Konzert Höchste Blas-Orchester-Kunst

KEVELAER · Gastspiel der Landesbläserphilharmonie NRW in Kevelaers Konzert- und Bühnenhaus. Werke unter anderem von Alfred Reed und José Alberto Pina. Begeistertes Publikum bekommt vom brillanten Orchester zwei Zugaben.

 Die Landesbläserphilharmonie NRW unter der Leitung von Tobias Liedtke überzeugte beim Konzert in Kevelaer.

Die Landesbläserphilharmonie NRW unter der Leitung von Tobias Liedtke überzeugte beim Konzert in Kevelaer.

Foto: Spütz

60 Musiker aus ganz Nordrhein-Westfalen, den benachbarten Niederlanden und Belgien eröffneten unter der Leitung von Tobias Liedtke, Verbandsdirigent im Blasmusikverband Nordrhein-Westfalen, ihre Musikaufführung im Konzert- und Bühnenhaus mit „Salutations“. Das Stück des US-amerikanischen Komponisten Alfred Reed, zählt in Fachkreisen zum Schwierigkeitsgrad Ober-/Höchststufe. Fanfarenartige Themen betonten den feierlichen Charakter des Werkes, das immer wieder in ausgedehnt harmonischen Melodien von kurzen Trompetenstößen unterbrochen wird. Aus der sich entfaltenden Klangkraft der Register entwickelte sich ein freudig lyrischer Abschluss.

Das Spitzenorchester der symphonischen Blasmusik präsentierte sich mit seinem Dirigenten auf höchstem Niveau. Schon erstaunlich, wie dieses mittlerweile etablierte Ensemble trotz Besetzungsänderungen und relativ kurzer Probenzeit für eine kontinuierliche Qualität bürgt, vor allem mit einem musikalischen Engagement und instrumentaler Virtuosität, die man vor einigen Jahrzehnten einem Blechbläserensemble nicht zugetraut hätte.

Unter dem Titel „Folklore“ und „Diagram“ waren zwei Stücke zu hören, die traditionsreichen Blasorchestersound mit neuen, extravagant avantgardistisch wechselnden Sphären verknüpften und von Liedtke wirkungsvoll und gekonnt in Szene gesetzt wurden. Der „Schrei des letzten Einhorns“ wirkte ebenso monumental wie zerbrechlich. Die „Elements“ Luft, Wasser, Erde und Feuer spiegelten ein farbiges Kaleidoskop, das kaum effektvoller, unterhaltsamer, schillernder und musikalisch reizvoller hätte gelingen können. Es war ein abwechslungsreiches, sehr interessant gesetztes Variationenwerk, das die Musik äußerst anregend und durchaus vielschichtig glamourös und dramatisch einfing.

Alles war von einer exzellenten instrumentalen Expertise getragen, einer unglaublich dynamischen Präzision geprägt, die schlichtweg erstaunte. Das abschließende Werk des spanischen Komponisten José Alberto Pina war voller Energie, Geheimnis und Intensität. „The Ghostship“, das Geisterschiff, wurde von der Geschichte des Wracks der „American Star“ inspiriert, mit der mysteriöse Ereignisse verbunden sind.

In zahlreichen Motiven wurden in einer spielerischen Leichtigkeit und in einer unprätentiösen Kunstfertigkeit emotionale Momente geweckt. Dabei erwies sich die Landesbläserphilharmonie NRW als technisch versiertes, blitzschnell zwischen musikalischen Stilsphären wechselndes Ensemble mit bis zu sechs agilen Schlagwerkern. Bewundernswert war vor allem die lupenreine Intonation, die gerade bei solch dicht gesetzten, mit zahlreichen Dissonanzen angereicherten Harmonien durchweg blitzsauber gelang.

Erst nach zwei Zugaben ließen die begeistert applaudierenden Zuhörer das Orchester von der Bühne.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort