plädiert dafür, dass sich die Gemeindeverwaltung beim Kreis noch mal für diese Fälle einsetzt.

Mancher Bewohner in Außenbereichen fürchtet, übergangen zu werden.
Foto: grafik
 Der Prozess ist nicht abgeschlossen, die Ampel gelb.

Der Prozess ist nicht abgeschlossen, die Ampel gelb.

Foto: grafik

In die gleiche Richtung zielt auch der Kreis Klever CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Rouenhoff. Bei einem Gespräch mit Vertretern der Deutschen Glasfaser über den Breitbandausbau im Kreis war kürzlich auch der Anschluss einzelner unterversorgter Haushalte, die nicht in das staatlich geförderte Ausbaugebiet fallen, ein Thema. Hierfür sollten möglichst pragmatische Lösungen gefunden werden, forderte der Politiker.

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