Dorf-Spaziergang in Corona-Zeiten Einmal rund um St. Georg

Kapellen · Die Pfarrkirche ist das beherrschende Gebäude in Kapellen. Die Ortschaft ist auch für den Naturschutz von Bedeutung. Von dort aus betreut der Nabu einige wertvolle Biotope. Und die Heimatfreunde präsentieren Kunst.

 Der Turm von St. Georg Kapellen. Die Pfarrkirche ist das beherrschende Bauwerk in der Gelderner Ortschaft.

Der Turm von St. Georg Kapellen. Die Pfarrkirche ist das beherrschende Bauwerk in der Gelderner Ortschaft.

Foto: Klatt

Die beiden Motorradfahrer aus Lottum schwitzen in der schwarzen Lederkluft. „Nee, für ein Gespräch ist es uns zu warm, wir fahren lieber weiter“, sagt die Frau auf dem Kapellener Markt. Spricht’s, besteigt wie ihr Mann die Maschine – und weg sind die Niederländer.

 Kalte Getränke gibt’s bei Daniela Heiligers vom „Niers-Bäcker“.

Kalte Getränke gibt’s bei Daniela Heiligers vom „Niers-Bäcker“.

Foto: Klatt

Da hat es Sylvia Pestka besser. Die Bäckerei Tebart, in der sie als Fachverkäuferin arbeitet, ist angenehm temperiert. „Ich habe gerade den Müll rausgebracht, aber dann bin ich schnell wieder rein“, beschreibt sie ihre Flucht aus der Nachmittagssonne in den klimatisierten Laden. Gut gelaunt ist sie, obwohl es mit dem Urlaub in ihrer Heimat Polen wegen Corona nicht geklappt hat. „Ich hatte keine Lust auf zwei Wochen Quarantäne hinterher.“ Da hat sie eben statt dessen ihrer Schwester beim Renovieren geholfen.

 Sylvia Pestka verkauft Brot in der Bäckerei Tebart.

Sylvia Pestka verkauft Brot in der Bäckerei Tebart.

Foto: Klatt

„Habt ihr was Kaltes zu trinken?“, ruft ein Radfahrer in den Laden vom „Niers-Bäcker“. Hat das Geschäft natürlich. Daniela Heiligers hat dem Kunden schnell den Saft gereicht und abkassiert. Keine Atempause gab es trotz Corona für diese und auch die andere Kapellener Bäckerei, wie für die Bäckereien insgesamt nicht. Wie ihre Berufskollegin Sylvia Pestka stellt auch Daniela Heiligers eine gewisse Lockerheit im Umgang mit der Maskenpflicht fest. Der Mund- und Nasenschutz werde des öfteren mal im Auto vergessen. Anders als die Frau aus der anderen Bäckerei musste sie aber noch keinen Kunden des Ladens verweisen. Was nach wie vor gut klappt: „Die Leute bleiben brav draußen stehen, wenn die Höchstzahl der Kunden drinnen erreicht ist.“

 Monika Ochse sitzt vor dem Naturschutzzentrum Gelderland mit dem neuesten Nabu-Heft.

Monika Ochse sitzt vor dem Naturschutzzentrum Gelderland mit dem neuesten Nabu-Heft.

Foto: Klatt

Und die Nachfrage nach Gesichtsmasken ist wieder auf Normalmaß gesunken. Sagt Ina Albers von der Dorf-Apotheke Kapellen. Der Kunde, der jetzt gerade an der Theke steht, fragt nach Mitteln gegen Insektenstiche. Typisch Sommer. Mehr Umsätze bei Tabakwaren und Glücksspiel macht Ute Florian in der Corona-Zeit in ihrer Lotto-, Toto- und Postfiliale. „Die Leute kaufen Zigaretten auf Vorrat“, berichtet sie. Und da kommt auch schon die nächste Raucherin zur Ladentür hinein.

Gerne mehr Besucher hätte Monika Ochse vom Naturschutzzentrum Gelderland. „Der Publikumsverkehr hält sich in Grenzen“, sagt sie. Seit 1993 ist das Naturschutzzentrum im Volksbank-Gebäude am Kapellener Markt untergebracht. Vier Hauptamtliche und dazu ehrenamtliche Kräfte kümmern sich von dort aus um das Naturschutzgebiet Fleuthkuhlen und um das Landschaftsschutzgebiet drumherum. Mit Erfolg. „Den Arten- und Biotopbestand von damals gibt es auch heute noch“, blickt Monika Ochse auf die vergangenen 27 Jahre zurück. Doch es ging nicht ohne Schäden ab. Die Trockenheit setze den Feuchtgebieten zu, erklärt die Expertin. Und die erhöhten Nitrateinträge im Wasser wirkten sich aus. Seit kurzem stehen der kleinen biologischen Station die ehemaligen Wohnräume im Obergeschoss zur Verfügung. Dort werden gerade die Büros für die hauptamtlichen Mitarbeiter eingerichtet. In den alten Räumen unten können nach dem Umbau Gäste empfangen werden. „Man muss nur klingeln“, macht Monika Ochse Mut.

 Das „Märthüss“ auf dem Kapellener Markt.

Das „Märthüss“ auf dem Kapellener Markt.

Foto: Klatt
 Diese Linoldrucke von Jupp Sieben hängen im Schaufenster der Heimatfreunde Kapellen.

Diese Linoldrucke von Jupp Sieben hängen im Schaufenster der Heimatfreunde Kapellen.

Foto: Klatt

Im Büro der Heimatfreunde Kapellen an der Langen Straße ist Klingeln an diesem Nachmittag zwecklos. Es ist leer. Doch im Schaufenster gibt es Kunst zu sehen: Linoldrucke von Jupp Sieben, der 1914 in Mönchengladbach geboren wurde, 1985 in Kapellen starb und dort auch begraben liegt. In deutscher Schrift steht, was auf den Bildern zu sehen ist. Eines der drei setzt einen temperaturmäßigen Kontrapunkt: „Eisschlindern/Schloss Haag“ steht da.

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