Dr. Reinhard Raddant Langes Warten auf ärztlichen Notdienst

Geldern · Der Obmann der niedergelassenen Ärzte in Geldern warnt vor den negativen Folgen einer Neuorganisation. Betroffen sind Patienten aus Geldern, Issum und Kerken. Viele Ärzte sind unzufrieden. Stichtag für die Umstellung ist bereits der 1. Januar.

 Dr. Reinhard Raddant in seiner Praxis in Geldern.

Dr. Reinhard Raddant in seiner Praxis in Geldern.

Foto: gerhard seybert

Der ärztliche Notdienst wird zum 1. Januar neu organisiert. Welche Auswirkungen hat das?

Raddant Bisher ist es so, dass Geldern, Issum und Kerken jeweils einen eigenen Notdienst haben. Dass heißt, dass dort in der Nacht und an den Wochenenden einer meiner Kollegen zur Verfügung steht, wenn ein Arzt gebraucht wird. Mit Beginn des neuen Jahres wird es aber eine Neuorganisation geben. Dann gibt es nur noch einen Arzt für die drei Kommunen.

Welche Folgen kann diese Umstellung für die Patienten in den betroffenen Orten haben?

Raddant Wer einen Arzt braucht, muss sich wohl auf wesentlich längere Wartezeiten einstellen. Denn sowohl die Menge an Patienten, die ein einzelner Arzt betreuen muss, steigt, als auch die Anfahrtsstrecke. Patienten, die noch selber in der Lage sind, in die Notfallpraxis zu kommen, müssen entsprechend auch weitere Wege in Kauf nehmen. Das Einsatzgebiet für einen einzelnen Arzt ist dann wirklich sehr groß.

Das kann bei Notfall-Patienten doch auch zu gefährlichen Situationen führen?

Raddant Ich möchte mir nicht vorstellen, wie das ist, wenn ein Patient, der zum Beispiel eine akute Nierenkolik hat, mehr als eine Stunde darauf warten muss, bis der Arzt kommt. Und die Rechtslage ist unklar, wer die Verantwortung übernehmen muss, wenn wirklich etwas passiert. Einige Ärzte machen sich auch bereits Sorgen, wie sie mit der neuen Regelung und den damit verbundenen Änderungen umgehen sollen.

Rechnen Sie damit, dass künftig häufiger der Rettungsdienst mit einem Notarzt alarmiert wird?

Raddant Da gehe ich von aus, dass die Notarzt-Einsätze ansteigen werden. Das wird dann auch für steigende Kosten sorgen. Ich jedenfalls würde im Zweifel einen Notarzt rufen, wenn ich der Meinung bin, dass ich schnell Hilfe brauche.

Wieso werden diese Änderungen dann überhaupt gemacht?

Raddant Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Die Erklärungen, die ich bisher bekommen habe, habe ich nicht verstanden. Bisher lief der Notdienst gut und keiner hat sich beschwert. Die Aufforderung zu dieser Änderung kam von der kassenärztlichen Vereinigung, und danach müssen wir uns richten.

Wie viel Vorbereitung hatten sie für die Umsetzung?

Raddant Diese Zusammenlegung ist bereits Ende 2011 beschlossen worden, aber uns wurde das erst vor kurzer Zeit mitgeteilt. Wir haben schon dafür gekämpft, dass wir sie nicht noch in diesem Quartal durchführen mussten, sondern bis Januar Zeit haben. Derzeit fahren wir aber schon eine Art Probebetrieb. Im Nachtdienst ist schon jetzt nur noch ein Kollege zuständig, an den Wochenenden ist die Regelung aber noch wie gewohnt so, dass in jeder Kommune ein Arzt Bereitschaft hat.

Gibt es denn auch positive Aspekte ?

Raddant Für Ärzte in kleineren Kommunen kann es eine Erleichterung sein, weil sie nicht mehr so oft in die Bereitschaft müssen. In Geldern, Kerken und Issum gibt es 60 Ärzte, davon 40 in Geldern. Künftig wird jeder Arzt zwei oder drei Mal im Quartal Notdienst haben.

Straelen und Wachtendonk bleiben von der Neuregelung unberührt?

Raddant Vorerst ja. Aber das wird der nächste Schritt sein, dass diese Kommunen auch mit in die neue Regelung eingeschlossen werden.

christian breuer führte das Gespräch.

(RP)
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