Walbeck Drei Konzerte zum Jubiläum der Orgel

WALBECK · Vor 25 Jahren wurde die Mühleisen-Orgel in der Walbecker Pfarrkirche geweiht. Organist Stefan Janßen erklärt, was das Instrument so besonders macht. Am Sonntag ist der Auftakt zu einer hochwertigen Konzert-Trilogie.

 Die Orgel in der St.-Nikolaus-Pfarrkirche in Walbeck.

Die Orgel in der St.-Nikolaus-Pfarrkirche in Walbeck.

Foto: Privat

Sie gilt als die Königin der Instrumente: die Orgel. In Walbeck steht ein ganz besonderes Exemplar. Gleich drei Jubiläums-Konzerte mit prominenten Organisten gibt es aus besonderem Anlass in der St.-Nikolaus-Pfarrkirche zu Walbeck.

Sie zeigen, welche Bedeutung dem Gedenktag und der Mühleisen-Orgel beigemessen wird, die vor 25 Jahren geweiht wurde. Den Auftakt der Jubiläums-Konzerte macht Wolfgang Seifen mit frei improvisierten Orgelstücken am morgigen Sonntag, 2. Dezember. Beginn der Veranstaltung ist um 18 Uhr. Für dieses besondere Konzert werden die Kirchenbänke in Blickrichtung zur Orgel gedreht. Per Video wird das Spiel des Organisten, der hinter der Orgel sitzt, übertragen.

Ein Rückblick: Die Weihe am ersten Adventssonntag 1993 bedeutete das Finale einer rund einjährigen Bauzeit, verbunden mit einem Provisorium an der kleinen Orgel. Bis zu sechs Orgelbauer aus Straßburg waren täglich im Spargeldorf damit beschäftigt, das neue Instrument in das vorhandene, barocke Gehäuse einzubauen. Die Pfeifen wurden nach alter Handwerktechnik erstellt.

So thront heute noch der hölzerne David mit der Harfe über der Mühleisen-Orgel, dessen Kopf sogar in die Decke ragt. Er wird von zwei posaunenblasenden Engeln flankiert. Das barocke Gehäuse wurde im „Goldenen Schnitt“, einer besonderen Proportionsregel von Höhe zu Breite, gearbeitet.

Die neue Orgel sollte keine Kopie der alten sein, sondern als Neuinterpretation mit dem Gehäuse harmonieren. „Nach wie vor bemerkenswert ist bei unserer Orgel vor allem der reich verzierte Prospekt. Er gehört zu den schönsten des Rheinlandes, und die ungewöhnliche Disposition, also die Zusammenstellung der Register oder Klangfarben der Orgel“, beschreibt Organist Stefan Janßen, was die Walbecker Orgel so besonders macht.  Beim Bau der neuen Orgel wurden, so der Kirchenmusiker weiter, ausschließlich Materialien verwendet, die zu Zeit der Erbauungszeit des Prospekts zur Verfügung standen.

Stefan Janßen erinnert an die Entscheidungsphase: „Die Walbecker standen dem Neubau der Orgel zunächst reserviert gegenüber – wegen der hohen Kosten. Aber: Die alte Orgel hatte Funktionsstörungen und bauliche Mängel. Trotz Reparaturen war letztlich 1989 der Zustand so schlecht, dass man einem Neubau zustimmte.“

Recherchen aus Zufallsfunden ließen darauf schließen, dass die alte Orgel sogar schon 1752 für das Kreuzherrenkloster in Venlo errichtet wurde, und 1803 in der Walbecker Kirche eingebaut worden war. Gemeinde und Kirchenvorstand zogen an einem Strang zur Finanzierung des Projekts. Es wurde ein Spendenkonto eingerichtet. Dieses füllte sich unter anderem durch Zuwendungen zu besonderen Anlässen von Privatpersonen. Eine Haussammlung von Mitgliedern des Kirchenchores erbrachte mehr als 30.000 Mark.

Das heutige, außergewöhnliche Klanginstrument mit 36 Registern genießt unter den Orgelkennern in der Region einen besonderen Reiz. Organist Stefan Janßen beschreibt weitere Feinheiten: „Alle Pfeifen sind handgefertigt, ohne maschinelle Hilfe. Besonders hervorzuheben sind die zentrale Windversorgung mit drei Keilbälgen und die äußerst sensible Spielmechanik. Erst durch diese handwerkliche Ausführung in Verbindung mit der Kunstfertigkeit des Intonateurs entsteht der unverwechselbare, beeindruckende Klang, den unsere Orgel auszeichnet.“

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