Geldern Katzenschwemme im Tierheim

Geldern · Das Tierheim Geldern hat 80 Stubentiger zur Pflege, 30 davon in Pflegestellen. Fast täglich kommen junge Katzen dazu. Zeitgleich ist jetzt ein Bürgerantrag auf Kastration der Tiere in Geldern gestellt worden. Doch dazu fehlt Geld.

 Kristina Breuer mit vier Jungkatzen im Arm. Die Leiterin des Gelderner Tierheims weiß derzeit kaum noch, wohin mit den Vierbeinern.

Kristina Breuer mit vier Jungkatzen im Arm. Die Leiterin des Gelderner Tierheims weiß derzeit kaum noch, wohin mit den Vierbeinern.

Foto: Gerhard Seybert

Mit Tränen der Verzweiflung in den Augen berichtet Ute Pooten, Vorsitzende des Tierheims Geldern, über die Zahl der Katzen, die sie unterbringen muss. "Wir haben Massen an Katzen und müssen sie quasi stapeln. Wir arbeiten zwölf Stunden am Tag, um alle Tiere zu versorgen." Schlimm sei für sie die Resonanz. "Die Leute sagen: ,Wofür ist denn ein Tierheim sonst da, als sich um diese Tiere zu kümmern?' Viele Menschen haben kein Verständnis für die Situation."

Das Gelderner Tierheim muss sich in Zusammenarbeit mit einem Tierarzt einen ganzen Tag Zeit nehmen, um Katzen und Kater zu kastrieren. "Aber woher sollen wir das Geld nehmen?", fragt Pooten. Eine Kastration kostet pro Tier bis zu 90 Euro. Die stellvertretende Tierheim-Leiterin, Britta Franz, wirft ein: "Dieses Jahr ist es noch schlimmer als im vergangenen, weil die Kommunen die Kosten der Kastration oft nicht mehr übernehmen."

Die Gemeinde Wachtendonk hat beispielsweise Kastrationen der von ihnen abgegebenen Katzen bis zum Jahr 2010 mit 1000 Euro pro Jahr bezuschusst. "Momentan ist aber kein Geld in der Kasse, wir müssen an allem sparen", erklärt Bürgermeister Udo Rosenkranz. "Nach meiner Wahrnehmung besteht auch kein erhöhter Bedarf."

Die Kerkener Gemeinde zahlt nur in Ausnahmefällen 50 Prozent der Kosten für Kastrationen. Bürgermeister Dirk Möcking: "Etwa wenn das Ordnungsamt daran beteiligt ist, diese Katzen zu fangen und im Tierheim unterzubringen. Das sind aber Einzelfälle." Nicht mit eingerechnet sind die Katzen, die von Privatpersonen gebracht werden.

Kommunen, die 50 Prozent der Kosten von Kastrationen pro freilaufender Katze bezuschussen, sind Straelen und Geldern. "Im Jahr kommen von uns bis zu 35 Katzen ins Tierheim", sagt Dietmar Maaßen, Dezernent der Straelener Bürgerdienste.

Ähnliche Zahlen bestätigt auch die Stadt Geldern. "Im Falle einer Kastration spricht das Tierheim zunächst mit dem Ordnungsamt, um Zustimmung für eine Kostenbeteiligung zu erhalten", erklärt Melanie Lattek vom Büro des Bürgermeisters, "dann übernehmen wir die Hälfte der Kosten."

Ralf Oymann vom Ordnungsamt Issum erklärt: "Wir zahlen einen jährlichen Pauschalbetrag von 31 Cent pro Einwohner der Stadt. Diese 3690 Euro sollen alle tierärztlichen Belange und Unterbringungskosten der Fundtiere decken, die wir dorthin bringen. Unter anderem sind es pro Jahr fünf bis zehn Katzen."

Eine Lösung für die Zukunft sieht die Vorsitzende des Tierheims, Ute Pooten, nicht. "Die Kastrationspflicht wäre natürlich eine Hilfe, aber wie soll das praktisch laufen? Wer soll das bezahlen?", fragt sie. Eine Antwort weiß sie nicht.

(RP/ac)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort