Straelen Knebels Affentheater rockt Straelen

Straelen · Auf Einladung des Kulturrings gastierte das Quartett mit dem Programm "Männer ohne Nerven" in der Stadthalle. Stöhnen über Altersleiden und Erinnerungen an die wilde Jugendzeit. Zugabe fürs begeisterte Publikum.

 Das Affentheater in Aktion (v.l.): Herbert Knebel, der "Trainer", Ozzy und Ernst.

Das Affentheater in Aktion (v.l.): Herbert Knebel, der "Trainer", Ozzy und Ernst.

Foto: Laaser

Einer schiebt bräsig eine Wampe vor sich her. Die anderen drei bewegen sich mit Trippelschritten und teilweise leicht gebeugt vorwärts. Zusammen markieren sie eine Rentnerband. Eine, die Rock'n'Roll im Blut hat und zwischen humorigen Wortbeiträgen ihr Publikum durch Musik mitzureißen versteht. So lief das Gastspiel von Herbert Knebels Affentheater auf Einladung des Kulturrings in der voll besetzten Straelener Stadthalle ab. "Männer ohne Nerven" heißt das neue Programm des Quartetts. Männer ohne Verschleißerscheinungen, das lässt sich nach dem knapp zweistündigen Auftritt behaupten.

Wobei der knötternde Ruhrpott-Rentner Knebel und seine Mitstreiter nichts lieber tun, als mit ihren "Altersleiden" zu kokettieren. Der "Trainer" am Schlagzeug stöhnt gleich zu Beginn über Nervenflattern. Gitarrist Ozzy Ostermann befällt ein leichtes Burnout-Syndrom. Und Knebel selber blickt gerne mit den bekannten "Boah glaub 'se"- und ähnlichen Einschüben voller Wehmut auf seine ach so wilde Jugendzeit zurück. Was bei dem mit ihm alternden Publikum zu ähnlichen Reminiszenzen führen mag.

So gehörte die Geschichte über die Juke-Box in der Eisdiele zu den stärksten Momenten des Programms. Lustvoll erzählten Knebel und Co. über die geheimen Liebesbotschaften der in dem Apparat untergebrachten Singles (Knebel: "alleinstehende Schallplatten"). Da wurde mit dem Knopfdruck auf Hits von den Rolling Stones oder Herman's Hermits signalisiert, ob das mit dem Rendezvous klappte oder nicht. Nur der "Trainer" wurde seinem Ruf als Schlaftablette gerecht mit seinem Lieblingslied - Adamos "Es geht ein Trainer auf Reisen".

Umso größeren Szenenapplaus heimste er ein, als er im zweiten Teil des Programms beim "Stadt, Land, Fluss"-Spiel die anderen mit Blitzlösungen bei X und A locker besiegte. Knebels Ehe-Szenen mit seiner Guste waren gewohnt vergnüglich, besonders die Verwicklungen nach einem extra scharfen Lamm Curry beim neu eröffneten Inder um die Ecke und ein Eis-Fiasko beim Sandalenkauf.

Der Wechsel zwischen Knebels Solo-Nummern und Auftritten des kompletten Affentheaters machte den Abend kurzweilig. Zwischendurch überließ der Kappenträger seinen Kumpels die Bühne. Und dann gaben die musikalisch richtig Gas. Zum Beispiel mit Ozzys rasantem Bluegrass-Fingerpicking samt Bass- und Schlagzeugsolos als Einleitung des zweiten Programmteils. Oder als Bassmann Ernst bei "Marrakesh Express" die Segnungen des Regionalexpress besang. Oder als Ozzy sich als "sexy Ding" auf den Arm nahm.

Knebel selbst ließ zu "Leaving New York" von REM die Currywurst hochleben. Im weißen Presley-Anzug erinnerte er mit tränenerstickter Stimme an das Ableben des King - um dann auf ein hämisches "Oh" aus dem Saal den mitleidlosen Zuhörer aus Jux anzufahren: "Ich schick Dich gleich auf die Spargelfelder zum Stechen und Schälen."

Das begeisterte Publikum ließ die Vier nicht ohne Zugabe gehen. Das Affentheater schloss mit einem Song, den Knebel in den 60ern mit Bob Dylan getauscht haben will. "Forever young" fasst zusammen, wobei es der spaßigen Rentnerband auch beim Altern ankommt: Hauptsache von innen jung.

(RP)
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