Gelderner Kapuzinerkirche Plädoyer fürs Kolumbarium

Geldern · Ein privates Kolumbarium in der Gelderner Kapuzinerkirche sei kein Risiko für die Stadt, sagt Bestatter Georg Raeth. Investor Georg Müller: Wenn die Stadt nicht „Trägerin“ sein will, kämen auch Religionsgemeinschaften infrage.

 Ein Beispiel eines Kolumbariums im Bergischen Land.

Ein Beispiel eines Kolumbariums im Bergischen Land.

Foto: Wolfgang Scholl

Die beiden Unternehmer, die in der ehemaligen Kapuzinerkirche in Geldern einen Bestattungsort für Urnen einrichten wollen, wenden sich gegen die Bedenken der Stadtverwaltung. Der Straelener Investor Georg Müller als Eigentümer und der Bestatter Georg Raeth, der als Betreiber im Boot wäre, werben eindringlich für ihr Projekt. „Der Herr Müller wäre bereit zu investieren“, sagt Raeth. „Die Stadt Geldern würde dahingehend davon profitieren, dass das Gebäude wieder intakt ist.“

Die Stadtverwaltung, und an deren Spitze Bürgermeister Sven Kaiser, fürchten wie berichtet um ihren Einfluss. Die Stadt Geldern soll nämlich die Trägerschaft für das Kolumbarium übernehmen, Eigentümerin wäre sie nicht.

Müller schlägt der Stadt folgendes Konstrukt vor: Das Kolumbarium würde als Friedhof der Stadt Geldern betrachtet. Die Stadt würde von den Bürgern Gebühren für Beisetzungen verlangen. Eingezogen würden diese aber durch Müller beziehungsweise den Betreiber Raeth. „Für ihren Verwaltungsaufwand stünde der Stadt eine Gebühr zu“, so Müller. Er glaubt, dass Geldern dabei gut wegkommen würde. „Nach meinem Informationsstand müsste jede Kommune froh sein, einen Friedhof, der gut betrieben wird, auszulagern.“

 Bestatter Georg Raeth, hier auf dem Friedhof neben der Kirche St. Antonius in Pont.

Bestatter Georg Raeth, hier auf dem Friedhof neben der Kirche St. Antonius in Pont.

Foto: Sina Zehrfeld

Auch Georg Raeth betont, er könne keinerlei Risiko für die Kommune erkennen. „Die Stadt Geldern hat keinen Schaden dadurch. Die Stadt Geldern hat auch keine Mehrarbeit dadurch, die sie nicht bezahlt bekommt“, sagt er.

Die Stadt hatte Müller ein „Stiftungsmodell“ vorgeschlagen, an der auch sie selbst beteiligt wäre. Müller aber will von seiner Position als alleiniger Eigentümer keinesfalls abrücken. „Ich verkaufe nicht, egal für welche Summe“, macht er klar. Er könne als Investor dafür sorgen, dass der Ausbau der einstigen Kirche rasch vonstatten geht und die Instandhaltung gewährleistet ist. Er sei bereit, eine Bürgschaft über genügend große Beträge abzugeben, um das zu garantieren. „Man kann ja auch gute Wirtschaftsanwälte beauftragen, das wasserdicht zu machen“, so Müller. Das gelte auch für den Fall seines eigenen Todes: „Alle wissen, dass ein Geschäft nicht durch das Ableben des Eigentümers beendet ist.“

Der Stadt würden – Entgelt für ihren Verwaltungsaufwand hin oder her – natürlich durchaus Friedhofsgebühren verloren gehen, wenn Bürger für einen Platz im neuen Kolumbarium bezahlen und nicht für einen Platz auf dem Friedhof. Aber wenn es nach Georg Raeth geht, geht es da um überschaubare Zahlen. Angenommen, es würden pro Jahr in Geldern 20 Urnenbeisetzungen wegfallen, rechnet er vor. Dann bedeute das für den Gebührenhaushalt einen Verlust von – so überschlägt Raeth – rund 18.000 Euro. Andererseits könnten Menschen vom gesamten Niederrhein sich für eine Beisetzungen in der Kapuzinerkiche entscheiden, es kämen also welche von außerhalb hinzu. Und nicht zuletzt wanderten derzeit auch Menschen ab, zum Beispiel in die Niederlande. Diese Leute würden vielleicht das Gelderner Kolumbarium nutzen, wenn es eines gäbe.

Nach dem Ende der „Liegezeiten“ der Urnen müsse die Stadt Geldern dafür Sorge tragen, dass die Asche der Verstorbenen würdevoll behandelt wird. Etwa, indem sie auf einem anderen Friedhof unter die Erde gebracht wird. Eventuell dafür fällige Kosten würde man aber mitberechnen, versichert Raeth: „Das ist in der Kalkulation mit drin.“

Der Plan sieht auch vor, dass die Stadt Geldern kein weiteres Kolumbarium in ihrem Gebiet errichten oder zulassen wird.

Die Stadt Geldern ist für die Geschäftsleute aber nicht die einzige Option: Auch Religionsgemeinschaften können die Trägerschaft für Beisetzungsstätten übernehmen. „Wenn die Stadt nicht will, dann bin ich offen für alle Religionsgemeinschaften, die Körperschaften öffentlichen Rechts sind“, kündigt Georg Müller an.

Er wolle aus der Immobilie etwas wirklich Gutes machen, betont er. Und er glaubt, dass ihm das mit einem Kolumbarium gelingen würde. Bis dahin sei es mitnichten so, dass ihn das Warten auf eine Lösung nichts koste. „Seit 19 Jahren zahle ich Grundsteuern, Versicherung und Instandhaltung für das Gebäude“, so Müller.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort