Lehrer-Kolumne Die Pandemie der vertanen Chancen?

Ewald Hülk ist Studiendirektor am Berufskolleg Liebfrauenschule in Geldern und schreibt über das Leben als Lehrer. In seiner Kolumne schreibt er über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Schulbetrieb und auf was es in Zukunft ankommen muss.

 Ewald Hülk unterrichtet als Studiendirektor die Fächer Französisch und Biologie am Berufskolleg Liebfrauenschule in Geldern.

Ewald Hülk unterrichtet als Studiendirektor die Fächer Französisch und Biologie am Berufskolleg Liebfrauenschule in Geldern.

Foto: Ewald Hülk

Es war ein putziges Foto, das die RP am 23. April veröffentlichte. Die Schulministerin offerierte da Hygieneartikel und Desinfektionsmittel – für Schulen, die Probleme mit der Beschaffung hatten. Aber ist das wirklich das, was in den Schulen fehlte? Es gab damals nicht wenige, die glaubten, die Pandemie würde auch eine Chance hin zu neuen Impulsen in der Bildung sein.

Doch was ist seitdem geschehen? Um es auf den Punkt zu bringen: Nicht viel! Während die Politik – meines Erachtens zurecht – sehr schnell hohe Milliardenbeträge für die kriselnde Wirtschaft bereitstellte, scheint die Bildung leer auszugehen. Dabei zeigt die Pandemie doch glasklar auf, woran es mangelt. Hier nur vier Beispiele:

1.)  An der digitalen Ausstattung der Schulen scheint sich kurzfristig nichts zu ändern.

2.)  Auf absehbare Zeit werden Schüler, ähnlich wie es bei Schulbüchern üblich ist, nicht die Möglichkeit haben, auch digitale Endgeräte als zeitgemäßes Medium von der Schule auszuleihen.

3.) Es fehlt weiterhin an leistungsstarken Lernplattformen, die auch zu Stoßzeiten technisch saubere Videokonferenzen erlauben, die nicht nur für den Fall eines zweiten Lockdowns schülerorienterten Unterricht möglich machen.

4.)  Covid-19 verschärft den seit Jahrzehnten bestehenden Mangel an Lehrpersonal. Warum wird kein Geld bereitgestellt, damit arbeitssuchende Lehrer eingestellt werden, um so Unterricht in kleineren Klassen zu ermöglichen? Zum Beispiel in der Klasse 5 der weiterführenden Schulen, in denen nach den Sommerferien die Wissenslücken aufgefüllt werden müssen, die durch das so genannte „Lernen auf Distanz“ bei den „Schulwechslern“, also den jetzigen Viertklässlern entstanden sind.

Bildung und Digitales – zwei Wörter, deren Wichtigkeit von der Politik gerne betont wird. Nehmen wir die Politiker doch einfach beim Wort und fordern das ein, was zu Wahlkampfzeiten gerne versprochen wird.

Ewald Hülk ist Studiendirektor am Berufskolleg Liebfrauenschule in Geldern und schreibt über das  Leben als Lehrer. FOTO: HÜLK

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