Kommentar „Unsere Woche“ Nie mih Fastelovend

Die Absage des Karnevalszuges ist nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Der Niedergang der Narretei in der Stadt ist schon lange spürbar.

 Dirk Möwius, Lokalchef der Rheinischen Post Redaktion in Geldern.

Dirk Möwius, Lokalchef der Rheinischen Post Redaktion in Geldern.

Foto: WfG KK

Nie mih Fastelovend, Nie mih rud un wieß. Nimmt man den Text von „Querbeat“, die im Sommer im Walbecker Freibad zu Gast sein werden, ohne die romantische Pointe in der nächsten Zeile („ohne dich“) könnte das Lied die Hymne des Gelderner Karnevals sein. Es geht kräftig den Bach runter, nichts mehr von „Met der Trumm Trumm Trumm, Mer trecke durch de Veedel…“ Der Karnevalssonntag wird zum stillen Feiertag.

Dabei kann man kräftig über die  Karnevals-Kultur-Gesellschaft Geldern schimpfen, der Sache gerecht wird das nicht. Der Niedergang des Gelderner Karnevals hat schon vor langer Zeit begonnen. Da war zum einen der immer kleiner werdende Zug. Doch auch die großen Veranstaltungen sind nach und nach von der Bildfläche verschwunden. Was für ein gesellschaftlicher Treffpunkt war einst der Eintracht-Ball, wie viel Spaß hatten die Gäste beim Turnerball? Auch bei der heutigen Karnevals-Kultur-Gesellschaft Geldern reichte es schon lange nicht mehr für eine große Saalveranstaltung, wo sind die unvergessenen Karnevalsabende des Chores 1847 mit den vielen örtlichen Akteuren geblieben?

Zur Ehrlichkeit gehört auch, dass alles immer mit handelnden Personen zu tun hat. Mit Gerd Lange hätte es das nicht gegeben, sagen viele. Stimmt wahrscheinlich. Aber auch er konnte das stetige Schrumpfen des närrischen Lindwurms in Geldern nicht verhindern.

Am Ende ist es schade, vor allem für die Kinder. Ein Weltuntergang ist es aber nicht. Und würde sich Geldern vom starken Ortsschaftsdenken lösen und man über gemeinsame, gern auch rotierende Lösungen nachdenken, hätte auch der Straßenkarneval noch eine Chance.

 Genießen Sie Ihr Wochenende!

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