Die Familienmanagerin Mein Ubuntu ist groß

Geldern · Anke Kirking lebt mit ihren beiden Söhnen in Geldern. An dieser Stelle berichtet sie alle paar Wochen von ihrem Leben als Familienmanagerin.

 Anke Kirking aus Geldern, Familienmanagerin

Anke Kirking aus Geldern, Familienmanagerin

Foto: Kirking

Viele fragen sich jetzt bestimmt: Wer oder was ist denn Ubuntu? Schon wieder ein neuer Virus? Oder ein neues Spielzeug für Kinder? Beides ist irgendwie richtig. Ubuntu ist eine Philosophie, die aus Afrika kommt. Dahinter steckt unter anderem der Gedanke, dass man für die Erziehung der Kinder ein ganzes Dorf braucht. Klingt irgendwie komisch. Ein ganzes Dorf soll meine Kinder erziehen? Neee, lass mal lieber. Doch wenn man diese Philosophie einmal außerhalb seines Tellerrandes betrachtet und dann wieder zurück auf die Mitte seines Tellers blickt, wird man feststellen, ja genauso sollte es sein. Das Wort Ubuntu kommt aus der Bantusprache der Zulu-Volksgruppe und der Xhosa-Volksgruppe. Übersetzt heißt es soviel wie: „Menschlichkeit“, „Nächstenliebe“ und „Gemeinsinn“. Also das Bewusstsein, dass man selbst ein Teil eines Ganzen ist. Es lebt von der Grundhaltung von wechselseitigem Respekt und gegenseitiger Anerkennung. Kurz gesagt: „Ich bin, weil wir sind“.

Ja, ich weiß…wir haben Corona! Aber gerade jetzt zeigt sich, wie groß mein Ubuntu ist. Da sind unendlich engagierte Lehrer*innen, die in den Grundschulen immer wieder Konzepte neu denken müssen, weil die Regierung sich gefühlt stündlich neu orientiert. Das tun sie, weil sie das Beste für unsere Kinder wollen. Da sind die OGS Mitarbeiter*innen, die sich mit so viel Liebe und Respekt auf unsere Kinder einstellen, die nach den langen Wochen des Homeschooling endlich wieder mit den Mitschülern spielen dürfen. Sie helfen liebevoll bei der Einhaltung der Hygieneregeln. Sie unterstützen mich als Mutter, wenn ich einen Wunsch habe. Da sind meine Freundinnen, die mich mit einem Videoanruf überraschen und mir so für den Rest des Tages ein Lächeln in mein müdes Gesicht zaubern. Da ist der Nachbar, der mich darauf aufmerksam macht, dass mein Rücklicht nicht funktioniert. Als ich es mit einen kleinen Schlag wieder zum Leben erwecken wollte, ist leider alles zerbröselt. Da er Kfz-Mechatroniker ist, hat er mir am nächsten Tag ein neues besorgt und eingebaut. Es sind Ubuntu-Menschen!

Der Mensch, der Dich mal aus deinem Hamsterrad holt und mit auf eine kleine Tour fährt. Die Mutter, die kräftemäßig am Ende ist und deren Sohn bis zum Abend bei uns spielen kann. Darum ist Ubuntu für mich die Philosophie, die gerade zu Corona-Zeiten funktioniert. Ganz nebenbei schaltet man dadurch „Konkurrenzdenken“ aus. „Ich bin, weil wir sind“ heißt auch, es ist egal, ob jemand hier geboren wurde oder ob jemand hübscher oder schlanker ist oder mehr Geld hat. Diese Dinge sind nicht wichtig. Das hat nichts mit „Gleichschalten“ zu tun. Denn wir sind und bleiben ja alle individuell auf unsere Art. Aber mit dem Gedanken im Herzen, dass wir allen mit Respekt und Gemeinsinn begegnen. Ich finde, in einer besseren Atmosphäre können Kinder nicht aufwachsen.

Mein Ubuntu ist groß, weil es in meinem Umfeld so viele liebe Menschen gibt, die ihren Job in den Dienst der Gemeinschaft stellen, weil sie für mich da sind, weil sie einfach mit Liebe im Herzen handeln. Ja, manchmal braucht es ein ganzes Dorf, um Kinder zu erziehen. Zum Glück gibt es Ubuntu. Vielleicht möchtet Ihr ja auch so ein Dorf aufbauen?

Anke Kirking lebt in Geldern. An dieser Stelle berichtet sie alle paar Wochen von ihrem Leben als Familienmanagerin.

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