Rp-Serie Wegekreuze Und Heiligenhäuschen (39) Kapelle des Heiligen Rochus zu Wankum

Geldern · Vor 30 Jahren wurde das Heiligenhäuschen neu gebaut. Benannt ist es nach einem Mann, der sich der Pestkranken annahm. Das Häuschen inmitten von Feldern steht unter der Obhut der Katholischen Landjugend des Ortes.

Wankum Philipp van Scherrenburg nimmt den Besen zur Hand und fegt ein paar verirrte Blütenblätter zusammen. Frank Maesmanns hat ihn zu der kleinen Rochuskapelle, die zwischen Maisfeldern eingebettet liegt, begleitet. Beide sind Vorsitzende der Katholischen Landjugendbewegung Wankum.

Die Jugendlichen kümmern sich um das gemauerte Heiligenhäuschen. "Das ist ja quasi der Grundstein der Landjugend. Die hat sie neu errichtet und das sollte man weiterhin pflegen und aufrecht erhalten", sagt Maesmanns mit überzeugter Stimme.

Erst im Mai wurde die Kapelle noch einmal auf Hochglanz poliert, die Außenanlage mit Rindenmulch versorgt und alles fürs 30-Jährige schön gemacht. Drei Jahrzehnte ist es her, dass die Rochuskapelle an der Stelle neu errichtet wurde. Hans-Willi Verhaeg blättert in seinem Fotoalbum. Darin sind alle Arbeitsschritte festgehalten. Auf einem der Bilder steht ein eierschalenfarbener Mercedes mit einem Anhänger voll Baumaterial vor den ersten gemauerten Steinen. "Das war sowieso eine sehr erstaunliche Geschichte", sagt er und lässt sie im Kopf Revue passieren. Eine Geschichte, die bestimmt ist vom Engagement der damaligen Katholischen Landjugend und vielen, vielen Helfern, die sich von der Begeisterung für den Wiederaufbau der Kapelle anstecken ließen.

Es fing alles mit einem Foto an. "Wenn man die doch mal renovieren könnte", dachte sich Verhaeg, als er die traurigen Überreste der Rochuskapelle fotografierte.

Die ursprüngliche stammt aus dem Jahr 1771. "Man nimmt an, dass die Kapelle dem Heiligen Rochus geweiht wurde, weil zur damaligen Zeit die Pest sehr stark in unserer Region wütete", erklärt Verhaeg. Rochus gelte als sogenannter "Pest-Heiliger". "Der Legende nach stammt Rochus aus einer wohlhabenden Familie und hat sich damals um die Pestkranken gekümmert", sagt Verhaeg. Als er die Kapelle fotografierte, war die alte Figur des Heiligen allerdings schon entwendet. Gespräche mit dem Landeskonservator machten schnell deutlich: Diese Kapelle ließ sich nicht mehr renovieren. "Die Substanz war zu schlecht", erinnert sich Verhaeg. "Es sind extra hochrangige Leute gekommen, um das zu begutachten", erinnert sich der 62-jährige Wankumer an den Tag, als Fachleute vom Bistum Münster und der Landeskonservator Dr. Quadflieg samt Chauffeur anreiste. "Die waren sich einig: abreißen und neu bauen", nennt Verhaeg das Ende der Besichtigung.

Ein Gespräch mit dem damaligen Vorsitzenden der Landjugend Wankum, Matthias Opdenfeld, ließ die Idee, die Kapelle an gleicher Stelle neu zu bauen, Realität werden. "Zu damaligen Zeiten war die Landjugend relativ wohlhabend. Es waren die glorreichen Zeiten der Scheunenfeste bei Wackertapp in Wankum", sagt Verhaeg lachend. Er war ja selbst in der Landjugend. Die neu geschnitzte Figur des Heiligen Rochus für damals 1 500 D-Mark konnte sich die Landjugend leisten. Geschnitzt wurde sie vom Künstler Reinhard Fischer aus Wenden im Sauerland. Den Tipp gab es vom Aldekerker Pastor Josef Willems.

Die Holzfigur zeigt den Heiligen in Begleitung seines treuen Hundes und blickt dem Besucher der Rochuskapelle entgegen. Im Volksmund ist sie auch als "Kuckeskapellken" bekannt. Viele wirkten daran mit, dass sie vor 30 Jahren neu erstand. Dem Architekten Ulrich Marschewski hat Verhaeg erst vor wenigen Tagen noch die Einladung zur 30-Jahr-Feier der Kapelle geschickt. Viele Väter, deren Söhne in der Landjugend waren, spendeten ihre Zeit und Arbeitskraft. Die heutige Landjugend hält das weiter in Ehren. Auf Fotos und sogar einem Film hat Verhaeg das Entstehen des Kapellchens festgehalten. Nach der Andacht am 21. August gibt es ihn zu sehen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort