Wachtendonk Landwirte: Kiesabbau frisst Ackerland
Wachtendonk · Auf Wachtendonker Gebiet wird es für Bauern zunehmend schwieriger, Nutzflächen zu halten und zu finden.
Ein wenig erinnert die Szenerie an das rheinische Braunkohlerevier. Wenn der Wachtendonker Landwirt Günter Buschhaus auf den Flächen arbeitet, die er besitzt oder gepachtet hat, dann kann er die Kiesbaggereien auf Wachtendonker Gemeindegebiet sehen. Bald schon werden fünf Hektar des Landes, das Buschhaus bewirtschaftet, dem Kiesbagger zum Opfer fallen. "Ich muss schauen", sagt Buschhaus, "dass ich diese fünf Hektar woanders wieder her bekomme." Der Landwirt weiß aber, dass das kein Zuckerschlecken wird: "Viele Flächen sind schneller wieder verkauft oder verpachtet, als man denken kann."
Denn das Angebot an Flächen wird immer kleiner. Für Eigentümer von Ländereien ist es lukrativer, die Flächen an Unternehmen des Kiesabbaus zu verkaufen, statt sie den Bauern anzubieten. "So entsteht ein Hauen und Stechen um die Flächen, die verkauft oder verpachtet werden könnten, wobei wir Landwirte in der Regel am kürzeren Hebel sitzen", sagt Heinz Lax. Der Landwirt, auch Vorsitzender der Orts- und Kreisbauernschaft, sagt auch aus eigener Erfahrung: "Wenn man nicht über viele Kontakte verfügt, dann verpasst man mehrere Möglichkeiten, Land für den eigenen Betrieb zu erwerben."
Die Wachtendonker Bauern sehen das große Problem im 2014 neu erstellten "Regionalplan Düsseldorf", sozusagen der Flächennutzungsplan des Regierungsbezirkes. Dieser weist rund 70 Hektar Wachtendonker Gemeindegebiet als Fläche aus, die für den Abbau von "nichtenergetischen Bodenschätzen" vorgesehen ist. Gemessen an der Gemeindefläche Wachtendonks von 48 000 Hektar sind 70 Hektar wenig, gemessen an der Fläche, die Landwirt Günter Buschhaus bewirtschaftet (90 Hektar) allerdings viel. Und: Ausweichflächen für Landwirtschaft gibt es in Wachtendonk und Wankum wenig, denn die Kommune verfügt über hohe Anteile an Landschafts- und Naturschutzgebieten, zudem ist der Bereich um die Niers als Wasserschutz- und Überschwemmungsgebiet nicht landwirtschaftlich nutzbar. "56 Hektar werden bereits für den Kiesabbau genutzt", sagt Monika Hotz von der Gemeinde Wachtendonk.
Könnten Wachtendonker Bauern auf Flächen in den Nachbarkommunen ausweichen? "Prinzipiell schon, denn bei den Geschwindigkeiten, die Traktoren heute erreichen, kann man in einem Radius von 20 Kilometern um den Hof herum arbeiten", sagt Heinz Lax. Aber als Vorsitzender der Kreisbauernschaft Geldern weiß Lax auch, dass seine Kollegen in den Nachbarkommunen dieselben Probleme haben: "Kiesabbau gibt es auch in Kerken, und auch in Kempen. Und auch in Straelen ist durch die Erschließung des Landgard-Geländes Ackerland verloren gegangen. So konkurrieren wir Landwirte in Wachtendonk mit den Kollegen aus den Nachbargemeinden um die Flächen, die uns noch zur Verfügung stehen."
Den "schwarzen Peter" sehen die Landwirte im Übrigen weniger in den kiesfördernden Unternehmen als in den Planungsbüros der Bezirksregierung. "Wir wissen ja, dass der Kiesabbau eine wirtschaftliche Bedeutung für die Region hat", sagt Günter Buschhaus, "aber wir haben den Eindruck, dass die Belange der Landwirtschaft übergangen werden." Denn der "Regionalplan Düsseldorf", so Buschhaus, weise schließlich dieselben Flächen, die für den Kiesabbau vorgesehen sind, zugleich als "agrarstrukturell bedeutsame Flächen" aus. Der Kiesabbau genieße aber offenbar ein Vorzugsrecht. Buschhaus und seine Kollegen haben das Gefühl, "bei unserer NRW-Regierung immer öfter als störend abgetan zu werden".
Aufgrund der Planungen auf Landesebene ist die Gemeinde Wachtendonk machtlos. In der Vergangenheit hatte sich der Gemeinderat mehrmals gegen weitere Abbauflächen für Kies ausgesprochen - vergeblich.