Veränderungen in St. Dionysius Kerken Kerkens neuer Pastor ist großer Rom-Fan
Interview · Am 10. Oktober gibt es einen Gottesdienst für den Start in das neue Amt. Am gleichen Tag wurde er 2013 in der Ewigen Stadt zum Priester geweiht. Der 35-Jährige hat eine große Affinität für Technik und Internet.
Albert Lüken Ich habe die Entscheidung dafür tatsächlich in der Schulzeit getroffen. 2005 habe ich Abitur gemacht, bereits zwei, drei Jahre vorher war klar, dass ich Priester werden möchte, weil ich eine Begegnung mit einem Priester hatte, die mich beeindruckt hat. Ich bin mit ihm ins Gespräch gekommen, das hat mich so fasziniert, wie wertschätzend er mit Menschen umgeht.
Gab es eine Vorbereitung?
Lüken Ja, einmal im Monat oder alle zwei Monate haben wir uns mit einigen Leuten in einer Weggemeinschaft getroffen. Das waren junge Männer und Frauen, die überlegt haben, einen Beruf in der Kirche zu wählen. Dabei waren zum Beispiel Musiker, Theologie-Studenten, ehrenamtliche Küster. Wir haben gemeinsam in der Bibel gelesen und uns so auf den Weg gemacht.
Die katholische Kirche hat nach dem Missbrauchsskandalen nicht den besten Ruf. Wie schaffen Sie es, dem etwas Positives entgegenzusetzen?
Lüken Ich mache keinen Handstand oder ähnliches, um die Menschen zu erreichen. Aber ich erlebe tatsächlich, dass viel passiert in der persönlichen Begegnung mit Menschen. Als Priester ist es meine Aufgabe, mich an die Seite der Menschen zu stellen und mir Zeit für sie zu nehmen. Diese Selbstverständlichkeit und Wertschätzung hat mich schon damals vom Hocker gehauen und bewirkt, dass ich Priester werden wollte.
Zuhören, für die Menschen da sein, ihnen helfen und sie aufbauen, dazu hätten Sie auch Psychologe werden können, oder?
Lüken Tatsächlich bin ich auch ein geistlicher Begleiter für Menschen, aber trotzdem braucht es auch eine geistliche Berührung mit Gott in den Sakramenten. Das merke ich gerade in der Corona-Zeit ganz besonders bei der Krankensalbung, aber auch in der Feier der Eucharistie, wenn unter all den momentan schwierigen Bedingungen Menschen an Ostermontag im Schneeregen zusammenstehen, das ist schon ein toller Moment.
Hat Sie der Ruf nach Kerken überrascht?
Lüken So etwas bahnt sich ja immer ein bisschen an. Als die Personalabteilung sagte: „Gehen Sie mal da hin“, war ich inkognito in Kerken und habe mir die Gegend angeschaut. Dann gab es ein Treffen mit dem Pfarreirat und dem Verwaltungsausschuss zum gegenseitigen Kennenlernen in der Kirche in Stenden, auf Abstand und mit Maske. Entweder es passt dann oder es passt nicht. In dem Fall hat es geklappt. Wir haben beim Gespräch auch gelacht. Es war eine gute Atmosphäre.
War es Ihr Wunsch, eine eigene Gemeinde zu leiten, oder machen Sie das, weil Sie dem Bischof Gehorsam geschworen haben?
Lüken Ich glaube, da schwingt beides mit. Mein Bild vom Priester ist das des Pastors. Ich freue mich darauf, ein Begleiter für die Menschen in einer Pfarrei zu sein. Die Kerkener Pfarrgemeinde hat meiner Meinung nach eine gute Größe, die es zulässt, dass man die Menschen auch wirklich noch kennenlernen kann.
Weihbischof Rolf Lohmann sprach einmal von tiefen Gräben zwischen den Ortschaften Nieukerk und Aldekerk. Wissen Sie davon?
Lüken Ich habe es aus Ihrer Zeitung entnommen, und das Bistum erzählte mir, dass eine Fusion stattgefunden hat zu der Zeit, als Pastor Theodor Prießen noch in Kerken war. Natürlich fragen sich die Gläubigen auch, wie lange ich wohl bleiben werde. Jede Pfarrgemeinde hat ihre eigene Geschichte. Ich finde, wir müssen gemeinsam nach vorne schauen.
Als Sie das erste Mal am Niederrhein waren, was ist Ihnen da aufgefallen?
Lüken Die gute Verkehrsanbindung, zwei Flughäfen in der Nähe und die wirklich tolle Landschaft. Die drei Orte, die zur Pfarrgemeinde gehören, liegen darin wie an einer Perlenkette aufgereiht, die eine Einheit bildet.
Wenn Sie nicht gerade als Priester tätig sind, was sind Ihre Hobbys?
Lüken Ich fotografiere gerne und bin sehr internetaffin. Ich habe mal damit angefangen, Podcasts vom Sonntagsevangelium aufzunehmen.
Im Internet gibt es auch ein Video von Ihnen, bei dem Sie die Reihenfolge für Auftritte beim Pfarrfest mittels Zettel auslosen und ankündigen.
Lüken Ja, ich bringe Ideen mit. Aber die Umsetzung kann ich nicht alleine machen, und die Frage ist auch, ob es auch die Idee der Pfarrgemeinde ist.
Gibt es ein Glaubenserlebnis, etwas, was Sie nachhaltig geprägt hat?
Lüken Mein Einführungstermin in Kerken fällt auf den 10. Oktober. Das ist auch das Datum meiner Priesterweihe in Rom. Das ist ein bisschen wie Hochzeit, auch wenn man als Priester nicht ganz so viel davon mitbekommt, weil man so aufgeregt ist. Aber wenn man merkt, dass die ganze Kirche mit einem im Einklang ist, wenn alle gemeinsam singen und beten, das ist schön. Das ist ja auch nicht immer so.
Warum Rom?
Lüken Ich habe mein Studium in Münster begonnen und später in Rom studiert. Ich fühle mich auch ein bisschen wie ein Römer. Ich liebe das Essen und die Kultur. Das ging ein wenig in die DNA. Außerdem sind in der Zeit viele Freundschaften entstanden zu Priestern, die mittlerweile überall auf der Welt verstreut sind. Es ist schön, dass ich so über den Tellerrand Deutschlands hinausschauen kann und erlebe, wie bunt und vielfältig Kirche ist.